Donnerstag, 4. Oktober 2018

Clean-up crew im Geierrestaurant

Als ich heute früh aufwachte, war es plötzlich eiskalt. Habe ich das gute Wetter bei VulPro etwa zu früh gelobt? Im Laufe des Vormittags musste ich sogar eine zweite Jacke drüberziehen, weil der Wind so frisch war. Kaum war ich dick eingemummelt, kam die Sonne raus und bei Windstille war es richtig warm. Zwei Schichten ausgezogen, Wolken zogen auf und zack, wieder gefroren. So ging es den ganzen Tag hin und her. Bestimmt hat sich Petrus auf seiner Wolke beömmelt vor Lachen!
Aber immerhin fingen die wilden Kapgeier und Weißrückengeier schon vor 7 Uhr mit ihren Aufräumarbeiten im Geierrestaurant an.
Als ich nach einer frühen Futterrunde schnell ins Beobachtungshäuschen eilte, putzten sich bereits die ersten Geier ihre Schnäbel am Erdreich sauber.
Trotzdem waren noch 55 Geier am Futtern, davon 12 mit Flügelmarkierungen. Da ich mit dem Fernglas im Geiergewusel nichts anfangen kann, fotografiere ich immer sämtliche Flügelmarkierungen doppelt und dreifach, um sie dann abends am Computer in Ruhe auszuwerten.
Heute hat Lara, eine nette Angestellte von VulPro, gebeten, dass ich während meiner Zeit hier die Geiersichtungen in die ellenlangen Tabellenwerte übertrage. Und zwar nicht nur die Sichtungen aus dem Geierrestaurant, sondern auch die Sichtungen der Geier, die nachmittags auf den Volieren abhängen und dort vermutlich auch nächtigen. In den Tabellen sind praktisch alle markierten Geier hinterlegt mit Flügelnummer, Ringnummer, Datum der Beringung, Herkunft, Geierart, und und und. Bisher hatte ich meine Sichtungen per Mail an Kerri weitergeleitet, aber dann kann ich auch genauso gut selber die Daten übertragen.
Es geht doch nichts über ein genüssliches Aas hack im Geierrestaurant.
Um 8:30 Uhr schaute ich noch einmal nach dem rechten und konnte unter 123 Geiern 18 mit Flügelmarkierung erkennen. Um 10:30 Uhr waren es noch 17 markierte Geier von etwa 183 wilden Geiern. Allerdings saßen viele Geier bereits so weit vom Geierrestaurant entfernt auf der Wiese, dass ich viele Flügelmarkierungen nicht mehr lesen konnte.
 Die Geier kamen und gingen den ganzen Tag über. Erst am frühen Nachmittag waren die meisten verschwunden und hinterließen ein kahlgefuttertes Restaurant.
Wenn ich daran denke, wie fies und aufgeweicht vom gestrigen Regen das as heute früh aussah. Und nachmittags blieben nur noch blanke Knochen zum Aufräumen übrig!
Geier sind einfach die beste Aufräumcrew der Welt!!!
Nicht wenige Geier verließen VulPro heute mit einem prallgefüllten Kropf!
Als kleine Nachspeise gabs lecker Knochensplitter, um gegen Ende der Brutsaison noch einmal den Calciumgehalt zu steigern. Die großen Küken in den Nestern müssen kurz vorm Ausfliegen schließlich gut versorgt werden!
Wie sehr ich diesen Anblick von glücklich futternden Geiern vermisst habe!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen