Mittwoch, 18. Dezember 2019

Fütterung und Badevergnügen

Heute erwartete mich wieder ein richtig heißer, sonniger Tag bei VulPro mit den verschiedensten Aufgaben. Zuerst wurde natürlich das alte Aas aus den Volieren entsorgt und die Geier gefüttert. Endlich bekamen auch die hungrigen Geier in der Großvoliere etwas zu futtern. Sie kamen bereits die letzten Tage immer angerannt und schauten mich sehnsüchtig an, sobald ich mit einer Schubkarre in ihrer Nähe vorbeifuhr. Auch heute kamen sie wieder angerannt und wurden zum Glück diesmal nicht enttäuscht!
Frisch aus dem Kühlraum: Ein lecker Ziegenaas.
Thando stürzte sich mutig ins Getümmel und brachte die Ziege zum Futterplatz.
Sofort ging das begeisterte Gefresse los. Aas hack!
So ein Ziegenaas ist für diese Menge an Geiern nur ein Snack, so dass sich die Geier wild um jeden Bissen zankten. Aber die Geier hier bei VulPro brauchen gar nicht so ausgehungert tun. Der letzte Gesundheitscheck hatte mal wieder gezeigt, dass die Geier hier deutlich wohlgenährter und schwerer sind als ihre Verwandten in freier Natur.
Ich liebe diese Geier-Mandala, wenn alle Geier kreisförmig ums Aas versammelt sind. Ein sehr meditativer Anblick ;-)
Kurzer Besuch beim Wollkopfgeier.
Unser junges Kapgeier-Mädchen von gestern scheint leider noch immer große Schmerzen zu haben. Sie hat sich heute in ihrem Hospital-Camp kaum bewegt, wollte nicht fressen und wurde morgens nochmal gründlich untersucht. Weil ihr Kropf von gestern noch halb voll war, bekam sie eine kleine Verdauungskropfmassage und eine ordentliche Ladung Flüssigkeit. Außerdem wurde ihr Blut abgenommen für eine Untersuchung auf Bleivergiftung. Die Werte waren deutlich erhöht, aber nicht ganz so kritisch, als dass sie auch noch dagegen behandelt werden müsste.
Da ihr Gefieder noch immer voller Milben war, pulverten wir sie erneut ein. An ihrem Hals entdeckten wir außerdem noch einige Zecken. Armes Tier. Der elendige Anblick ist herzzerreißend! Hoffentlich kriegen wir sie wieder gesund gepflegt.
Nach der Behandlung säuberte ich das Hospital-Camp und schrubbte die vollgemachten Teppiche, mit denen das Hospital ausgelegt ist, damit sie tagsüber in der Sonne trocknen können.
Als nächstes Stand eine Bespaßungsfütterung für die Andenkondore an, bei denen sie mir durch den Zaun Aasbrocken von einem dicken Lederhandschuh fressen durften. Ich hätte zu gerne ihre flauschige Halskrause gestreichelt, aber lebensmüde bin ich nicht.
Der Schreiseeadler bekam vormittags drei Fische serviert. Wir hatten sie in einem alten Eiscontainer in seinem Wasserbecken deponiert. Keine 10 Sekunden später hatte er bereits alle drei Fische mit einer Kralle gegriffen und hopste zu seiner liebsten Sitzstange.
Wirklich beeindruckend, wie schnell er je eine Zehe in die Fische gebohrt hatte und sie wegschleppte.
Wohl bekommts!
Gemeinsam mit Charles strich ich heute die Wände in unserem Beobachtungshäuschen neu an. Über die Jahre sahen die grauen Wände richtig versifft aus. Vor allem an den Stellen, wo das Dach undicht war und Wasser runtergelaufen ist. Dabei hatte ich zumindest kurzzeitig Gelegenheit ein paar Geier im Geierrestaurant zu beobachten.
Wer ist hier der Boss!?
Leider begannen die anderen kurze Zeit später im Geierrestaurant den Rasen zu mähen, so dass die letzten Geier wegflatterten. Aas war mittlerweile sowieso kaum noch übrig.
In der Mittagspause setzte ich mich gemütlich auf die "Wahl Memorial" Bank. Die Bank bietet den einzigen schattigen Sitzplatz zwischen den Geiervolieren und ich glaube mein verstorbener Geierfreund Wahl hätte sich sehr über sie gefreut. Es macht einfach Spaß dort zu sitzen, ein Buch zu lesen und mit einem Auge die Geier zu beobachten. Natürlich habe ich dann immer meine Kamera dabei, für den Fall, dass etwas Spannendes passiert.
Diesmal ließ ich mich von den Ohrengeiern ablenken, die mittlerweile zu dritt in ihrer Voliere leben. Zwei von ihnen sind offensichtlich ein Pärchen, darunter rechts im Bild mein Lieblings-Ohrengeier mit dem fehlenden Geier, dessen Ehrennarbe ich seit meinem ersten Besuch hier 2012 stolz am linken Unterarm trage.
Schnabel an Schnabel zupften sie sich kleine Aashäppchen aus der Schweinehälfte, die sie zum Frühstück bekommen hatten.
Und wie es sich für einen guten Geier gehört, durfte danach das Schnabelputzen nicht fehlen. Hierzu reiben Geier ihren Schnabel viele Male an Holz, am Gras oder manchmal sogar am Aas selber ab.
Als das Aas frei war, kam Ohrengeier Nr.3 vorbei, um sich seinen Nachschub zu sichern.
Sehnchen zerr!
Außerdem konnte ich viele Geier beim Baden beobachten. Das beste Mittel gegen die Mittagshitze!
Auch ein erfrischender Schluck Wasser kann nicht schaden.
In der Weißrückengeier-Voliere hatten bereits fast alle Geier ein Bad genommen und schüttelten sich die nassen Federn aus oder saßen sonnenbadend mit ausgebreiteten Flügeln im Gras.
Nur einige wenige Geier brachten lieber ihre trockenen Federn in Sicherheit...
...oder hingen gemütlich in der Sonne ab.
Nachdem das Beobachtungshaus gestrichen war, fütterte ich die Kapgeier-Brutvoliere und richtete das Hospital-Camp wieder her. Zwischenzeitlich war ein Suchtrupp losgefahren, um einen Geier einzusammeln. Leider konnten sie ihn nicht finden, aber dafür wurde später ein anderer Geier eingesammelt. Weil das Geierrestaurant kahlgefressen war, bot ich an die Aasreste wegzubringen. Das war ein wenig zu übereifrig, denn in dem gemähten Gras entdeckte ich auf einmal viel mehr alte Kadaver als gedacht. Nachdem ich drei vollbepackte Schubkarren bei gefühlten 35 Grad bergauf zum Aas-Container geschoben hatte, konnte ich einfach nicht mehr. Also packte ich die Reste auf eine Schubkarre und einer der langjährigen VulPro-Mitarbeiter schob sie für mich. Keine Ahnung, wie er die Schubkarre bewegen konnte, geschweige denn bergauf über Stock und Stein. Ich hätte die Ladung nur mit zwei Gängen oder sogar drei geschafft. Aber immerhin war das Geierrestaurant pünktlich zum Feierabend sauber - bis morgen früh wieder neues Aas ausgelegt wird.

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