...Palmgeiern & Co.
Nach der morgendlichem Fütterung bei VulPro war wieder das Kleinscheiden von Nistmaterial angesagt. Diesmal musste ich mich alleine durch einen riesigen Haufen Zweige durchschnippeln, bis ich fünf Säcke auf zwei Volieren verteilen konnte. Drei Säcke gingen in die Kapgeier-Brutvoliere, wo sich natürlich sofort alle Geier begeistert draufstürzten.
Büschelweise wurde das kostbare Gut zum Brutfelsen geschleppt und ordentlich in den bereits vorhandenen Nestern verarbeitet.
Ganz voran wieder das süße Paar von ganz oben, das den mühsamsten Weg auf sich nehmen musste.
Wirklich schön, die Geier so ausgelassen erleben zu können.
Anfangs hat der Geier von ganz oben noch quer durch die Voliere Anlauf genommen, um genug Schwung für den Heimflug zu sammeln. Später kürzte er ab und flatterte aus halber Distanz auf den Felsen hoch.
Es tat mir ja schon leid mit anzusehen, wie er unterwegs ein paar Zweige verlor und nur mit kleiner Ausbeute heimkehrte. Danach musste er direkt nochmal los.
Andere Geierpaare haben deutlich kürzere und einfachere Wege.
Die flugunfähigen Kapgeier und Weißrückengeier in der offenen Voliere bekamen von mir zwei Säcke mit Nistmaterial. Sofort kamen sie neugierig angelaufen, aber leider habe ich nicht das erhoffte Aas gebracht. PJ war sogar deutlich interessierter an den ollen Plastiksäcke als an den Zweigen.
Nur die wenigen Pärchen sammelten bescheiden ein, zwei Zweigchen und ein paar andere Geier spielten mit dem Gestrüpp herum. Schade, dass sie die Arbeit offenbar nicht zu Schätzen wissen.
Oder waren sie vielleicht nur abgelenkt, weil zeitgleich der Geierpool geschrubbt wurde? Heute war nämlich wieder allgemeine Poolreinigung angesagt.
Außerdem gab es heute wieder eine große Versorgungsaktion, weil alle bumble foot Geier neue Fußbandagen bekommen haben und auch die anderen Patienten versorgt wurden. Außerdem bekam unser Sorgengeier eine Wassertret-Therapie, indem wir ihn zwischen die Beine geklemmt in einen Wassertrog setzten. Jedes Mal, wenn wir ihn tiefer drückten, trat er mit dem linken Fuß auf. Ein super Zeichen der Besserung. Leider klappt's mit dem rechten Bein noch nicht so gut, aber wir bleiben dran. Bei einem Fütterungsversuch streckte der Geier plötzlich seinen langen Hals nach der langen Pinzette aus und sprang gleichzeitig ein Stück vor. Zack, hatte er meinen rechten Zeigefinger im Schnabel. Autsch!!! Minutenlang konnte ich den Schnabelabdruck auf der Haut sehen und es hat ordentlich gezwiebelt. Aber außer einem kleinen Kratzer auf dem Fingerrücken und einer Druckstelle auf der anderen Seite am Fingeransatz ist nichts passiert. Frechschnabel! Danach habe ich lieber Lederhandschuhe angezogen und es tatsächlich geschafft, dass der Geier sich endlich den Kropf vollgefressen hat, ohne direkt alles auszuwürgen. Gut, wir mussten ihm den Schnabel aufhalten und mit der Pinzette nachhelfen, aber immerhin fängt er endlich an selber zu schlucken, auch wenn wir ihm die Aasfetzen nicht bis in den Rachen schieben.
In der Mittagspause setzte ich mich wieder mit Buch und Kamera neben die Kapgeier-Brutvoliere und genoss die Frühlingsgefühle der Geier. Okay, hier ist jetzt eigentlich Herbst, aber egal.Auf dem nächsten Bild kam das Weibchen gerade mit frischem Nistmaterial für das Nest oben links zurück. Das Männchen wollte aber nicht länger warten und sprang schon eine Etage tiefer auf das Weibchen drauf. Während er sich also abrackerte, hatte sie noch etwas verdattert das Nistmaterial im Schnabel und wussten offensichtlich gar nicht wohin damit. Das Männchen hatte natürlich trotzdem lautstark grunzend seinen Spaß!
Meistens kopulieren Geier aber direkt im Nest bzw. unmittelbar daneben.
Ausnahmen bestätigen die Regel...
Als ich plötzlich ungewöhnliche Geräusche vom Volierendach hörte, entdeckte ich einen wilden Marabu, der sich mit einem wilden Kapgeier zoffte und kurz darauf elegant ins Geierrestaurant segelte. Herzlich willkommen, hübsches Langbein! Ich hoffe du bleibst uns lange erhalten und rufst noch ein paar Freunde herbei!
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