Den Großteil des heutigen Tages verbrachten Charné und ich in der Tierklinik in Pretoria, um unseren Flügel-kranken Marabu behandeln zu lassen. Ich wollte gerne dabei sein, um ihm notfalls die Kralle zu halten und weil ich es irgendwie spannend finde, dass wir hier bei den Operationen dabei sein dürfen - auch wenn es total traurig und herzzerreißend ist.
Fotos der Operationen darf ich leider nicht mehr hier im Blog veröffentlichen, aber der Anblick war auch wirklich nicht schön. Gut, ein bisschen zum Schmunzeln war der Anblick des Langbeines auf dem OP-Tisch schon, vor allem als die Tierärzte erstmal improvisieren mussten, wie sie den Guten überhaupt betäubt kriegen. Die kleine Plastikhaube, die sie sonst den Geiern auf den Schnabel setzen, reicht für einen Marabu natürlich nicht aus. Selbst eine Literflasche hätte wohl nicht ausgereicht. Also wurde dem Marabu eine Plastiktüte über den Schnabel gestülpt und das Betäubungsgas mit einem Schlauch reingesprüht. Dies dauerte zwar etwas länger, zeigte aber Wirkung. Bald war der Marabu soweit betäubt, dass ihm ein Schlauch für die Sauerstoffzufuhr in den Schnabel gesteckt und fixiert werden konnte. Armer Kerl! Für die Flügelamputation muss die ganze Schnittstelle am Flügel großflächig von Federn befreit werden. Bei Geier ist das eine wüste Rupferei, die mit Sicherheit fürchterlich weh tut. Selbst mit Betäubung habe die Geier immer wieder geschrien. Beim Marabu schien das alles leichter zu gehen und die Federn ließen sich leicht rupfen. Das kann aber auch daran liegen, dass der Flügel wirklich direkt am Ansatz amputiert werden musste. Vorsichtig wurde die Haut durchtrennt, Adern abgeklemmt und anschließend der blanke Knochen durchgesägt. Danach wurde der Stumpf vorsichtig zugenäht und der arme Marabu konnte langsam wieder aus der Narkose erweckt werden. Dazu wurde er in eine ausgepolsterte Dusche gelegt, wo er erst nach 15 Minuten wieder langsam auf die wackligen Beine kam. So traurig eine Flügelamputation auch ist, wir sind uns sicher, dass er jetzt deutlich weniger Schmerzen leiden muss als vorher mit dem übelst verdrehten und gebrochenen Flügel. Tapferes Kerlchen!!!
Vor dem Marabu wurde aber noch spontan ein Weißrückengeier behandelt, der seit zwei Tagen auffällig unruhig ist. Weil es sich um ein Brutweibchen handelt, hatte Kerri Sorge, dass das Ei vielleicht feststeckt. Das kann für das Weibchen sehr gefährlich werden, weil sich Druck aufbaut und der Geier an einem Infekt sterben kann. Vor allem, wenn das Ei nach ein paar Tagen im Körper platzt. Es ist wohl schon wenige Male vorgekommen, dass die Weißrückengeier bei VulPro Probleme bei der Ei-Ablage hatten, daher wollte Kerri auf Nummer sicher gehen und den Vogel röntgen lassen. Beim Tierarzt angekommen, entdeckten wir eine üble Schwellung an der Brust, die sofort geröntgt wurde. Die Röntgenbilder wiesen weiterhin auf einen Infekt oder sogar eine Krebserkrankung hin. Die Behandlungschancen lagen laut Tierärzte unter 15 %, so dass Kerri schweren Herzens entschied das Weibchen einschläfern zu lassen. Sowas Trauriges, zwei Geier in zwei Tagen! Anschließend wurde der Geier direkt obduziert, damit wir wissen, ob es sich um einen Infekt handelt, der vielleicht die anderen Geier in der Voliere anstecken könnte. Die bestätigte sich zum Glück erstmal nicht, aber der Anblick war alles andere als schön: Die Eingeweide des Geiers waren vollkommen verfettet! Bestimmt 2-3 kg Fettmasse umschlangen alle Organe und die Vermutung liegt nahe, dass der Geier sowieso in Kürze gestorben wäre. So richtig konnte ich den Gesprächen nicht folgen, aber es scheint, dass während der Brutsaison irgendein Enzym im Körper die Fettproduktion enorm fördern kann. Jetzt überlegen wir sämtlichen Weißrückengeier-Weibchen einzufangen und zu untersuchen, ob sie ähnliche Leiden haben. Hoffentlich geht es allen anderen gut!!!
Zurück bei VulPro brachten wir den noch recht angeschlagenen Marabu ins Hospital Camp und gaben ihm eine ordentliche Ration Eintagsküken. Der Arme lief aber nur nervös auf und ab, so dass wir ihn lieber in Ruhe ließen.
Zeit sich mit den anderen Geiern abzulenken, wie den schönen Andenkondoren. Heute flirtete das alte Weibchen wieder den neuen Kondormann durch den Zaun an. Die Gute kann sich wohl nicht richtig entscheiden.
In der Kapgeier-Brutvoliere gab es heute frohe Nachrichten: Percy mit seiner Dame und ein anderes Paar haben jeweils ein Ei gelegt. Percys Ei haben wir mit gemeinsamen Kräften unter Einsatz diverser Hautfetzen aus dem Nest entfernt, damit er noch ein weiteres Ei nachlegen kann. Das andere Paar darf sein Ei behalten, weil sie bisher noch nie zwei befruchtete Eier gelegt haben.
Andere Geierpaare üben noch fleißig.
Percy vor dem Eiklau.
Dieser Geier hier darf sein Ei behalten.
Morgens hatte ich mich bei den Palmgeiern auf die Lauer gelegt, weil sie einfach in der Berichterstattung viel zu kurz kommen. Sie verstecken sich ja auch die meiste Zeit. Aber heute habe ich ein paar Bilder machen können.
Palmgeier sehen gar nicht richtig geierhaft aus und verhalten sich auch ganz anders. Aber dennoch sind es schöne, sympathische Tiere.
Guckuck.
Die Palmgeier im Flug zu erwischen ist fast unmöglich, weil sie viel zu flink sind.
Dieser wilde Kapgeier auf dem Volierendach war offenbar ebenfalls neugierig, was das für ein schwarzweißer Vogel unter ihm im Baum ist.
Mit den drei Palmgeiern leben noch drei Ohrengeier in der gleichen Voliere.
Morgens zog übrigens eine neue Eule bei uns ein. Charné hatte sie wohl gestern Abend auf einer Straße eingesammelt, wo sie offenbar mit einem Auto kollidiert war. Sie hat ein Schleudertrauma und eine Augenverletzung, so dass sie jetzt 4x täglich Augentropfen bekommt. Hoffentlich geht es ihr bald besser!
Hübsches, buntes Vögelchen im Garten von VulPro.
Ebenfalls ein sehr hübsches Vögelchen im Garten von VulPro ;-)
Weißrückengeier im Portrait.
Und auch die Wollkopfgeier wollen beachtet werden.
Herzhaftes Gääähn!
Ein schönes Farbspiel in der Nachmittagssonne!
Bisher kaum beachtet: Unser Schreiadler (Lesser spotted Eagle)...
...und unser Fischadler.
Zu guter Letzt noch ein paar Bilder des knuffigen Königgeiers, den ich jeden Tag mehr ins Herz schließe! Das Vieh ist einfach klasse!!!
So ein süßer, aufdringlicher Fratz!
Hoffentlich werde ich morgen etwas mehr Zeit mit ihm verbringen können!
Donnerstag, 10. Mai 2018
Ein Tag in der Tierklinik
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