Sonntag, 30. April 2017

California Condors, here we come!

Endlich ist es wieder so weit: Zeit für einen Geierurlaub!!!
Diesmal verschlägt es mich für zwei Wochen auf den Spuren des Kalifornischen Kondors in die USA.
Die Anreise war lang und ermüdend: Mit dem Auto runter nach Frankfurt und mit dem Flieger über San Francisco nach Las Vegas. Dort wurde ich von meiner Amerikanischen VulPro-Geierfreundin Maggie eingesammelt und viel nur wenige Minuten später todmüde ins Bett. Zum Glück war es bereits nach 22 Uhr, also eine perfekte Zeit, um gleichzeitig den Jetlag zu bekämpfen.
Nach einem Frühstücksplausch mit der netten Besitzerin unserer Airbnb-Unterkunft "Urban Aloe Vera Farm" ging es endlich los Richtung Grand Canyon mit einem Kurzstopp am Hoover Dam.
Während der Fahrt konnten wir direkt die ersten Truthahngeier beobachten, die um unser Auto herum schwirrten. Eigentlich wollte ich ein saftiges Aas aufs Autodach schnüren, um ein paar Geier anzulocken. Aber das war offenbar gar nicht nötig. Nach einigen Stunden Autofahrt erreichten wir den Mather Campground nahe des Grand Canyon Villages am South Rim. Unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte. Und ich lernte zum ersten Mal mein Zelt aka Raupenkokon kennen, das Maggie mir netterweise mitgebracht hat - sie schläft übrigens lieber unter freiem Himmel auf dem Boden.
Außer bei der Beringung der Ohrengeierküken im Namib-Naukluft Park 2015 habe ich bisher noch nie einen Camping-Urlaub verbracht. Umso besser, dass Maggie absolut Outdoor-erprobt ist und das ganze Equipment mit ihrem eigenen Auto aus Indiana rüber gekarrt hat. Im Grunde brauchte ich nur Kleidung und meinen Schlafsack mitbringen.
Nachdem das Zelt aufgebaut war, wollten wir nachmittags natürlich noch schnell vor Sonnenuntergang rüber zur Schlucht. Kaum dort angekommen, schießt das Geier-Adrenalin in die Höhe: Auf einem Felsvorsprung sitzt tatsächlich ein Kalifornischer Kondor!!!
Natürlich haben wir direkt unsere Beine in die Hand genommen und sind in seine Richtung gewetzt.
Um die nächste Kurve herum und schon konnten wir sehen, dass sich eine ganze Menschentraube um ihn herum gesammelt hat. Mein Traum wurde wahr: Kalifornischer Kondor mit Grand Canyon im Hintergrund!!!
Zum Glück war er auf seinem Felsplateau in Sicherheit vor zu nervigen Fotografen und wartete geduldig, bis Maggie und ich uns in die erste Reihe gedrängelt hatten. Als hätte er dort auf uns gewartet, um uns persönlich zu begrüßen!
Das erste Highlight unserer Reise!!!
Was für ein knuffiges Tier!!!
In den 80er-Jahren waren Kalifornische Kondore bis auf wenige Exemplare ausgestorben. Diese wurden eingefangen und in Brutcentren für die Nachzucht genutzt. Mittlerweile kreisen wieder ca. 300 Kondore in Freiheit und einige weitere sorgen weiterhin in Brutcentren für zusätzlichen Nachwuchs.
Alle Kondore bekommen eine Flügelmarkierung, GPS und werden gründlich dokumentiert. Unter anderem gibt es eine Kondor-Liste, in der sich prima nachlesen lässt, welcher Kondor wie alt ist und wo er herkommt. Unser Kalifornischer Kondor mit der weißen Nummer 80 auf schwarzem Hintergrund ist ein bildhübsches Weibchen und steht kurz vor seinem 15. Geburtstag. Die Hübsche schlüpfte nämlich am 03.05.2002 und wurde am 29.11.2003 ausgewildert. Vielen Dank für deinen netten Empfang!!!
Wunderschönes Tier vor wunderschöner Kulisse!
Eine Meisterin im Posen!
Ich hatte mir so sehr gewünscht einen Kalifornischen Kondor am Grand Canyon zu sehen, aber wirklich gerechnet hatte ich damit nicht. Umso schöner die Überraschung, dass es direkt am ersten Tag geklappt hat!
Als die Schatten langsam länger wurden, begann sich die Dame zu recken und zu strecken.
Wenn die Sonne erstmal untergeht, gibt es keine Thermik mehr. Daher sollte sich die hübsche Dame langsam auf den Weg machen, um zu ihrem Rastplatz oder Nistplatz zu gelangen.
Was für eine Show: Die Kondordame breitete ihre über 3 m großen Flügel aus und flatterte sich kräftig die Muskeln locker.
Nach einer letzten Dehnübung...
...drehte sie sich zur Seite und ließ sich elegant in die Schlucht fallen.
Schwer zu erkennen, aber ganz unten in der Bildmitte ist der Kondor so sehen, wie er langsam Richtung Sonnenuntergang von dannen glitt.
Ein herrliches Erlebnis für den ersten Tag!!!

Auf der Rückfahrt zum Zeltplatz trafen wir dieses Aas in spe und ein paar seiner Kollegen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie eine Horde Kondore genüsslich dran rumkaut...
Kondorhafte Träume!

Freitag, 28. April 2017

Nachwuchs oder unbefruchtet?

Vor 54 Tagen wurde das Gänsegeier-Ei im Zoo Duisburg vom erfolgreichen Brutpaar Papageier und seiner Dame gelegt. Das bedeutet: Wenn das Ei befruchtet ist, dann müsste das Geierküken jetzt jeden Moment schlüpfen. Da ich jedoch morgen in Urlaub fahre, kann ich leider nicht selber nachsehen, ob schon ein winziges Flauschknäuel im Nest liegt. Ich würde den beiden Geiereltern nach dem Vogelgrippestress und der kräftezehrenden Brutzeit sehr wünschen! Falls also irgendwer von euch in den nächsten Tagen im Duisburger Zoo vorbeischaut, ich würde mich über Infos und Fotos sehr freuen. Zwar werde ich keinen Laptop mit in den Urlaub nehmen und die Blogartikel erst nach der Reise nachreichen, aber vielleicht habe ich ja dennoch hin und wieder Internetzugang.
Die nächsten zwei Wochen verbringe ich zwar nicht in einem Geierprojekt, aber ich werde meine liebe Geierfreundin Maggie in den USA treffen. Wir hatten uns bei VulPro in Südafrika kennengelernt und waren zweimal zeitgleich dort. Umso schöner, dass wir uns nun in ihrer Heimat treffen und gemeinsam ab Las Vegas auf den Spuren des Kalifornischen Kondors reisen werden. Außerdem werden wir endlich den weltberühmten Andenkondor Andy N. Condor persönlich kennenlernen, der in Tracy Aviary in Salt Lake City lebt. Außerdem geht es an die Kalifornische Küste, wo sich ebenfalls einige Kalifornische Kondore rumtreiben sollten. Ich kann es kaum noch erwarten, bis das neue Geierabenteuer endlich startet!!!

Freitag, 14. April 2017

Platzwechsel bei der Ei-Pflege

Kurzer Besuch bei den Gänsegeiern im Zoo Duisburg.
Während Mama-Geier auf einem Baumstamm saß und das Treiben im Zoo beobachteten,...
...lag Papageier im praktisch nicht vorhandenen Nest und bebrütete das Ei.
Der Arme ist nur noch ein schwacher Haufen aus Federn und wirkt sehr kraftlos. Dennoch opfert er sich vollkommen für das Ei auf und möchte es unbedingt ausbrüten.
Mamageier auf der Rückkehr zum Nest.
Kurze Zeit später konnte ich einen Platzwechsel beobachten und dabei das große Geier-Ei sehen.
Für einen Moment lag es sogar unbewacht im Nest, bis Mamageier endlich näher kam.
Vorsichtig drehte sie mit dem Schnabel das Ei auf dem Boden hin und her. Diese Verhaltensweise muss selbstverständlich auch bei einer Brut im Inkubator erfolgen. Dort wird das Ei alle 8 Stunden um jeweils eine halbe Drehung bewegt; immer abwechselnd mit und gegen den Uhrzeigersinn.
Anschließend legte sie sich vorsichtig auf das Ei und brütete weiter.
Papageier schüttelte einige Minuten lang seine müden Flügel aus, bevor er sich ein paar Schnabelfüllungen vom Aas gönnte.
Nebenan bei den Ausquartierten war nichts los. Die beiden hatten es nach dem Vogelgrippe-Stress nicht geschafft noch ein weiteres Ei hinterher zu legen. Daher lagen beide nun im Gehege herum und bewegten sich kaum.
Eine Weile später konnte ich bei Papageier einen weiteren Platzwechsel beobachten. Papageier lag nun wieder auf dem Ei, aber seine Dame wollte ihm offenbar das Brüten nicht überlassen.
Immer wieder hackte sie nach Papageier, während dieser verängstigt schnatterte und fiepte. Komisch, was da wohl in die beiden gefahren ist!? So unharmonisch habe ich die beiden in den letzten Jahren nur selten gesehen.
Zum Glück kriegten sich die beiden bald wieder ein und bewunderten gemeinsam ihr kleines Wunder im Nest.
Letztendlich bekam Mamageier ihren Willen und durfte zurück ins Nest.
Bei den Schautafeln gab es übrigens eine Neuerung:
Eine kinderfreundliche Geier-Info wurde aufgehängt. Warum dieses Bild allerdings zwischen Perlhuhn und Marabu aufgehängt wurde statt neben das Geierschild, versteht vermutlich nur der verantwortliche Zoo-Mitarbeiter...
Bevor ich mich auf den Heimweg machte, wurde ich noch Zeuge, wie sich ein zerfleddertes Trampeltier den Rücken auf dem Boden schubberte. Sehr niedlich!