Samstag, 17. November 2012

Kunsthandwerksmarkt in Otavalo

Eigentlich hatte ich nicht vor großartig viel in Ecuador herumzufahren und andere Städte zu erkunden, da ich im Grund nur wegen der Andenkondore hier bin. Aber als ich von dem größten Kunsthandwerksmarkt Ecuadors in Otavalo gelesen hatte, wollte ich schon ganz gerne dort hin. Vor allem nachdem ich herausgefunden hatte, dass Otavalo gar nicht so weit weg ist. Hm, aber nochmal alleine Busfahren ohne die Sprache zu können... Umso besser, dass Nathan und ich unsere freien Tage mit den anderen tauschen konnten, um am Samstag zusammen nach Otavalo zu fahren. Ihm ist es auch wesentlich lieber zu zweit zu fahren, da es erstens viel mehr Spaß macht und er außerdem immer seine wertvolle Kamera-Ausrüstung mit sich herum schleppt. Da sind vier wachsame Augen besser als zwei.
Um 8 Uhr ging es also los mit dem Bus von Zuleta nach Ibarra. Diese Strecke dauert etwas über eine Stunde, da der Bus nur im Schneckentempo über die teils sehr engen und holperigen Straßen fahren kann. Dafür kostet die Fahrt aber auch nur 50 Cent. In Ibarra mussten wir dann umsteigen Richtung Otavalo. Das kostete nochmal 5 Cent Eintritt für das Bus-Terminal und 45 Cent für die knapp 40 minütige Weiterfahrt. Alles in allem also nur 1 Dollar pro Person für 2 Stunden Busfahrt. Dafür kann man in Deutschland ja nichtmal Kurzstrecke fahren! Die Busse sind zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig. Es kommen Obstverkäufer vorbei, manchmal setzt sich ein Trommler mitten in den Gang und trommelt los oder es läuft sowieso schon laute Musik im Bus. Haltestellen gibts eher sporadisch, dafür kann jeder am Straßerand winken und reinspringen, vorausgesetzt es gibt noch Sitzplätze. Gestanden wird auf den Hauptstrecken eher selten, da fährt der Bus lieber an den Wartenden vorbei. Auch die groben Fahrzeiten sind eher Vorschläge als Termine. So fährt unser Bus ab der Hacienda offiziell um 8:30 Uhr ab, wir bekamen aber schon den Hinweis, dass er auch mal gerne 15 Minute eher dort ist - und sich dann lautstark durch Hupen ankündigt - allerdings auch nicht wartet. Wir waren um 8 Uhr bereits an der "Haltestelle" und konnten gerade noch reinspringen. Aber das ist wohl normal hier.
In Otavalo gibt es einen großen Bus-Bahnhof, wo ettliche rote und blaue Busse kreuz und quer durcheinander fahren, sich in winzige Parklücken drängen, dazwischen die Wartenden und die Leute, die lautstark ankündigen, wo welche Busse halten. Jeder Bus hat aber vorne in der Scheibe die Namen der größten Städte stehen, die er ansteuert. Eigentlich ein ziemlich einfaches System.
In Otavalo abgekommen gehts es noch ein paar kleine Häuserblöcke entlang vorbei an teils bunten Häuschen und netten Graffitis, bis auch schon der Markt beginnt.
Samstags ist praktisch die ganze Stadt ein einziger Markt mit Unmengen Ständen in sämtlichen Seitengassen, nicht nur auf dem Marktplatz. An Wochentagen sieht es dann anders aus, dann versammelt sich wirklich nur alles auf dem Marktplatz und die Straßen bleiben leer.
Schon nach wenigen Augenblicken war klar, dass dieser Markt alle Erwartungen übertrifft. Die Leute sind sehr freundlich und kein bisschen aufdringlich. Natürlich bieten sie ihre Waren an, wenn man an ihren Ständen vorbeiläuft oder stehen bleibt. Aber alles in einer sehr angemessenen und angenehmen Art und Weise. Es gibt kein Getatsche, man wird nicht in die Stände oder Läden hineingezogen und man hat nur selten plötzlich ein Bild oder einen Poncho unter der Nase. Ein nettes "no, gracias" reicht aber immer aus, um in Ruhe gelassen zu werden.
Traditionelle Blusen mit hübschen Taillen-Gürteln.
Merkwürdige Masken, wofür auch immer die gut sind.
Mitten in der Menge plötzlich eine Schubkarre voller zappelnder Riesenkrabben.
Und bunte Stoffe soweit das Auge reicht.
Gewürze.
Natürlich war ich die ganze Zeit auf der Suche nach Andenkondor-Souveniren, aber leider vielen diese sehr rar aus. Es gab leider mehr Adler als Kondore, aber hin und wieder konnte ich einen entdecken.
Welche Fratze schneidet wohl am besten ab!?
Ich hatte mir ja bunte Stoffe und Taschen mit schönen Stickereien erhofft, aber manche Stände waren schlichtweg der Wahnsinn! Ich hätte einen ganzen Container voll Krams kaufen und verschiffen können! Leider reise ich ja eh schon mit Gepäck am absoluten Limit herum, da musste ich mich verstammt stark zusammenreißen, dass ich dem Shopping-Drang nicht nachgebe...
Noch ein Kondor auf einer großen Tasche.
Bei diesen kleinen, handlichen Andenkondoren (nicht der große links, sondern der kleine in der Mitte) konnte ich dann doch nicht länger widerstehen und habe mir zwei Winzling gegönnt. Inklusive eines winzigen Stofftäschchens, damit sie die lange Reise hoffentlich gut überstehen.
Es gab auch einige wenige Obst- und Gemüsestände, aber ich möchte wetten, dass es auf anderen Plätzen in der Stadt größere Stände gab. Dies war eher der Kunsthandwerks- und Touristenmarkt. So viele Menschen auf einem Haufen habe ich übrigens seit über einem Monat nicht mehr gesehen - und es war dennoch kein bisschen überfüllt. Das Andenkondor-Projekt ist einfach viel abgeschiedener.
Auch Teppiche gab es in allen Formen, Farben und Varianten mit wunderschönen Mustern.
Dazu auch noch Hängematten und traumhaft bunte Decken...
...und noch mehr Stoffe! ICH WILL SIE!!! Aber wofür? Und wie nach Hause transportieren? Habe mir schon überlegt, dass ich den Kram nur irgendwie nach San Diego bringen muss, um von dort ein Päckchen nach Hause zu schicken. Hier in Ecuador ist das Porto viel zu teuer und außerdem kommen ca. 2 von 3 Päckchen NICHT an. Viel zu schade also, wenn all die hübschen Dinge verloren gehen.
Da treiben sich doch tatsächlich noch zwei Kondore auf einem gelben Teppich herum...
Besonders beliebt sind die vielen Ponchos und Schals aus weicher Alpaka-Wolle. Unter tausenden habe ich mich letztendlich für einen Schal entschieden, den ich mir notfalls noch umknoten kann, falls der Koffer platzt. Aber wie ich meinen braunen Poncho aus Baby-Alpaka-Wolle transportiert kriege, darüber mache ich mir lieber erst Mitte Dezember Gedanken, wenn ich mein nächstes großes Ziel ansteuere ;-)
Bei so vielen Hüten fällt die Auswahl schwer, falls man nicht schon einen auf dem Kopf trägt. Hatte ich zwar, aber dennoch war die Sonne gnadenlos und meine Oberarme haben ein wenig Farbe bekommen - allerdings nicht die erwünschte. War einfach so abgelenkt von den vielen tollen Dingen, dass ich das Nachschmieren vergessen hatte... aber ist zum Glück nur ein leichter Sonnenbrand.
In den vielen Gängen verliert man sofort die Orientierung. Alles ins verwinkelt, alles sieht änhlich aus, aber dennoch kann man jedesmal etwas Neues entdecken, auch wenn man unbeabsichtigt im Kreis läuft und fünfmal am gleichen Stand vorbeikommt- Aber sowas bemerke ich hier nichtmal!
Ich liebe diese tollen Stoffe!!! Vor allem ist der ganze Kram hier so unglaublich günstig und Handeln klappt mit Händen und Füßen immer.
Hm, wenn ich mir die ganzen Bilder so anschaue, dann könnte ich direkt wieder hinfahren! Und diesmal richtig zuschlagen... Allerdings ist der Markt wie gesagt samstags am allerbesten und ich habe hier keinen Samstag mehr frei. Tauschen wird auch nicht klappen, da die anderen schon mit den Hufen scharren, nachdem wir so von diesem Markt geschwärmt haben.
Ein anderes Highlight in Otavalo ist der "Parque Condor", über den ich im nächsten Artikel mehr erzählen werde. Nach einem Besuch dort drehten wir noch eine zweite, lange Runde über den Markt, bevor wir uns dann einen Platz im nächsten Bus Richtung Ibarra erkämpften. In Ibarra angekommen, warteten wir auf den Bus nach Zuleta auf der anderen Straßenseite von dort, wo wir den Bus verlassen hatten - nachdem wir am großen Bus-Terminal kein Schild Richtung Zuleta gesehen hatten. Aber leider kam kein Bus mit einem Schild Richtung Zuleta. Nach 20 Minuten haben wir angefangen jeden Busfahrer zu fragen, aber Zuleta kannten die offenbar gar nicht. Nach einer halben Stunde zurück zum Bus-Terminal, dort gefragt, keiner Ahnung bzw. keiner hat uns verstanden. Hehe, etwas unruhig sind wir dann schon geworden, zumal auch weit und breit niemand herumlief, der aussah als könne er Englisch. Also ab zur Tankstelle, das klappt normalerweise ja immer überall. Und siehe da, der gute Mann wusste, wohin wir wollten. Die Haltestelle ist aber 4 Häuserblöcke entfernt und wir haben kaum ein Wort verstanden. Netterweise hat er uns nach einer Weile unseren "magischen Zettel" geschrieben. Keine Ahnung, was draufstand ;-) Vermutlich sowas wie "Haltestelle Bus nach Zuleta" und der Name irgendeines Parks. Sind also erstmal in die Richtung gelaufen, die er uns gedeutet hatte und ab dann haben wir jedem den magischen Zettel unter die Nase gehalten. Und siehe da, plötzlich wusste JEDER, was wir wollten!!! Keine 10 Minuten später haben wir also einen kleinen Bus-Sammelplatz entdeckt und den richtigen Bus erwischt. Alles in allem hat uns der Spaß eine gute Stunde Umsteigezeit gekostet, aber pünktlich zum Abendessen kamen wir dann doch noch auf der Hacienda an. Den magischen Zettel werden wir natürlich ihn Ehren halten!

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