Mittwoch, 12. Oktober 2022

Monitoring der Kapgeier-Kolonie Kransberg

Schon vor meiner Anreise bekam ich eine Nachricht von Caroline, einer Mitarbeiterin von VulPro, die ich bisher noch nicht persönlich kannte. Natürlich ist sie mir aufgrund ihres Namens direkt sympathisch gewesen, da ich außer meiner Schwesti noch nie eine andere Caroline kennengelernt hatte. Sie lud mich für den 10.-12.10.2022 zum Monitoring der zweitgrößten Kapgeier-Kolonie in Kransberg ein, im wunderschönen Marakele Nationalpark. Bisher hatte ich nur einmal an einem Nest-Monitoring teilgenommen, aber damals waren es Weißrückengeier an der Grenze zu Botswana. Diese nisten in Bäumen, während Kapgeier Kliffbrüter sind. Die Vorfreude war also riesig!!!

Um 6 Uhr ging es los und wir machten uns auf den weg der etwa dreistündigen Fahrt. In Thabazimbi ließen wir schnell noch einen Reifen reparieren, damit der Wagen wieder geländetauglich ist. Kurz darauf erreichten wir das Griffons Bush Camp, wo wir übernachten würden.

  Der Marakele Nationalpark ist in Grunde auf der anderen Seite der Bergkette, so dass die meisten wilden Tiere weniger vertreten sind. Trotzdem können vor allem Raumkatzen locker ihren Weg auf dieses Gelände finden. Auf dieser Seite der Bergkette befindet sich allerdings die Kapgeier-Kolonie, der natürlich allerbeste Teil des Nationalparks. In der Vergangenheit bin ich dreimal dort gewesen. Zweimal hatten wir uns die Kapgeier vom Bergrücken aus angeschaut und einmal war ich mit Alvaro dort auf Safari. Ich verstehe nicht, warum dieser Nationalpark weniger bekannt ist, obwohl er landschaftlich echt klasse ist!
Nachdem wir unsere Klamotten kurz im Bush Camp abgeladen hatten, ging es direkt los zum ersten Geier-Checkpoint. Vorher entdeckten wir bereits die ersten kreisenden Geier über und und diesen Kollegen hier weit entfernt in einem Baum.
Das Monitoring findet zweimal im Jahr statt. Zunächst zum Beginn der Brutsaison, um zu schauen, wieviele Nester besetzt sind. Und dann ein zweites Mal im Oktober, gegen Ende der Brutsaison, um u.a. die Küken zu zählen. Aus der Ferne sieht die Kolonie in etwa so aus: Die ganze Bergkette ist voller weißem Geierdung, der auf Nester oder Rastplätze hinweist. Natürlich waren wir viel zu weit weg, um Fotos machen zu können.
In der Vergangenheit wurden die Brutklippen jedoch in ca. 40 Segmenten fotografiert und die bekannten Nester eingezeichnet. Zu jedem Segment hatten wir das ausgedruckte Foto als Backup und die Datei auf dem Computer - solange der Akku hält. Im Bush Camp gibt es nämlich keinen Strom, sondern nur ein bisschen Licht dank der Solaranlagen. Akkuaufladen geht also nur während der kurzen Fahrtstrecken im Auto. Wir haben es uns also an einem Beobachtungspunkt bequem gemacht, abhängig vom Stand der Sonne und der Sichtbarkeit der Klippen, und uns ein Segment rausgesucht. Mit den Spektiven haben wir dann beide den gleichen Startpunkt gewählt und sind anhand des Computerbildes Nest für Nest die Klippen langgewandert, um die Nester nach Küken, Brutverhalten etc. zu checken. Dabei gilt das 4-Augen-Prinzip, da die Geier sehr klein und perfekt in den Felsen getarnt sind.
 
Zu jedem Nest haben wir unserer Beobachtungen abgestimmt und notiert. Zusätzlich hielten wir Ausschau nach neuen Nestern und markierten diese in der Bilddatei. Zum Glück hatte ich überraschend schnell den Dreh raus und konnte die Geier trotz Tarnung sehr gut erkennen. Auf das Geieradrenalin ist einfach Verlass!!! Caroline und ich haben uns super ergänzt und kamen richtig schnell voran.
Ich hatte nur hin und wieder Probleme den Startpunkt eines neuen Segments zu finden, weil auf den ersten Blick natürlich alles erstmal nach Felsen aussieht. Aber Dank Carolines lustiger Beschreibungen einzelner Felsen oder Mustern im Fels aus Geierdung, fand ich dann doch meistens die richtige Stelle.
Zwischendurch kam ein Heli vorbeigeflattert und wir dachten schon, dass ein paar Wilderer in unsere Richtung gejagt werden. Der Heli flog aber in Schlangenlinie immer wieder auf die Bergkette zu und als er über uns hinweg flog, konnten wir sehen, dass er zum Nationalpark gehört. Später fanden wir heraus, dass er eine Wildtierzählung durchgeführt hat.
Bis zum Sonnenuntergang hatten wir knapp 400 der ca. 1.600 markierten Nester gecheckt und das, obwohl wir erst vormittags angefangen hatten und zwischendurch wegen schlechter Sicht eine Pause einlegen mussten. Ein top Ergebnis! Von den 1.600 Nestern sind bei Weitem nicht mehr alle besetzt. Aber sie werden natürlich trotzdem weiter geprüft. Dadurch kann man leicht feststellen, ob z.B. ein Segment plötzlich ncht mehr unter den Geiern beliebt ist.
  Kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns dann auf den Weg zurück ins Camp, um die mikrigne Solarlampen zumindest noch fürs Kochen nutzen zu können. Herd und Kühlschrank gibt es dort mit Gas. Außerdem zwei große Aufenthaltsräume, drei Schlafzimmer und zwei Bäder, mitten im Busch! Der Manager des Camps ist sehr nett und wohnte direkt nebenan. Er warnte uns gleich, dass wir nicht im Garten herumlaufen sollten, da sich ein Gepard in der Nähe herum treibt. Da wir auch einiges an Affenvolk gesehen hatten, hielt sich mein Entdeckergeist sowieso in Grenzen. Praktischerweise hatte Caroline für unsere Vorräte gesorgt und hat beide Abende lecker für uns gekocht. So ließ es sich aushalten! ;-)
Am nächsten Morgen krähte der Wecker um 4:30 Uhr, damit wir bei Sonnenaufgang bereits auf dem Weg zum Beobachtungspunkt sind. Morgens und nachmittags werden die Felsen normalerweise besonders gut angestrahlt, so dass es leichter ist die Geier zu beobachten. Sonnenaufgang an der Kolonie!
Leider sind die "Straßen" auf dem Griffons-Gelände durch den starken Regen im Frühjahr total ruiniert und ausgewaschen worden. Da wir selbst mit unserem Allradwagen nicht weiter kamen, mussten wir nach den ersten kleineren Abschnitten umkehren. Das war aber nicht schlimm, da die Sicht gegen 8 Uhr sowieso schlechter wurde. Nachts und morgens hatte es wie blöde gestürmt und der aufgewirbelte Dreck war nicht gerade hilfreich. Nach einem kurzen Frühstück im Camp ging es dann zurück auf die Piste, diesmal jedoch außerhalb von Griffons von der "Hauptstraße" aus. Diese Schotterpiste ist doch eine Schranke gesichert und jedes Auto wird dokumentiert, so dass man dort halbwegs sicher ist. Aber natürlich ist die Straße ein ganzes Stück weiter weg von der Kolonie, was das Monitoring etwas erschwerte.
Unterwegs trafen wir eine Herde Antilopen auf der anderen Straßenseite...
... und entdeckten einen ganzen Schwung Geier an einer Wasserstelle. Leider waren sie trotz der Entfernung recht schreckhaft, als ich ausstieg, um Fotos zu machen. Nach und nach flatterten sie Richtung Antilopenherde davon.
Im Schatten eines Baumes richteten wir unseren nächsten Beobachtungspunkt ein und setzten unsere Arbeit fort. Es ist einfach traumhaft so viele hunderte von Geiern in freier Natur beobachten zu können. Die Küken saßen in allen Größen in ihren Nestern, von flauschig weiß bis fast ausgewachsen. Einige zeigten nur ihr Miniköpfchen und andere trainierten fleißig ihre Flügelmuskeln und hoben sogar ein Stückchen ab. Außerdem waren viele erwachsene Geier auf Nahrungssuche unterwegs oder landeten elegant in ihren Nestern. Traumhaft, traumhaft, traumhaft!!!
Zum Nachmittag hin hatten wir bereits ein riesiges Stück der Kolonie geschafft und zogen mit unserem Beobachtungsstand noch einmal um. Als der Laptop den Geist aufgab, wurde es knifflig, denn auf den Fotos sehen die Felsen noch ähnlicher aus und die Nester sind kaum zu erkennen. Aber auch auf diese Weise schafften wir noch einiges, bevor es zu dunkel wurde.
Als wir gerade aufbrechen wollten, kam zufällig der Manager von Griffons vorbeigefahren und sagte uns, dass auf dem Heimweg Geparde direkt am Zaun sitzen würden. Der perfekte Zeitpunkt um abzubrechen. Wir fuhren also noch ein Stückchen weiter Richtung Sonnenuntergang...
...und entdeckten tatsächlich fünf Geparde direkt am Zaun!!! Auf dem Griffons-Gelände! Eine wachsame Mutter mit ihren vier schon recht großen Jungtieren, die sich ins hohe Gras duckten. Wenn mir jemand sagt "direkt am Zaun", dann gehe ich ja davon aus, dass die Viecher 500m davon entfernt sitzen. Aber nein, sie waren wirklich direkt an der Straße!!! Der absolute Oberhammer! Sowas entschädigt durch total dafür, dass wir keine Zebras, Giraffen & Co gesehen haben, die sowieso nicht auf diese Seite der Bergkette kommen.
Nach Rückkehr ins Camp waren wir noch immer sprachlos über diese geniale Sichtung und den insgesamt perfekten Tag! Wir haben rund 900 Nester an diesem Tag geschafft und mit dem Vortag 222 Küken dokumentiert - plus diverse Nester, in denen gebrütet wurde bzw. ein Küken vermutet aber nicht gesehen wurde. Damit bleiben für den letzten Tag nur noch rund 300 Nester übrig.
In der zweiten Nacht hat es weniger gestürmt, so dass am nächsten Tag die Sicht perfekt war. Wir starteten wieder früh und freuten uns, dass die Geparden noch immer an gleicher Stelle saßen.
Vom gleichen Beobachtungsplatz wie gestern Abend hangelten wir uns durch die letzten Nester und wurden noch vor 9 Uhr fertig! Ich hätte doch glatt noch ein paar Tage dranhängen können! Natürlich ist es für die Augen anstrengend die ganze Zeit durch ein Spektiv zu schauen, vor allem, wenn man es nicht gewohnt ist und die Geier weit, weit weg sind. Und das größte Problem, wenn man versehentlich das Spektiv zu stark bewegt und den gemeinsamen Punkt verliert. Aber auch die Probleme waren bei all dem Geieradrenalin kein Problem und ich kann noch immer nicht glauben, dass ich tatsächlich eine so riesige Geierkolonie beobachten und dokumentieren konnte! Was für ein tolles Erlebnis!!!
Ich bin schon sehr gespannt, was Caroline mit unseren Daten auswertet und ob die Kolonie im Vergleich zum Vorjahr hoffentlich etwas gewachsen ist.

Samstag, 8. Oktober 2022

Andenkondor-Special

Von allen Geiern hier bei VulPro missachte ich die tollen Andenkondore irgendwie am meisten. Daran sind sie zum Teil selber schuld, weil sich das Weibchen und eines der beiden Männchen die meiste Zeit des Tages in den künstlichen Felsnischen verstecken. Außerdem liegt ihre Voliere neben dem Beobachtungshaus für das Geierrestaurant. Wenn ich dorthin gehe, bleibe ich eher selten noch stehen, um die Andenkondore vernünftig zu beobachten. Das heute ein Special mit Bildern des Männchens, das insgesamt am aktivsten ist.

Über dieses komische Knochenspielzeug in der Voliere hatte ich mich letztens schon gewundert, aber er scheint sich tatsächlich damit zu beschäftigen.
Das hübsche Weibchen schaute hin und wieder von ihrerr hohen Felsplattform herab, ließ sich aber nicht näher blicken. Sehr schade, da sie wirklich sehr hübsch ist!