Dienstag, 31. Mai 2011

Rückkehr ins Geierparadies Beli

Nach einem fiesen Horrorflug mit mehr als ruckeligem Start und Landung bin ich gestern nach über einem halben Jahr endlich wieder ins Geierparadies Beli zurückgekehrt. Diesmal allerdings nur für neun Tage. Kaum mit der Fähre übergesetzt und die öffentliche Futterstelle passiert, da tauchten schon zwei wilde Gänsegeier auf, die hoch über den Klippen an uns vorbeisegelten. Ein tolles Empfangskomitee!!!
Nach einer freudigen Begrüßung aller „alten Bekannten“ ging es natürlich sofort rüber in den Gänsegeiertunnel – die Geier dösten allerdings schon gemütlich vor sich hin. Und auch heute waren sie nur mäßig aktiv mit stets versteckter Markierung, so dass ich „Betty“ noch nicht erkennen konnte. Aber ihr geht es offenbar sehr gut.
Vor etwa zwei Monaten wurde der erste (und bisher einzige) Geier 2011 gerettet, leider ist er aber noch nicht übern Berg.Zunächst schien er vergiftet, aber spätere Blutanalysen ergaben, dass die Blutwerte einwandfrei sind. Ein erster Versuch ihn aus der Quarantäne in die Voliere zu entlassen scheiterte daran, dass er einfach keinen Willen fand zu fressen und nur apathisch in der Gegend saß. Außerdem scheint er eine Fußverletzung zu haben, denn beim Laufen muss er immer seine Flügel mit zur Hilfe nehmen. Keiner weiß so genau, was mit ihm los ist. Aber da er schon zwei Monate überstanden hat, sind wir guter Hoffnung, dass der Geier, der übrigens auf den Namen „Dado“ hört, es packen wird.
Schon gestern Abend fiel mir auf, dass sich im Eko-Centar Caput Insulae Beli einiges geändert an. Angefangen bei neuen Schautafeln im Eingangsbereich – bei deren Übersetzung ich mitgeholfen hatte – zu einer neuen Ausstellung und einigen Umbauten im Vorraum der Geier-Voliere, wo sich nun viele Exponate der ehemaligen Gänsegeierausstellung befinden.Auch im Geiertunnel gibt es neue Schaubilder mit vielen Fotos.Als ich dabei sogar ein Bild von mir während der Auswilderung im Herbst 2010 entdeckte, war ich natürlich sehr stolz ;-)
Eine weitere Auffälligkeit ist die krasse Raupenplage hier!!!Dicke, pelzige Raupen in den schönsten Farben schnicken das gesamte Haus ein, sitzen überall in den Bäumen und man hört im Sekundentakt lautes „Plöpp, plöpp“, als würde es regnen. Im Grunde regnet es ja auch: RAUPEN!!!Die Viecher nagen Kilometerweit die Bäume leer und die Wälder, die eigentlich grün sein müssten, sehen herbstlich kahl aus – allerdings werden die Bäume das zum Glück überleben. Eine Raupenplage wie diese kommt auf Cres offenbar etwa alle vier Jahre vor. Diese Art von Raupe wird nur von wenigen Vogelarten gefressen, daher kann sie sich bestens ausbreiten. Komischerweise habe ich bisher mehr Fotos von Raupen als von Geiern gemacht… Naja, aber die Geier werden mit Sicherheit wieder aktiver, spätestens beim nächsten Aas hack!
Heute Morgen ging es dann direkt zu fies-früher Stund um 4:30 Uhr raus aus den Federn und runter zum Strand, um bei Tagesanbruch die Nester auf der Geier-Klippe „Kruna“ zu beobachten.Tatsächlich konnten wir zwei Nester mit zwei bzw. drei Geiern sehen und noch einen Geier, der in einem Baum nahe der Nester saß. Zwischendurch erhoben sich zwei Alt-Geier in die Lüfte und drehten einige Runden, während die Jung-Geier im Nest blieben und höchstens mal einen kleinen Hopser wagten oder die Flügel ausbreiteten. Ein schöner Start in den Geier-Urlaub!!!
Besuch bekamen wir auf unserem Aussichts-Plateau übrigens von einer recht hübschen Schlange, die sich in unmittelbarer Nähe einen Weg durch das Höhlenlabyrinth einer Steinmauer suchte…Heute Nachmittag tauchte dann Goran Susic, der Chef des Centers, auf und ich hatte direkt die Gelegenheit mich mit ihm zu unterhalten. Dieses Jahr sind auf der Insel Cres ca. 50 Gänsegeierküken geschlüpft, ein Wahnsinns-Rekord. Einige sind zwar gestorben, dafür gelang es einigen Paaren noch ein zweites Ei nachzulegen. Die genaue Zahl der überlebenden Küken bleibt also abzuwarten. Die meisten Küken wurden bereits im Nest beringt, so dass gut nachvollzogen werden kann, woher eventuelle „Center-Neuzugänge“ herkommen. Auch auf den Nachbarinseln haben deutlich mehr Geier gebrütet und die Population wächst langsam aber sicher wieder an. Die mühselige und harte Arbeit des Eko-Centar und aller Helfer zahlt sich also deutlich aus!!! ;-) Ein wunderschönes Gefühl so etwas miterleben zu dürfen und aktiv dazu beitragen zu können!!! Es wurde sogar beobachtet, dass auf Cres geborene Gänsegeier mittlerweile zurückgekehrt und auf den Nachbarinseln sesshaft geworden sind. Die Geierpopulation holt sich also ihre einstigen Lebensräume zurück! ;-) Für die Zukunft wird davon geträumt eines Tages auch Mönchsgeier auf Cres wiederansiedeln zu können. Und auch Bartgeier hätten hier eine gute Lebensgrundlage, da die Klippen an den öffentlichen Futterstellen mit ihrer Leibspeise Knochen übersäht sind. Dafür steht es um die vierte Europäische Geier-Art, den Schmutzgeier, sehr schlecht laut Aussage einer kürzlich stattgefundenen Geierkonferenz. Die Population geht in allen Ländern dramatisch zurück, Ursache bisher unbekannt. Vermutlich infizieren sich die weißen Schmutzgeier mit den gelben Gesichtern bei ihrer Wanderung nach Afrika mit Krankheitserregern oder vergiften sich durch Pestizide etc., denn immer weniger kehren nach Europa zurück ;-( Schnief, traurig! Aber jetzt bin ich nicht hier um Trübsal zu blasen, sondern die traumhaften Gänsegeier zu feiern!!! Aas hack!

Samstag, 28. Mai 2011

Wildes Wohnzimmer

Manchmal geschehen doch die tollste Zufälle: Heute morgen habe ich noch halb verschlafen den Fernseher eingeschaltet. Beim Zappen stieß ich auf VOX, wo genau in diesem Moment etwas von "Geier-Küken" erzählt wurde. Schlagartig wach und hellhörig hielt ich inne und hört, dass ich wenigen Minuten die Sendung "Wildes Wohnzimmer" laufen würden, wo unter anderem ein Biologie-Lehrer zwei Truthahngeier-Küken von Hand aufziehen würde. Diese Sendung konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und tatsächlich, nur wenige Minuten später wurden zwei wuschelige weiße Truthahngeier-Küken mit schwarzen Köpfen gezeigt, die der Biologielehrer aus der Nähe von Aachen bei der ersten "Pflegemutter" abholte, weil diese keine Zeit mehr hatte. Ich glaube die Küken waren zu diesen Zeitpunkt bereits acht Wochen alt und hatten die kritischste Phase schon hinter sich.
Es wurde gezeigt, wie und womit die kleinen Krummschnäbel gefüttert werden, nämlich mit einem Brei aus Eintags-Küken und Baby-Ratten. Zunächst müssen die Eintags-Küken gerupft werden, weil die Geier-Küken noch keine Federn verdauen können. Außerdem werden die Beine abgerupft und das ganze Fleisch dann mit einem Pürierer zu Aas-Matsch zerkleinert. Um die Verdauung der Kleinen auf Trab zu bringen, wird der Brei mit "Bakterien" versetzt, die die Küken normalerweise durch das Hochwürgen ihrer Geier-Eltern bekommen würden. Da normalerweise der durch die Eltern hochgewürgte Aas-Brei vorverdaut ist, muss auch der Brei für die Küken bei der Handaufzucht ziemlich flüssig sein. Erst später kann das Futter dann gröber werden. Habe sich die Küken vollgefuttert, so ist ihr Kropf gut gefüllt. Er darf allerdings auch nicht zu voll sein, was bei gierig fressenden Raffschnäbeln schnell passieren kann. Vor einer Fütterung muss der Kropf zudem komplett leer sein, weil die Futterreste sonst gähren und zu Kropfentzündungen führen könnten. Der Brei wird den Geiern übrigens aus halb geschlossener Hand verfüttert, damit die Küken denken sie würden aus dem Schnabel der Geier-Mama fressen.
Damit die Geier es schön kuschelig warm haben, werden sie in einem beheizten Behälter untergebracht. Die Geierküken werden dabei jedoch getrennt voneinander gehalten, weil sonst die Gefahr bestünde, dass sie sich gegenseitig töten.
Die Freundin des Biologie-Lehrers schien von der ganzen Aktion weniger begeistert gewesen zu sein, was ich absolut nicht verstehen kann. Ich fände es traumhaft, wenn ich auf einmal zwei Geier-Küken im Wohnzimmer hätte. Und sie dürften selbstverständlich auch von meinem Küchentisch fressen!!! ;-)
Während des Berichtes wurden immer wieder nette Texte eingeblendet wie: "Kocht das perfekte Geier-Dinner", "Geier-Nanny wider Willen", "Auweia, zwei Geier" etc.
Dem Lehrer konnte man die Begeisterung die ganze Zeit über ansehen und er schwärmte sofort wie niedlich die Kleinen doch wären. Ooooh ja, das sind sie! Sie bekamen Gute-Nacht-Lieder gesungen: "La le lu, nur der Geier im Baum schaut zu" und sie wurden auf die Namen "Thanks" und "Giving" getauft - sind ja schließlich zwei Truthahngeier ;-) Irgendwie eine lustig-miese Idee...
Die Sendung geht insgesamt nur eine Stunde und handelt von unterschiedlichen Pflegetieren, so dass die Geier nur etwa ein Viertel der Sendezeit bekamen. Umso schöner dann der Hinweis, dass die Fortsetzung heute Abend um 19:15 Uhr erfolgen sollte - die beiden Folgen morgens waren nur Wiederholungen. Folglich war klar: Heute Abend wieder "Wildes Wohnzimmer" anschauen!
Die Truthahngeier-Küken waren mittlerweile zwei Wochen in Obhut des Biologie-Lehrers und deutlich gewachsen. Mittlerweile ist der Aasbrei etwas fester und wird - dank guter Manieren - von einem Löffel runtergemampft. Das dürften sie bei mir selbstverständlich auch! ;-)
Leider entdeckte der Lehrer bei einem der Küken einen Klumpfuß und musste ihn zu einem Arzt bringen, mit den Worten: "Ich halte mal Händchen bzw. Flügel". Schnief. Der arme Geier hat eine Kralle ganz verdreht und kann auch nicht richtig greifen. Von nun an braucht er eine spezielle Geier-Physiotherapie und Massagen, etwa zwei Stunden täglich. Pfleger und Geier wirkten sichtlich geknickt.
Noch schlimmer kam es dann aber, als die Freundin des Lehrers das andere Geier-Küken auf einmal tot im "Nest" gefunden hat. Schluchtz, große Trauer!!! Es hatte wohl schon vorher auf einmal deutlich weniger gefressen. Traurig schickte der Lehrer das tote Geier-Küken in ein Labor nach Krefeld, wo es obduziert wurde. Es konnte allerdings keine Ursache gefunden werden, so dass noch immer nicht sicher ist, on das andere Geier-Küken auch in Gefahr ist :-(
Wie es weiter geht folgt dann nächste Woche.
Allerdings werde ich mir diese Sendung dann nicht ansehen können, weil es morgen endlich wieder rüber ins Gänsegeier-Paradies geht, ins kroatische Eko-Centar Caput Insulae Beli!!! Ich hoffe, dass ich euch von dort aus wieder tagesaktuell berichten kann. Wenn nicht, dann reiche ich natürlich wie gehabt alles nach!!! Kanns kaum erwarten!!! ;-)

P.S.: Wie so kleine Truthahngeier-Küken aussehen könnt ihr über diese Verlinkung sehen oder ihr schaut euch noch einmal meinen Juli 2010-Bericht über den "Truthahngeier Sherlock" an. Am schnellsten kommt ihr dort hin, wenn ihr unter diesem Artikel auf das Label "Truthahngeier" klickt. Dann erscheinen direkt ALLE Artikel, in denen Truthahngeier auftauchen, untereinander.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Liebe ist...



... mit der eigenen Feder einen Liebesbrief zu schreiben.

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Herrlich, welch schöne Seiten ich auf Geier-Recherche doch immer wieder entdecke!!!
Besten Dank an Soni, dass ich diese süße Idee kopieren und das tolle Foto nutzen durfte!!!

Welcome to Wilhelma

Zugegeben, in der Wilhelma, dem Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart, bin ich bisher noch nie gewesen. Allerdings ist mir natürlich nicht verborgen geblieben, dass sich unter anderem der ein oder andere Gänsegeier dort herumtreibt. Nach kurzer Recherche bin ich heute auf zwei tolle Berichte des Zoos gestoßen, die ich kurz zusammenfassen möchte. Netterweise wurde mir auch erlaubt die traumhaften Fotos für meinen Blog verwenden zu dürfen. An dieser Stelle vielen lieben Dank nach Stuttgart!!!
Vielleicht erinnert sich noch einer von euch an den 18. Juni 2010!? An diesem Tag schlug Serbien im zweiten Spiel der Vorrunde der Fußballweltmeisterschaft 2010 die deutsche Nationalmannschaft mit 1:0. Was das nun mit einem Geierblog zu tun hat? Ganz einfach: An diesem Tag schlüpfte in der Stuttgarter Wilhelma ein winziges Gänsegeierküken, das fortan von den Tierpflegern „Serbi“ genannt wurde ;-)
© Wilhelma
Seit Beginn der Gänsegeierhaltung im Jahre 1981 ist Serbi nun bereits das 29. in der Wilhelma geschlüpfte Gänsegeierküken und das 27., das von seinen Eltern erfolgreich aufgezogen wurde. Ein Wahnsinnserfolg!!!
Der aufmerksame Geier-Experte wundert sich jetzt vielleicht, aber es stimmt tatsächlich: Serbi kam erst Mitte Juni zur Welt, fast drei Monate später als gewöhnlich. Normalerweise legen die Gänsegeier-Mamas in Stuttgart (und in anderen deutschen Zoos) bereits Ende Januar ein einzelnes Ei, das sie ca. 53 Tage lang abwechselnd mit den Geier-Papas bebrüten. Das Geier-Baby schlüpft dann Ende März und würde vier Monate lang in der Obhut seiner Eltern bleiben. Leider scheiterte der erste Brutversuch, aber die Geiereltern ließen sich nicht entmutigen und starteten einen zweiten Anlauf. Mit Erfolg, denn Küken Serbi ist ein wunderschönes Prachtexemplar, wie man auf den süßen Fotos toll erkennen kann: © WilhelmaIch weiß nicht genau wie alt Serbi auf diesen Bildern ist, er hat aber schon wesentlich ausgeprägtere Federn als das Duisburger Gänsegeierküken im Altern von 35 Tagen (siehe Blog-Eintrag Mai 2011). Daher würde ich Serbi auf etwa eineinhalb bis zwei Monate schätzen.
Das bei der Geburt fast 200 g schwere Gänsegeierküken ernährt sich zunächst von Fleischbrei, den seine Eltern aus ihrem Kropf hochwürgen. Je älter das Küken wird, desto größer und weniger vorverdaut werden die Fleischbrocken. Auf diese Weise gewöhnen sich die Junggeier langsam an die großen Fleischbrocken, die sie eines Tages bei einem genüsslichen Aas hack reinschlingen werden. Sobald die Junggeier im Zoo kein Futter mehr von ihren Eltern bekommen, werden sie von den Tierpflegern gut versorgt. Mit 6 Monaten sind Junggeier schließlich flügge und es wird über ihren weiteren Verbleib entschieden.
Serbi zog schließlich im Dezember 2010, im Tausch gegen ein Bartkauz-Pärchen, in den Wildpark Potzberg in Rheinland-Pfalz um. Hm, nichts gegen Käuzchen, aber ein prächtiger Gänsegeier wäre mir eindeutig lieber ;-)
Auch 2011 kann die Wilhelma stolzen Gänsegeier-Nachwuchs verzeichnen, denn im März und April schälten sich die beiden Gänsegeierküken „Buli“ und „Gari“ aus ihren Eiern. © Wilhelma Ihre Namen haben eine ganz besondere Bedeutung, denn sie weisen auf ihre hoffentlich schöne, freie Zukunft hin. Buli und Gari werden nämlich an einem Auswilderungsprojekt der Organisation „Balkan Vulture Action Plan“ teilnehmen und schon bald über den Bergen Bulgariens ihre Kreise ziehen. Bis vor etwa 50 Jahren waren Gänsegeier nämlich auch im Balkan heimisch, bis sie – größtenteiles durch vergiftete Köder für Wölfe – fast ausgerottet wurden. Nun soll ihre Heimat durch die Organisation „Balkan Vulture Action Plan“ zurückgewonnen werden. Im Rahmen dieses Projektes wurden bereits 2010 die ersten 26 Junggeier dort ausgewildert… und viele weitere werden folgen. Darunter auch die Stuttgarter Nachwuchsgeier Buli und Gari. © Wilhelma © Wilhelma Auch bei diesen Fotos kann ich das Alter des Junggeiers nur schätzen. Die Federn sehen vergleichbar aus wie beim 35-Tage alten Duisburger Gänsegeierküken, also tippe ich, dass es auch etwa 5 Wochen alt ist. Süßes Ding!!!

Sonntag, 22. Mai 2011

Burgers' Geier

Von allen Zoos hier in der Umgebung ist der Burgers' Zoo im niederländischen Arnheim mein absoluter Lieblingszoo, weshalb ich auch versuche jedes Jahr mindestens einmal hinzufahren. Neben einem "gewöhnlichen" Zoo gibt es viele Themenbereiche wie eine wunderschöne Tropenhalle, eine Wüstenhalle, eine Ozeanhalle, eine Mangrovenhalle, eine Safari-Landschaft und vieles mehr. Der Zoo wird immer wieder erweitert und ausgebaut, so dass den Besucher praktisch jedes Mal etwas Neues erwartet.
In der Wüstenhalle erwartete uns direkt die erste Überraschung: Der frei in der Halle lebende Truthahngeier saß direkt neben dem Besucherweg auf einem Felsen und genoss seine Bewunderer!Die miesen Bemerkungen wie "baaah, ein hässlicher Geier" überhörte er hingegen dezent...Auch als wir ganz nah an ihn heranschlichen, ließ er sich nicht verschrecken und blieb auf seinem Aussichtsfelsen sitzen.Das Tolle ist, dass er in den letzten Jahren immer hoch oben auf dem höchsten Felsen der Halle saß, viel zu weit weg zum Beobachten, und nur hin und wieder quer durch die Halle flatterte, um sich direkt wieder zu verstecken. So nah wie dieses Mal bin ich ihm noch nie begegnet.Sehr schön zu erkennen: Das "Loch" überm Schnabel, seine Nase, mit der er so gut riechen kann, weil sie keine Nasenscheidewand besitzt.Besonders schön ist die große Geier-Voliere, in der 13 Gänsegeier und 2 Mönchsgeier gemeinsam leben.Schon immer konnte man dort wunderbar die vielen Geier beim Dösen, Nisten und Futtern beobachten.Außerdem ist die Voliere so groß, dass die Geier gute Flugmöglichkeiten hatten.Vor einiger Zeit hatte ich auf der Homepage des Burgers’ Zoo gelesen, dass die Geier-Voliere umgebaut wurde. Der Boden in der Voliere wurde vollständig abgegraben, eine sehr schöne neue Wasseranlage angelegt und „meterhohe Bäume gesetzt, die im Nationalpark ‚De Hoge Veluwe’ gerodet werden mussten“. Durch diese Umbaumaßnahmen entstanden mehrere hohe Aussichtspunkte und Nistplätze für die Geier. Desweiteren wurde eine neue Plattform errichtet, von der aus die Besucher durch kleine Schlitze in unterschiedlichen Höhen in die Voliere schauen können.Direkt neben diesen Schlitzen ist wohl eine Art Futterstelle, denn immer wieder kamen die Gänsegeier direkt dort hingelaufen und schnäbelten in der Wand herum.Durch die Schlitze konnten wir die Geier von Krallen- bis Kopfhöhe aus bewundern. Den Geiern scheinen diese Sehschlitze auch zu gefallen, denn sehr oft blickten sie uns direkt in Augenhöhe neugierig an und hackten leicht gegen die Scheibe.


Leider sind diese Scheiben bereits sehr zerkratzt und spiegeln stark, so dass gute Fotos kaum möglich waren. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn aus so einer tollen Perspektive kann man Geier nicht jeden Tag beobachten!!!Die Umbaumaßnahmen wurden allerdings bald unterbrochen, weil einige Geier-Paare anfingen zu brüten. Der sofortige Baustopp hat sich gelohnt, denn kurze Zeit später lagen zwei Gänsegeier-Eier in den Nestern. Was aus diesen Eiern mittlerweile gewordem ist, kann ich leider nicht sagen. Auch die beiden Mönchsgeier sahen gestern so aus, als würden sie brüten bzw. ihr Küken beschützen, denn beide saßen hoch oben unterm Dach der Voliere in einem großen Nest.Nach der Brutsaison wird der Umbau der Geier-Voliere fortgesetzt und eine zweite Besucher-Plattform entsteht.
Außerdem gibt es noch kleinere Volieren mit anderen Geiern, die ich allerdings früher leider etwas missachtet habe, weil sie durch die kleinen Maschen und das Gesprüpp davor nicht so gut zu beobachten waren. Das wollte ich allerdings bei diesem Besuch endlich nachholen.
In einer dieser Volieren leben zwei Sekretäre, die ich in meinem Blog gerne als "Special Guest" mitbeachte.Sehr elegante Vögel, die etwa 4 kg wiegen, bis zu 1,5 m groß werden und eine Spannweite von ca. 2,1 m erreichen.Sie können auf Nahrungssuche mit ihren langen Beinen große Strecken zurücklegen und mit kräftigen Fußtritten Nahrungstiere tottreten.Vor allem ernähren sie sich dabei von Schlangen. Meine wichtigste Mission für den Besuch im Burger' Zoo war es den prachtvollen Königsgeier zu bewundern und abzulichten ;-) Eigentlich dachte ich bis vor Kurzem, dass ich diese Geier-Art noch nie live gesehen habe, bis ich ein altes, sehr schlechtes Foto durch Gitterstäbe entdeckt hatte. Hm, das geht heutzutage doch besser!!!Königsgeier leben im tropischen Regenwald Südamerikas und ernähren sich wie die meisten Geier von Aas. Zwar hat er, wie alle Neuweltgeier, ein sehr gutes Geruchsorgan - dennoch achtet er bei seiner Nahrungssuche auf erfolgreiche Truthahngeier, die noch besser riechen können als er. Der Burgers' Zoo hat sehr viele Erfahrungen in der Haltung von Königsgeiern und war bisher sehr erfolgreich in Zucht und Aufzucht, sowohl durch die Geier-Eltern selber, als auch durch Handaufzucht. Aufgrund dieser erfolreichen Erfahrungen ist der Burger' Zoo der europäische Zuchtbuchhalter für diese Geier-Art und es laufen alle Daten zu den etwa 80 Königsgeiern in allen europäischen Zoos hier zusammen.