Samstag, 20. Dezember 2014

Auf Wiedersehen!

Unglaublich, wie schnell doch drei Wochen vergehen und die tolle Zeit im Geiercenter VulPro schon wieder vorbei ist :-( Ich werde meine "zweite Heimat" wie immer sehr vermissen!
Abschied vom neuen Kühlraum. Genau der richtig Ort für meinen "Road Kill Taste Tester"! Und die letzte Gelegenheit sich die Schuhsohlen nochmal richtig schön mit Aas zu verschmieren...

Auf Wiedersehen, Großvoliere mit den vielen Kapgeier, Weißrückengeiern, Ohrengeiern...
...und dem Weißkopfgeier. Dieser bekommt heute übrigens endlich einen Partner!!! Wahl ist so nett und fährt viele, viele Stunden, um den Geier abzuholen. Leider werde ich mich daher heute nicht mehr persönlich von ihm verabschieden können, aber ich weiß ja, dass wir auch weiterhin in Kontakt bleiben werden. Machs gut, Wahl, und bis hoffentlich bald!
Auf Wiedersehen, Palmgeier und Andenkondore, auch wenn ich keine neuen Bilder mehr von euch gemacht habe!
Auf Wiedersehen, Geierrestaurant! Das Beobachtungshaus war heute vom gleichen Herrn gebucht, der schon vor einigen Tagen das Riesenspektakel mit gut 300 wilden Kapgeiern bewundern konnte. Er war so nett mir zu gestatten, dass ich ihm eine Weile Gesellschaft leiste, um noch zwei letzte Stunden in diesem tollen Geierrestaurant zu verbringen.
Es war wieder so ein Tag, wo zwar "nur" 30-50 Geier zeitgleich im Aas herum hackten, aber immer wieder kamen und gingen weitere Geier. Daher konnte ich auch wieder einige wunderschöne Landungen bewundern.
Auch zwei, drei Störche waren wieder vertreten.
Netter Gruß von Samara, nur einen halben Meter von meiner Kamera entfernt. Aber immerhin übertönte der Geruch ihres Dunges den wesentlich fieseren Geruch der muffigen Schweinekadaver ;-)
Abflug vom Dach der Brutvoliere:
Wirklich schön die Geier noch einmal in Aktion gesehen zu haben!
Eingeweide reiß.
Auf den letzten Drücker ist mir auch endlich eine Aufnahme einer ganz besonderen Landung gelungen, wenn auch nicht in bester Qualität: Eine Landung, bei der der Geier mit voller Wucht den Staub im Geierrestaurant aufwirbelt:
Unserem Neuzugang von vor zwei Tagen ging es über Nacht übrigens total schlecht. Er hatte die halbe Nacht schlimme Krämpfe, so dass Kerri sich aufopferungsvoll rund um die Uhr um ihn kümmerte. Tagsüber musste er daher an den Tropf und wurde mit einigen Spritzen versorgt. Ein jämmerlicher Anblick am frühen Morgen!
Bei seinen Krämpfen verdreht sich der lange Hals in alle erdenklichen Richtungen, als würde sich der Geier selber einen Knoten in den Hals machen wollen. Wir versuchten dann jedesmal vorsichtig den Hals wieder zurückzudrehen, aber das war kaum möglich. Der Hals ist nämlich total verkrampft und verspannt, knochenhart und kaum beweglich. Armer Geier. Das sah wirklich gruselig aus!
Mittags bekam er ein weiteres Medikament, dass im Idealfall innerhalb weniger Stunden deutlich helfen würde. Im schlimmsten Fall kann es aber alles verschlimmern. Daher bekam der Geier durch Maggie eine Dauerbeobachtung. Auch ich versuchte dem Kleinen so lange wie möglich beizustehen, weil ich vor meiner Abreise am Nachmittag nicht noch einen Geier verlieren wollte. Nur eine halbe Stunde vor Abreise dann plötzlich der Lichtblick: Der Geier schien plötzlich zu neuem Leben zu erwecken, das Mittel hat geholfen!!! Er konnte sogar vom Tropf genommen und in die Voliere gesetzt werden. Auch sein Appetit kam zurück und er schlang sich gierig ein paar Aasfetzen rein. Hoffentlich kommt der Kleine durch!!!
Auf Wiedersehen, ihr lieben Patienten! Kämpft weiter so gut wie bisher und nehmt euch ein Beispiel am Sekretär, der mittlerweile den ganzen Tag in seiner Voliere herumspaziert und sich gar nicht mehr anmerken lässt, was für ein Häufchen Elend er noch vor zwei Wochen war!
Auf Wiedersehen, Maggie, und viel Erfolg mit deiner Masterarbeit! Ich freue mich schon sehr darauf sie eines Tages zu lesen und zu erfahren, was du Spannendes über das Freilassen von Junggeiern erforscht hast! Es war wirklich schön dich kennengelernt zu haben!
Auf Wiedersehen, Laura! Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass du die letzten drei Tage zu Besuch bei VulPro warst und ich dich wiedersehen konnte! Wielen Dank auch für die Hilfe mit meinem Internet-Stick! Ich drücke dir die Daumen, dass du bald wieder fliegen kannst!
Auf Wiedersehen, Kerri! Dir kann ich gar nicht genug für die wunderschöne Zeit danken, für die vielen neuen Erfahrungen, vor allem im Umgang mit den verletzten Geiern und dem Sekretär sowie für das Angebot, dass ich jederzeit bei VulPro willkommen bin! Ich vermisse dich, VulPro und die Geier jetzt schon!!! Weiterhin viel Erfolg bei deiner tollen Arbeit. Die Geierwelt kann stolz sein so eine engagierte Schützerin wie dich zu haben!!!
Und auf Wiedersehen, Rocky, mein geliebter Kampfhahn! Du hattest die Wahl dich in die Geiertransportkiste zu setzen und mit mir abzureisen oder bei VulPro zu bleiben. Ich kann dir deine Wahl leider nicht übel nehmen, denn im Herzen wäre sie auch meine Wahl gewesen! Du wirst mir schrecklich fehlen, noch mehr als bei meiner Abreise im letzten Jahr! Und ich werde es sogar vermissen jeden Morgen um 4:45 Uhr durch deine liebliche Stimme geweckt zu werden. Wie gut, dass du mir so nett in die Kamera gekräht hast und ich deine Stimme hoffentlich bald als Weckruf nutzen kann. Pass gut auf deine drei Küken auf und lass dich nicht vom weißen Winzlingshahn ärgern.
Auf Wiedersehen, Aero Mint und Cadbury! Zwar hat es diese überschauliche Ration durch die 35 Grad in Südafrika bis zum Flughafen Johannesburg und schließlich ins eisige Deutschland geschafft, aber ich befürchte sie wird nicht lange unter uns weilen. Warum steht da eigentlich "made in Germany" drauf, wenn man diese Köstlichkeiten gar nicht hier kaufen kann??? Es war mir eine Ehre meine Zähne in eure Verwandten geschlagen zu haben! Ihr werdet bald wieder vereint sein! ;-)
Auf Wiedersehen, Südafrika!!!

Freitag, 19. Dezember 2014

Abschiedsschmerz

Leider neigen sich die drei wunderschönen Wochen bei VulPro nun dem Ende entgegen und im Grunde fühlte es sich eher an wie nur drei Tage. Aber ich will mich nicht beklagen, sondern bin glücklich, dass ich zum dritten Mal hier arbeiten durfte! Netterweise blieb auch noch Zeit für ein kleines Shooting mit unserem neuen Kapgeier-Patienten von gestern Abend. So einen dünnen Geierhals habe ich noch nie gesehen. Armes Vieh! Aber immerhin scheint er bis auf die Unterernährung keine Schäden zu haben!
Zwangsflüssigkeitszufuhr per Röhrchen.
Bei so einem dürren Hals habe ich ja richtig Angst, dass ich zu feste zudrücke. Klar halte ich ihn eher bei den Kieferknochen als am Hals, aber dennoch wirkt der Kleine total zerbrechlich.
Fütterung mit schnabelgerechten Aasfetzen im Hospital Camp.
Hier ist der dürre Hals noch einmal richtig gut zu erkennen. Da muss noch kräftig viel lecker Aas rein, damit der Kleine bald wieder zu Kräften kommt!
Der Sekretär hat uns heute auf beeindruckende Weise zu verstehen gegeben, dass er keine Lust mehr auf Lauftraining hat: Er steht lieber von ganz alleine auf und läuft durch die Voliere! Genial, genial, genial! Er hat es geschafft!!!
Geier am Himmel! Diesen Anblick werde ich schrecklich vermissen!!!
Heute wurde mir sogar noch ein Herzenwunsch erfüllt: Ich durfte Rocky auf den Arm nehmen!!! Natürlich hatte ich einen Heidenschiss vor dem Fettwanst, aber er war halbwegs friedlich und hat mich nicht ernsthaft verletzt!
Rocky, ich bin verliebt! :-)
Im Geierrestaurant schnäbelten Vormittags gut 130 wilde Geier um die Wette. Dabei flatterten aber immer wieder ganze Massen davon, während Neuankömmlinge landeten. Auch ein paar Störche waren wieder vertreten.
Gefährlicher Rastplatz!
Mittagessen mit Pferden...
...und Rocky unterm Weihnachtsbaum.
Leider bekamen wir mittags den Hinweis, dass ein verletzter Geier auf dem Nachbargrundstück hinter dem Geierrestaurant liegt. Wir fuhren hin und ein Viehhirte konnte uns genau erklären, wo der Pechvogel liegt. Schnief, kein schöner Anblick. Der arme Jung-Kapgeier ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in eine der Stromleitungen gekracht und hat sich dabei so schwer verletzt, dass er nicht vor uns flüchten konnte. Also sammelten wir ihn ein und brachten ihn ins Hospital Camp zur Untersuchung.
Weil Bein und Flügel nicht gut aussahen, fuhren wir kurz darauf zum Tierarzt. Dort wurde das arme Kerlchen viermal geröntgt, weil die Stellen so schwer zugänglich waren. Apathisch ließ der Geier alles über sich ergehen und stellte keinerlei Ausbruchsversuche an.
Die Diagnose bestätigte unser erste Vermutung: Das linke Bein ist gebrochen, sehr kompliziert im Gelenk. Daher müsste er gut 6 Wochen in einer Schlinge sitzen, bis der Knochen heilen kann. Aber selbst dann wird er ein Leben lang hinken. Hinzu kommt ein äußerst komplizierter Bruch des linken Flügels, wobei der Knochen aufgrund von Calcium-Mangel fast der Länge nach gebrochen ist. Diesen Flügel müsste man in jedem Fall amputieren. Mit einer der beiden Verletzungen hätte man ja noch versuchen können den Geier zu retten, aber nicht mit beidem. Hinzu kam noch der Verdacht auf innere Verletzungen, so dass wir uns leider entscheiden mussten das arme Jungtier einzuschläfern :-(R.I.P.!
Damit ist es der dritte eingeschläferte Geier plus einen getöteten Geier in der Voliere sowie der tote Geier am Strommast und noch mindestens drei weitere Meldungen über tote Geier in nur drei Wochen... Da sage nochmal einer, dass es doch genug Geier geben würde... Sie sterben uns doch ganz offensichtlich unter den Händen weg!!!