Häufig ist es bei VulPro so, dass ich erst am Ende meines Aufenthaltes merke, dass ich mal wieder keine Fotos von der eigentlichen Arbeit als Volunteer gemacht habe. Oft sind wir einfach viel zu sehr beschäftigt oder arbeiten an verschiedenen Dingen parallel oder die Kamera ist mal wieder nicht griffbereit.
Zum Glück habe ich bereits an meinem Anreisetag Julie kennengelernt, die seit einigen Monaten bei der Gestaltung der VulPro-Facebook-Seite mithilft. Sie hat viele tolle Ideen, um die wichtige Arbeit von VulPro spannend vorzustellen und bezieht immer wieder die Leser mit ein.
Besonders schön finde ich, dass sie jeden neuen Volunteer kurz vorstellt und die Eindrücke und Motivationen der freiwilligen Helfer widerspiegelt. Daher bekam auch ich einen kleinen Auftritt ;-)
Zeitgleich mit mir waren noch ein paar andere Helferinnen vor Ort. Die Südafrikanerin Thando, die bei VulPro ihr Praxisjahr fürs Studium absolviert. Alize aus Frankreich, die als Pferde- und Vogeltrainerin in Wales arbeitet, und Gen aus einem Zoo in Florida.
Gruppenfoto des aktuellen VulPro-Teams. Leider nicht komplett, da noch einige Angestellte fehlen.
Je mehr Helfer zusammen arbeiten, desto mehr Spaß hat man und desto leichter fällt die teils wirklich harte Arbeit. Mehrfach im Jahr müssen die abgenutzten Sitzstangen der Geier in den Volieren ausgetauscht werden. Das ist eine Knochenarbeit, vor allem wenn neue Stützen im harten Boden versenkt werden müssen oder wir die Sitzstangen mit Draht fest zusammen zurren.
Alle drei Tage werden sämtliche Geierpools in den Volieren mit Bürsten geschrubbt. Das Wasser muss dazu vorher händisch rausgeschaufelt werden und - wenn die Solarpumpe nicht funktioniert - mit Wassercontainern und Schubkarren aufgefüllt werden. Hier ist jede helfende Hand wichtig!
Natürlich müssen jeden Tag die Aasreste aus den Volieren und regelmäßig die Knochenreste aus dem Geierrestaurant entsorgt werden. Mit Schubkarren werden die Aasreste ans andere Ende der Farm bergauf geschoben und in einem Container entsorgt. Das ist in der Hitze Südafrikas ebenfalls kein leichter Job, vor allem kein geruchsneutraler.
Fast jeden Tag werden die Geier mit toten Schweinen, Küken & Co gefüttert, die lokale Farmer VulPro spenden. Hier darf man nicht zimperlich sein, was den Umgang mit teils halb verwestem, stinkendem, aufgedunsenen Aas garniert mit zahllosen Maden betrifft. Nicht selten sind wir bei der Fütterung von oben bis unten mit sämtlichen Aasinnereien besudelt und die Schubkarren voller Futterviehzeugs sind natürlich wesentlich schwerer als die Ladungen mit den Aasresten. Ich kann nur jedem Helfer empfehlen: Wer sich einmal ekelt, der wird sich immer wieder ekeln. Daher einfach nicht zaghaft sein und rein mit den Händen ins Aas. Ein Besuch bei VulPro ist nicht vollständig ohne eine gute Portion "carcass fun". Hier gemeinsam mit Obert und den Resten aus dem Geierrestaurant.
Geier sind eben Geier und bekommen hier kein Premium-Steak aus der Kühltheke. Die Arbeit ist hart, schmutzig und stinkig! Aber es gibt kaum einen schöneren Moment, als wenn sich hunderte glückliche Geier über eine servierte Mahlzeit hermachen oder an einem heißen Tag vergnügt in einem frisch geschrubbten Geierpool planschen! Wenn dann noch knuffige Küken in den Brutvolieren heranwachsen und gesund gepflegte Geier in die Freiheit entlassen werden können, dann hat sich die ganze harte Arbeit gelohnt!!!
Zu diesen täglichen Arbeiten kommen dann noch viele andere Tätigkeiten. Es werden kilometerweit Stromleitungen abgegangen, um nach Überresten verendeter Geier und sonstiger Tiere zu suchen, die Funde zu dokumentieren und anschließend Berichte an Eskom so schicken, den größten Stromanbieter Südafrikas und Verantwortlicher für zahllose Geieropfer durch ungesicherte Strommasten und Kollisionen mit Stromleitungen.
Zweimal im Jahr werden verschiedene Geierkolonie besucht und die aktiven Nester dokumentiert. Bei dieser spannenden Arbeit durfte ich diesmal zum ersten Mal mithelfen und bin restlos begeistert!
In der Brutsaison wird praktisch täglich säckeweise Nistmaterial gesammelt und den Geiern für den Nestbau zur Verfügung gestellt.
Die verletzten Geier müssen medizinisch versorgt und beobachtet werden.
Immer wieder gibt es kleine Forschungsprojekte, an denen die freiwilligen Helfer sich beteiligen können. Ich hatte zum Beispiel vor Jahren über Monate das Brutverhalten und die Kopulationen von den Kapgeiern in der Brutvoliere dokumentiert und ausgewertet.
Zur Unterstützung des Calciumhaushaltes werden Eimerweise alte Knochen mit dem Hammer in Knochensplitter zerhackt, die von den Geiern gefressen werden können.
Es fallen Gartenarbeiten an wie das Rasenmähen in und außerhalb der Volieren sowie das Zusammenharken von Federn und altem Nistmaterial. Vor allem in der Mauser (wie jetzt aktuell) ist ganz VulPro ein einziger Federhaufen.
Die Schattennetze an den Volieren zerfleddern innerhalb weniger Monate und müssen immer mal wieder ausgetauscht werden. Die Befestigung mit kleinen Drahtschlingen an den Volieren ist sehr zeitaufwändig.
Manchmal werden Besuchergruppen durch VulPro geführt.
Werden verletzte Geier gefunden, fährt häufig ein Mitarbeiter von VulPro raus, um den Geier einzusammeln. Dabei wird er oft von einem freiwilligen Helfer begleitet, um den Geier besser versorgen zu können.
Außerdem fahren Search & Rescue Teams raus, wenn sich ein Geier mit GPS-Sender irgendwie auffällig verhält und Grund zur Besorgnis liefert.
Die Liste an Aufgaben könnte ich noch weiter fortsetzen, aber ich denke dieser Artikel gibt schon eine gute Übersicht über die Hauptaufgaben, die einen Volunteer bei VulPro erwarten. Der Wille hart zu arbeiten und dieses Geierschutzprojekt mit Leib und Seele unterstützen zu wollen, sind natürlich Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Aufenthalt bei VulPro. Ich kann nur sagen, dass ich jeden meiner 12 Besuche hier genossen habe, immer wieder etwas Neues erlebe und es mir niemals langweilig wird!!! Diese wunderbaren Geschöpfe sind jeden Einsatz im Kampf um ihr Überleben wert!!!
Sonntag, 15. September 2019
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