Sonntag, 31. Mai 2015

Halbzeit bei VulPro

Schnief, jetzt ist leider schon wieder Halbzeit meines Geierurlaubes, aber ich freue mich jetzt schon auf die zweite wunderbare Woche hier bei VulPro. Viele Fotos habe ich heute nicht gemacht, weil das Beobachtungshaus von Fotografen gebucht war. Daher lag viel Gartenarbeit an und mittags ein köstliches Grill-Fresschen zu Maggies Ehren, die vor wenigen Tagen Geburtstag hatte.
Nachmittags haben wir dann mit vereinten Kräften einige Schubkarren voll Gerippe zur Aasgrube gebracht und weitere Schubkarren voll Aas in den Volieren und im Geierrestaurant verteilt. Zur Entspannung folgte dann noch ein Spaziergang am Zaun entlang. Dort kam ich dann endlich zu meiner Rache für Papageier: Ich habe nämlich einen Haufen Stachelschweinstachel gefunden! Hehe, das Vieh ist wohl gerupft worden!
Die anderen meinten, dass sie eines Tages einen großen Haufen Stachelschweinstachel gefunden hatten, als vermutlich ein Stachelschwein eine Begegnung mit dem Elektrozaun hatte. So nachtragend ich auch bin, weil ein Stachelschwein vor Wochen Papageier (mein Lieblings-Gänsegeier im Duisburger Zoo) den Flügel durchbohrt hatte, es täte mir dennoch leid, wenn sich das Stachelschwein dabei weh getan hat.
Sonnenuntergangsstimmung in der Geiervoliere.
Der vergiftete Weißrückengeier ist noch immer sehr aggressiv und hat deutliche Koordinationsschwierigkeiten. Aber immerhin frisst er seine Aasfetzen mit großem Appetit. Dem Kapgeier mit amputiertem Flügel musste ich heute früh ein paar Aasfetzen mit der Pinzette vor den Schnabel halten, bis er sich ein paar Häppchen reingefuttert hat. Kurz darauf ist er sogar freiwillig eine Runde durch die Voliere spaziert, bevor er sich lieber wieder in seine Hütte zurückgezogen hat. Aber solange er zumindest ein bisschen frisst und trinkt, scheint es ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Dennoch würde ich ihm am liebsten zum Trost die Halskrause kraulen...

Samstag, 30. Mai 2015

500 Flappers für sichere Stromleitungen

Heute hieß es einmal ausschlafen bei VulPro, weil ich einen freien Tag hatte. Wobei ausschlafen 7:30 Uhr war und "frei" eher bedeutet, dass ich mithelfe, wo ich kann - aber den Nachmittag bei einem Sushi-Häppchen mit meinen Freunden aus Deutschland verbringen konnte. Ines, Tim, Rena, es war wirklich toll euch wiedergesehen zu haben! Ist schon witzig, wenn man sich häufiger in Südafrika trifft als in Deutschland ;-)
Morgens begleitete ich kurz einen Aastransport ins Geierrestaurant. Normalerweise wird das Aas respektvoller behandelt, aber heute musste es leider hinter dem Auto hergezogen werden.
Die Marabus und Kapgeier wetzten auf der Wiese schon ihre Schnäbel. Die beiden Black Eagle kuschelten gemütlich im Nest...
...während der Andenkondor seinen Blick in die Ferne schweifen ließ.
Fleißige Fortpflanzung in der Brutvoliere.
Ein anderer Kapgeier nutzte das frisch gesäuberte Wasserbecken für ein erfrischendes Bad.
Unser vergifteter Weißrückengeier bekam natürlich wieder seine Medizin. Es scheint ihm ein wenig besser zu gehen,...
...aber man sieht ihn immer noch jämmerlich mit dem Schnabel zittern. Er tut mir total leid!
Der Kapgeier mit frisch amputiertem Flügel hat sich den ganzen Tag nicht aus seiner Box herausbewegt. Irgendwie wirkt er noch ein wenig apathisch, als müsste er erst noch begreifen, was in den letzten 24 Stunden alles passiert ist. Aber immerhin hat er hin und wieder den Kopf gehoben, um sich die Umgebung anzuschauen. Er muss jetzt natürlich eine Weile in seiner Einzelvoliere bleiben, bis die Wunde halbwegs verheilt ist. Danach darf er dann in die Großvoliere.
Vormittags traf dann die lang ersehnte Lieferung der 500 Flappers ein, die per super erfolgreichem Facebook-Spendenaufruf bestellt werden konnten. Mir fällt keine passende Übersetzung für Flappers ein, daher werde ich einfach diesen Begriff übernehmen. Die Flappers sind die gelben und schwarzen Zielscheiben-ähnlichen Dinger auf den nächsten Bildern. Sie können per Clip an Stromleitungen montiert werden, um diese für Vögel sichtbarer zu gestalten. Unser Plan ist es alle Stromleitungen rund um VulPro zu sichern, damit auf dem Weg zum Geierrestaurant keine Geier verunglücken. Da der Spendenaufruf ein Riesenerfolg war, wollen wir diese Aktion in größeren Abständen wiederholen, um auch weitere Stromleitungen nahe der Kolonien zu sichern. Im Spendenaufruf wurde versprochen, dass wir jeden Flapper mit dem Namen des Spenders beschriften, also eine Menge Arbeit. Aber umso schöner, weil ich auf der Spendenliste sehr viele meiner Facebook-Geierfreunde rund um die Welt entdeckt habe!!!
Ein Flapper und ein großes Dankeschön gehen an meine liebe Bürokollegin Melanie!
Vier weitere Flapper an meinen Geierblog und Rocky.
Auch mein Schwesterherz hat fünf Flapper gespendet.
Es war mir eine besondere Freude die fünf Flapper von Scott Mason zu beschriften, für den ich während meines Geierjahres sechs Wochen lang bei Parahawking in Nepal arbeiten durfte.
Daher konnte ich es mir auch nicht verkneifen seine beiden süßen Schmutzgeier Bob & Kevin Parahawking namentlich zu erwähnen.
Mit vielen freiwilligen Helfern füllten sich ratz fatz zwei Schubkarren mit beschrifteten Flappern.
Ein Riesendank geht an VulPro Britain für über 100 gespendete Flapper und die super Organisation des Spendenaufrufes. Mit nur zwei Klicks konnte man über diese Homepage per PayPal spenden.
Besonders gerührt war ich von fünf gespendeten Flappern von Andy N Condor, einem süßen Andenkondor aus den USA, der über ein eigenes Facebook-Profil verfügt. Dort postet er jeden Tag tolle Fotos von sich und berichtet von seinem Alltag im Zoo. Er macht dort offenbar täglich einen Spaziergang und mischt sich unter die Besucher. Eines Tages möchte ich ihn auch gerne kennenlernen! Unser Andenkondor hier bei VulPro hat sich jedenfalls über die Unterstützung über den großen Teich hinweg sehr gefreut und lässt Andy herzlich grüßen!
Natürlich möchte ich auch allen anderen Facebook-Freunden und Spendern danken, die dieses tolle Projekt unterstützt haben! Ich hoffe sehr, dass wir die vielen Flapper bereits nächste Woche aufhängen können, damit ich den Abschluss dieses Projektes noch miterleben kann. Die Flapper werden in ca. 6 m Abstand aufgehängt und sehen dann später so aus:

Freitag, 29. Mai 2015

Flügelamputation

Leider bekam VulPro heute früh einen Anruf, dass ein weiterer Kapgeier in einer Stromleitung gekracht ist. Der arme Junggeier (vermutlich eineinhalb Jahre alt) hat sich dabei nicht nur einen Stromschlag eingefangen, sondern auch einen Flügel gebrochen. Dacher fuhren wir nachmittags mit ihm zum Tierarzt nach Brits, wo wir bei dieser Gelegenheit direkt auch den Weißrückengeier mit Bleivergiftung röntgen lassen wollten. Dieses Kerlchen hat Glück; es sind keine Bleikügelchen oder ähnliches in seinem Körper sichtbar.
Der Kapgeier hingegen hatte leider weniger Glück, denn sein Flügel ist nicht mehr zu retten. Ein Teil seines Flügels musste also amputiert werden. Zwar bin ich bereits schon häufig mit beim Tierarzt gewesen, habe Einschläferungen, eine Obduktion und eine Flügeloperation miterlebt, aber noch nie eine Flügelamputation. Tapfer hat sich der arme Junggeier den OP angeschaut...
...bevor er per Schnabelhaube betäubt wurde.
Ich hatte mir bisher nie so richtig Gedanken gemacht, wie eine Flügelamputation abläuft. Irgendwie dachte ich, dass dafür "nur" eine Säge genutzt wird und hinterher der Stumpf genäht wird. Brrrr, das wäre ja schon schlimm genug, aber falsch gedacht! Zunächst mussten dem Geier rund um die OP-Stelle sämtliche Federn ausgerupft werden! Das sind trotz Narkose schreckliche Schmerzen für das arme Tier, da jede Feder mit dem Nevensystem verbunden ist. Dazu das fiese Geräusch des Federrupfens... Wie soll man für den Geier stark sein, wenn es sich allein vom Zugucken her so schmerzhaft anfühlt, dass einem selber die Tränen kommen!? :-(
Ich hatte vor Jahren selber einem Geier ein paar kurze Brustfedern zur Federprobe und Geschlechtsbestimmung ausgerupft, das war alles anderes als einfach. Da will ich mir lieber gar nicht vorstellen, wie kräftig man reißen muss, um eine Schwungfeder rauszuziehen. Das müssen furchtbare Schmerzen für den Geier sein!
In der Mitte des Bildes ist die nackte Haut des gerupften Flügelstückes zu erkennen, wo der Flügel nun durchtrennt wurde.
Vorsichtig wird dafür zunächst die zarte Flügelhaut mit einem Skalpell aufgeschlitzt. Es gibt einige dicke Arterien im Flügel, die dabei abgeklemmt werde müssen. Außerdem gibt es einige Muskeln, die auch sorgsam behandelt werden.
Hierbei scheint der Geier zum Glück deutlich weniger Schmerzen zu verspüren als beim Federrupfen.
Nachdem die beiden Flügelknochen sorgsam freigelegt wurden, wurden sie zwar nicht mit einer Säge zerteilt - Gott sei Dank - aber die Art Heckenschere war auch nicht viel besser. Bei dem Gedanken an das fiese Geräusch der zerschnittenen Knochen stellen sich mir noch immer die Nackenhaare zu Berge und ich könnte schon wieder losschluchtzen.
Ich weiß, das folgende Bild ist gruselig, aber es zeigt die volle Tragweite von Stromleitungen, die nicht gesichert sind:
Der Flügelstumpf wurde natürlich sorgfältig genäht. Dabei ist es wichtig die Haut locker genug zu lassen, damit sie nicht zu sehr über den Flügelstumpf scheuert. Ich hatte mich ja gefragt, was für einen Geier leichter zu ertragen ist: Ein komplett amputierter Flügel oder nur ein teilamputierter Flügel. Dabei hatte ich die Vermutung, dass es schlimm sein muss, wenn man mit seinem Flügelstumpf immer wieder versucht zu fliegen, aber dabei jedesmal kläglich abstürzt. Ohne Flügel findet man sich vielleicht schneller damit ab, dass man nicht mehr fliegen kann!? Für den Geier ist ein teilamputierter Flügel jedoch einfacher, weil er damit ein wesentlich besseres Gleichgewicht hat. Das ist zum Beispiel später bei der Kopulation wichtig, wenn das Männchen auf dem Weibchen rumflattert. Oder beim Fressen am Aas, um andere Geier abzuschirmen. Das klingt natürlich logisch! Am besten wäre es aber, wenn sie ihre beiden prachtvollen Flügel behalten könnten.
Langsam wurde der Geier aus der Narkose zurückgeholt. Wieder ein Krüppelgeier mehr bei VulPro! Und wieder ein Opfer von Stromleitungen, dass nie wieder ausgewildert werden kann. Es sind einfach schon viel zu viele...
Als wir beide Geier in ihren Kisten auf der Ladefläche verstaut hatten, fiel plötzlich ein Hadida aus einem Baum auf die Straße und konnte nur noch kläglich nach Luft hecheln. Wie aus dem Nichts kam sofort eine Katze angerannt, um sich den wehrlosen Vogel zu schnappen. Wir waren zwar schneller, aber dem Vogel ging es gar nicht gut. Zwar haben wir ihn noch schnell in die Tierklinik gebracht, aber dort musste er offenbar erlöst werden. Immerhin vermutlich weniger schmerzhaft, als von einer Katze gefressen zu werden... aber für uns war es natürlich ein weiterer Frust auf den ohnehin schon traurigen Abend obendrauf.

Schulausflug ins Geierparadies

Einen Schulausflug nach VulPro hätte ich mir früher auch von ganzem Herzen gewünscht. Umso schöner, dass heute eine Horde Viertklässler zu Besuch vorbeischaute.
Im Educational Center gab es erstmal eine Präsentation über Geier, bei der die Kleinen mit dem Fragenstellen gar nicht mehr aufhörten. Toll, wieviel sie über Geier wissen wollten!
Von den riesigen Geier-Eiern waren sie besonders beeindruckt. Natürlich haben wir aber nur ein Dummy Ei herumgereicht.
Nach der Präsentation bekamen die Kinder eine Führung durch das Center, wobei sie wirklich sehr lieb waren, sich immer wieder in einer langen Reihe aufstellten und einfach nur brav und höflich waren.
Die Weißkopfgeier mögen zu viele Besucher allerdings gar nicht und reagierten leicht gestresst. Vor allem, weil der vergiftete Weißrückengeier gestern in ihre Voliere eingezogen ist und durch den Stress immer wieder auf Angriffskurs ging. Einer der beiden Weißkopfgeier hat sich leider ein paar ordentliche Schnäbelhiebe eingefangen.
Auch die kleine Eule wurde besucht, die ich noch vom letzten Jahr kannte. Sie ist auf einem Auge blind, konnte aber dennoch eigenständig Mäuse fangen. Daher wurde sie freigelassen, was allerdings nicht lange gut ging. Seit dem ist sie wieder Dauergast hier.
Großes Staunen an der Großvoliere mit den Kapgeiern, Weißrückengeiern und Ohrengeiern.
Aus luftiger Höhe wurde die Kinderschar von einem ganzen Schwarm Marabus argwöhnisch ausgekundschaftet, bevor diese im Geierrestaurant landeten. Für die Kinder natürlich ein tolles Erlebnis.
Nicht nur die Kinder schienen die Geier zu beobachten, sondern auch die Geier die Kinder.
Nach der Voliere mit Ohrengeiern und Palmgeiern ging es zur Brutvoliere. Dort wurde den Kindern noch einmal genau erklärt, welche der Paare auf einem Dummy Ei sitzen und welche Paare richtige Eier ausbrüten dürfen.
Spätestens seit der Horrorwanderung vonb gestern zieht sich mir jedesmal der Magen zusammen, wenn ich in der Ferne Geier auf einem Strommasten sitzen sehe.
Zoff auf dem Volierendach.
Weiter gehts mit der Führung, vorbei an allen Volieren...
...bis zu den Andenkondoren. Das Männchen, neugierig wie immer, kam sofort zur Tür gelaufen und plusterte sich stolz auf.

Wie immer schien er neugieriger zu sein als die Besucher. Ein tolles Tier, allerdings mussten wir hier dreifach aufpassen, dass keines der Kinder zu nah ans Gitter geht.
Nach einem kurzen Abstecher ins Geierrestaurant-Beobachtungshäuschen gönnten sich die Kinder einen schnellen Snack in unserer Picknick-Zone und machten sich anschließend begeistert und beeindruckt auf den Heimweg. Allerdings nicht ohne sich Kind für Kind höflich bei jedem von uns zu bedanken und zu verabschieden!
Anschließend gönnte ich mir selber eine kurze Pause im Geierrestaurant. Auf dem Weg dorthin konnte ich beide Andenkondore beim Sonnenbaden bewundern. Was für eine Wahnsinns-Spannweite!
Wie schon in den letzten Tagen waren gut 60 Marabus und einige Geier im Geierrestaurant versammelt und hackten hier und da ihren Schnabel ins Aas.
Ein vorwitziges Kerlchen stolzierte einige Male direkt vor dem Fenster auf und ab, bevor er oben aufs Dach flatterte.
Wenig später machten sich Kerri und die Jungs auf den Weg Richtung Zaun, um die Feuerschutzschneise fertig zu stellen. Das wollte ich mir direkt mal aus der Nähe anschauen.
Also vorsichtig am Geierrestaurant vorbei, ohne die vielen Viecher aufzuschrecken.
Wie hier sehr gut zu sehen ist, ist die Trockenzeit in vollem Gange und alles Gras ist ausgedörrt. Umso wichtiger, dass man seine Farm durch Feuerschutzschneisen gegen Buschbrände sichert.
Ca. 4 m vom Grundstückszaun entfernt gibt es einen Trampelpfad quer durch den Busch. Dieser dient als Schutzbarriere für die Feuerschutzschneise. Das trockene Gras zwischen Trampelpfad und Zaun wird also angezündet und kontrolliert abgebrannt.
Damit das Feuer nicht über den Trampelpfad hinaus ausbricht, hat jeder einen langen Stock mit einer großen Gummiklappe, ähnlich einer riesigen Fliegenklatsche. Damit kann im Notfall das Feuer ausgeschlagen werden.
Ist das Gras rund um die Farm einmal ordentlich abgebrannt, so sollte die Farm für eine ganze Trockenperiode geschützt sein. Leider kümmern sich nicht alle Leute um vernünftige Feuerschutzschneisen, so dass immer wieder Buschfeuer ganze Landstriche verbrennen.
Der leichte Wind half heute allerdings gut mit, so dass die Schneise bald fertig war.