Samstag, 3. November 2012

Hoch hinaus zu den Kondoren

Heute und morgen habe ich frei. Was also tun, wenn keine Kondor-Beobachtung ansteht!? Natürlich wilder Kondore beobachten!!! ;-)
Die Sonne hielt sich morgens noch sehr hinter einem Wolkenschleier bedeckt, beste Bedingungen also, um auf den Berg zu kraxeln, ohne die brütende Hitze aushalten zu müssen. Bis zum "Condor's View" sind es 2,4 km, allerdings 300 m Höhenunterschied zur Hacienda. Ist schon besser, diesen Weg ohne Zeugen zu erklimmen, denn das Gekeuche und die vielen Pausen wären einfach zu peinlich geworden!
Zum Einstieg ging es zunächst ein Feld entlang, also noch halbwegs entspannt.
Kurz darauf aber ging das Gequäle hoch. Zwar die meiste Zeit im Schatten, aber es war dennoch ein Kraftakt.
Immer weiter, immer weiter...
Die Hacienda Zuleta von oben.
Nicht an die Schmerzen in den Schenkeln denken, einfach immer weiter. Und dabei viel, viel trinken. Bin mit 2,5 l Wasser gestartet, daher war der Rucksack natürlich extrem schwer. Aber besser war es, denn das Wasser war hinterher leer.
Als ich schon dachte ich würde den Condor's View nie erreichen, kreiste plötzlich ein Andenkondor über mir. Ich eilte zu einer kleinen Lichtung, um ihn besser sehen zu können...
... und dort war das ersehnte Schild: Ziel erreicht! Der Condor's View in gut 3300 m Höhe!
Und dies ist er: Eine hübsche Bank 300 m über dem Tal, an dessen Ende, dort wo die Wiese aufhört, die Kondor-Volieren sind.
Wirklich ein gemütliches Plätzchen, wenn diese vielen kleinen Biester nicht wären, die offenbar auf der Bank wohnen. Zunächst hatte ich Rucksack und Jacke ahnungslos dort abgelegt, aber schon bald wunderte ich mich über die vielen schwarzen Punkte. Wie größere Zecken! Also genoss ich die Gegend lieber stehend.
Zur Belohnung des erfolgreichen Austiegs gabs natürlich erstmal einen Schleimi!
Leider war die Sicht nicht sonderlich klar, da der Himmel noch immer bedeckt war, aber was solls. Ich hatte einen wilden Kondor gesehen, wenn auch nur über mir, statt überm Tal, und ich hatte es tatsächlich auf zwei Beinen (und nicht auf allen Vieren) den Berg hinaus geschafft.
Ist dieser Anblick nicht herrlich!?
Das 180 Grad Panorama.
Unten im Bild gut zu erkennen, der Weg, den ich sonst jeden Tag zu den Kondoren laufe.
Der Weg zum Condor's View gehört eigentlich zum Rabbit Trail, deinem 5,3 km langen Rundweg. Es zweigt aber auch noch ein Weg zum Fox Trail ab, weitere 3,2 km mit weiteren 200 m Steigung. Keine Ahnung wieso, aber wo ich eh schon patschnass geschwitzt war und weit und breit keine Zeugen unterwegs waren, da wollte ich mir das volle Programm geben. Also immer weiter, immer weiter.
Dabei nutzte ich allerdings jede schöne Blume und jede tolle Aussicht für eine Rast inklusive Trinkpause.
Unterwegs sah ich sogar einen kleinen Wasserfall. Später kam ich ihm noch recht nah, allerdings war ein kleines Tal dazwischen und ich zu entkräftet, um nach einem Weg zu suchen...
Aber erstmal ging es noch weiter bergauf.
Und auf einmal sehe ich einen schneebedeckten Berg in der Ferne. Hinter jeder Wegbiegung gibt es was Neues zu entdecken!
Insgesamt flatterten auf dem gesamten Wanderweg hunderte Schmetterlinge herum. Die meisten nur dunkelbraun, wie dieser hier, aber auch hübsch bunte. Sie flatterten immer um micht herum. Wenn ich stehen blieb, setzten auch sie sich hin und bewegten sich nicht, so dass man sie gar nicht mehr sehen konnte. Sobald ich aber weiterging, begann wieder alles um mich herum zu flattern.
Kaum hatte ich das Ende des Wanderweges erreicht, irgendwo in den Hügeln oberhalb der Kondor-Volieren, da schwebte auch schon wieder ein Kondor um mich herum!!!
Wahnsinns Aussicht aus 3500 m Höhe! Ich kann mich gar nicht erinnern, ob ich jemals in so luftiger Höhe gewesen bin (außer im Flieger)!?
Eine ganze Weile genoss ich die herrliche Aussicht in alle Richtungen, schlang mir den Großteil meines Wasservorrates rein und machte mich dann irgendwann auf den Abstieg. Bis zur Hacienda sind es schließlich noch gut 3,5 km. Aber diesmal bergab!
Als ich an einem Holzhaufen vorbei kam, flatterte plötzlich ein bunter Vogel weg und setzte sich ein Stückchen weiter auf einen toten Baumstamm. Ich konnte mich bis auf 10 m anpirschen und staunte nicht schlecht, als sich der bunte Flattermann als American Kestrel entpuppte, ein Buntfalke.
Hübscher Winzling!!!
Die meiste Zeit der Wanderung ging es entlang einer hohen Böschung, die voller Löcher und Spinnweben war. Da habe ich selbstverständlich nicht genauer hingeschaut, sondern lieber die Aussicht in die andere Richtung genossen. Außerdem sah die Landschaft so aus, als könnte der nächste Brillenbär direkt hinter der nächsten Wegbiegung warten. Tat er aber leider nicht.
Ein ganzes Stück den Berg hinunter kam ich an einen kleinen See, der allerdings nicht gerade sauber aussah. Hier in der Nähe war auch der Wasserfall.
Die Hacienda Zuleta in Sichtweite.
Das letzte Stück den Berg hinunter war allerdings so steil, dass der Abstieg fast schwieriger war als der Aufstieg. Und dann war es geschafft, wieder die gemütlichen 3000 m unter den Füßen und nahe der Hacienda. Mit wackeligen Schenkeln, patschnassen Klamotten, aber wunderbaren, neuen Eindrücken von dieser tollen Landschaft hier.
Auf den letzten Metern schreckte ich noch einen riesigen Vogelschwarm auf dem Feld auf.
Puh, geschafft! Keine Ahnung, ob ich mich an meinem zweiten freien Tag morgen überhaupt noch bewegen kann, aber es hat sich gelohnt!!!

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