Montag, 12. November 2012

Auf dem Rücken unserer Pferde...

...reite ich mit Sicherheit NICHT um die Erde!!!
Jauuuuuuuul! Irgendwie hatte ich mir meinen Andenkondor-freien Tag anders vorgestellt. Wir waren noch richtig euphorisch, als es plötzlich hieß, dass wir einen Pferdeausflug gratis bekämen, für den die Luxus-Touristen hier locker 120 $ zahlen würden und so sicherten Nathan, Noa und ich uns drei Pferde samt des netten englischsprachigen Führers Felipe für heute. Insgesamt würden wir 5 Stunden hoch zu Ross unterwegs sein, durch die schönen Berge auf der anderen Seite von Zuleta.
Meine schlimmsten Befürchtungen, dass ich wieder das kleine, fette, faule Pony bekomme, das pausenlos nur fressen will und Dauerblähungen hat, bestätigten sich zum Glück nicht! Das Bläh-Pferd bekam Nathan! Mein Pferd war die prachtvolle, riesige Esthela, die knapp einen Kopf größer als die anderen Pferde war.
Was mich dazu geritten hat freiwillig auf ein Pferd zu steigen, weiß ich allerdings nicht mehr so genau. Wahrscheinlich einfach der Reiz der schönen Gegend hier und das Wissen, wie anstrengend es ist selber in die Berge zu latschen. Also besser auf einem Pferd herumkutschieren lassen...
Anfangs war ja auch alles wunderschön. Das Pferd artig und brav, hat sogar gehorcht, wenn ich es antreiben wollte. Und endlich wieder ein Helm auf dem Kopf, was für ein heimatliches Gefühl.
Blick Richtung Hacienda und "Condor's Valley".
Nach etwa zwei Stunden machten wir den ersten kurzen Halt, bei dem wir die ersten verdrehten Knie und Schmerzen am Po verspürten. Aber dennoch kein Grund zur Sorge, war ja einfach nur ungewohnt zu reiten. Die kurzen Galopp-Strecken haben sogar mir richtig Spaß gemacht, auch wenn ich Pferden nicht traue und jederzeit ein Kamel bevorzugen würde.
Nathan (links), Bettina (Mitte), Noa (rechts)... hier alle noch am Grinsen.
Immer weiter ging es den Hügel hinauf, ich schätze ca. 500 Höhenmeter, sprich 3500 m Höhe insgesamt. Oben angekommen sahen wir eine Ebene mit Äckern und auf einem Zaunpfahl einen kleinen, süßen Turmfalken, wie ich ihn bereits vor über einer Woche gesehen hatte. Aber er war zu schnell weg und ich hatte nur eine kleine Kamera (un)griffbereit,
Unser Führer Felipe.
Von dem einen Hügel ging es rüber auf den anderen Hügel und dort in ein kleines Wäldchen. An einer Lichtung hielten wir zu einer kleinen Lunchpause an und merkten, dass es verdammt gut tut, sich ins weiche Moos setzen zu können.
Wirklich ein idyllisches Örtchen, mit zur Zeit ausgetrocknetem See und einer wilden Stute mit Fohlen.
Blick aus luftiger Höhe über Zuleta und ins "Condor's Valley".
Ganz weit in der Ferne und im Dunst versteckt liegt die nächste größere Stadt, Ibarra.
Das Pferd von Felipe.
Als wir uns wieder in die Sattel hieften, ging der "Spaß" endgültig los: Die ersten höllischen Schmerzen! Und die grausige Vorstellung, dass es noch gut eineinhalb Stunden bis zur Hacienda sind. Jauuuuuul. Vor allem bergab über diese holperigen Steine, die schon zu Fuß grausam sind... aber dann noch auf einem mehr oder wenige bequemen Sattel und auf einem Pferd, das selber Schiss hat sich die Gräten zu brechen, wenn es ausrutschen sollte.
Ich kenne mich mit Pferden ja kein bisschen aus, aber Felipe erklärte uns, dass wir immer mit dem Hintern im Sattel bleiben müssen. Anders wäre es auch kaum möglich gewesen, so wie die Fußschlaufen eingestellt waren. Dadurch krachte man bei jedem kleinen Trab immer wieder mit dem Hintern unsanft auf den harten Sattel, autsch.
Die Knie gerieten auch ziemlich in Mitleidenschaft, aber wir versuchten tapfer bis zum Ende noch unsere Witzchen zu reißen... und in Gedanken war ich pausenlos bei der majestätischen "Kondor-Airline", mit ihren sanften Federpolstern!
Als wir endlich an der Hacienda ankamen, wollte ich mir vor den Herren eigentlich keine Schmerzen anmerken lassen, da mein Hintern von allen noch der mit Abstand gepolsterte ist. Aber als ich das schmerzhafte Gestöhne der anderen hörte, als sie die ersten Gehversuche starteten, brauchte ich mich auch nicht mehr länger verstellen. Gemeinschaftsgejammere vom Feinsten!!! Ich wusste gar nicht, dass ich so herzzerreißend auf Englisch jammern kann! Keine Ahnung, wie wir uns die letzten 200 m zu unserem Volunteer-Haus geschleppt haben, mit weichen, verdrehten Knien, Rückenschmerzen, Hinternschmerzen, eigentlich Ganzkörperschmerzen und sexy O-Bein-Gang. Wollte mich sofort aufs weiche Sofa werfen, aber selbst das fast schon zu weiche Polster tat am Hintern tierisch weh! Die inneren Oberschenkel haben unter Sattel und Hosennaht gelitten, sind angeschwollen und dunkelrot. Bin nur froh, dass nichts angefangen hat zu nässen... Als ich mich nach einer heißen Dusche schlafen legen wollte, fiel mir auf, dass mein Gesicht tierisch glühte. Dabei hatte gar nicht die Sonne geschienen, sondern es war eher dunkel und diesig. Als ich die Augen zumachte, kam es mir vor als wäre ich seekrank... habe jeden einzelnen Pferdeschritt und all das Geschunkel nochmal durchlebt. Also von Schlafen keine Spur! Daher tapfer bis zum Abendessen ausgehalten, irgendwie zur Hacienda und zurück geschleppt, und danach sofort ab ins Bett. Megajauuuuuuuuul! Im Leben setze ich mich nicht mehr auf ein Pferd, zumindest nicht für fünf Stunden. Das nächste Mal werde ich mir lieber ein gut gepolstertes Schaf oder Alpaka aussuchen ;-)

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