Dienstag, 24. Dezember 2019

Mein Patengeier "Jo"

Als ich am 15.12.2019 nach VulPro heimkehrte, hatte ich das Glück noch für einige Stunden meinen Geierfreund John wiedersehen zu können. Weil er kurz darauf abreiste, wollte er mir sein Weihnachtsgeschenk unbedingt vorher überreichen und ich sollte den Briefumschlag direkt öffnen. Ich hatte weder mit einem Geschenk gerechnet, noch mit der unglaublich tollen Überraschung, die mich sogleich erwartete: John hat in meinem Namen ein wunderschönes Weißrückengeier-Jungtier adoptiert!
Dabei handelt es sich nicht um irgendein Weißrückengeier-Jungtier, sondern genau um das süße Geschöpf, das sich bei meinem letzten Besuch hier im September mühsam aus dem Ei gepellt hatte.
Das Küken hatte keinen leichten Start im Leben, denn seine Eltern machten keinen guten Job. Weil die anderen Weißrückengeier-Paare die Brutsaison bereits aufgegeben hatten, wurde das kleine Küken kurzerhand in Nest der Wollkopfgeier gelegt, die erstmals ein Ei gelegt hatten, dieses jedoch leider unbefruchtet war. Dies war zwar ein kleines Experiment, aber immerhin sind beide Geierarten Baumbrüter.
Die ersten Tage klappten richtig gut und die beiden Wollkopfgeier konnten ihr Elternglück kaum fassen. Schon bald war das kleine Kükenköpfchen im großen Nest auf einer Brutplattform sichtbar.
Leider fütterten die beiden Adoptiveltern das Küken nicht ausreichend, so dass wir es mehrfach täglich mit einer Pinzette zufüttern mussten. Vor allem die Geiermama beschützte das Küken aufopferungsvoll, aber leider nützt das alles nichts, wenn das Küken nicht genug Aasbrei bekommt.
Das Weißrückengeier-Küken durfte knapp einen Monat bei den Wollkopfgeiern bleiben, aber dann musste das Experiment leider beendet werden. Auch die Weißrückengeier-Paare hatten kein Interesse mehr an dem gut gewachsenen Küken, so dass es leider indirekt von Hand aufgezogen werden musste - natürlich mit möglichst wenig Menschenkontakt.
So sieht der prachtvolle Junggeier heute aus - mit seinen Adoptiveltern im Hintergrund.
Selbst wenn John das Küken nicht für mich adoptiert hätte, wäre ich sofort in den kleinen vernarrt gewesen! Was für ein wunderschöner Geier!!!
Der Kleine hat sich mit einem Kapgeier-Jungtier angefreundet und es unter seine Fittiche genommen. Immer wieder kann ich die beiden Seite an Seite beim Kuscheln beobachten oder wie der Weißrückengeier versucht den Kapgeier zu Füttern oder zum Baden zu bewegen.
In den letzten Tagen kamen immer wieder weitere Jungtiere nach VulPro, die geschwächt irgendwo eingesammelt wurden. Alle kamen anschließend zu "meinem" Weißrückengeier in die Voliere und wurden sofort von ihm begrüßt. Als würde er die Junggeier willkommen heißen und ihnen gleich klarmachen wollen, dass sie hier nichts zu befürchten haben.
Diese artübergreifende Hilfsbereitschaft hat mich dazu inspiriert meinen Geier "Jo" zu nennen. Ich möchte ihn allen meinen Geierfreunden und Geierforschern widmen, die mit den Buchstaben "Jo" beginnen. Dazu zählt natürlich John, der mir dieses tolle Geschenk bereitete hat. Aber auch José und Jovan von der Vulture Conservation Foundation (VCF). Ihr macht super Arbeit und ich bin sehr dankbar euch zu kennen! Bestimmt gibt es noch viele andere "Jo"-Geierleute, die sich ebenfalls gerne angesprochen fühlen dürfen!
Meine Adoptivurkunde!
Dieses Weihnachtsgeschenk ist wirklich etwas ganz Besonderes! Vielen Dank, John!!!

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