Neben dem Nistmaterial-Event und dem Ohrengeier-Special möchte ich die anderen Geier von VulPro natürlich nicht vernachlässigen. Fangen wir doch am besten mit... ääähm.... einem weiteren Ohrengeier an!? Eigentlich geht es hierbei in erster Linie um den kleinen, weißen Palmgeier.
Die drei Palmgeier leben aber gemeinsam mit drei Ohrengeiern in einer Voliere, daher tauchen hier wieder ein paar der beeindruckenden Krummschnäbeln auf.
Nettes Arrangement.
Die meiste Zeit des Tages verstecken sich die schüchternen Palmgeier in ihrem Lieblingsbaum und sind noch immer sehr scheu. Palmgeier ernähren sich in freier Wildbahn übrigens vorwiegend vegetarisch, indem sie Palmfrüchte & Co futtern. Hier bekommen sie hingegen Eintagsküken und können vom Aas der Großen fressen.
Unsere kleine Babyeule, die seit einer Woche aufgepäppelt wird. Sie wächst jeden Tag und ist zur Zeit ein knuffiges, flauschiges Flaumknäuel. Total weich und mit den witzigsten Geräuschen. Von einem jämmerlichen schnurrenden Fiepen bis zu einem schrecklichen Nasehochzieh-Geräusch, als würde sie jeden Moment ersticken. Aber diese Geräusche scheinen normal zu sein. Mittags darf sie 20 Minuten in die Sonne, um etwas Vitamin D zu tanken.
Kurzer Blick ins Weißrückengeier-Nest: Noch kein Ei da!
Herr und Frau Andenkondor. Andenkondore sind die einzigen Geier, bei denen man auf den ersten Blick Männchen und Weibchen auseinander halten kann. Die Männchen - wie der Kollege rechts im Bild - haben einen fleischigen Kamm auf dem Kopf, der beim Weibchen (links) fehlt. Dafür haben Weibchen auffallend bordeaux-rote Augen. Ich bin ja eigentlich kein Freund von roten Augen, aber der Farbton bei den weiblichen Andenkondoren ist attraktiv!
Mittags konnte ich etwa 30 wilde Kapgeier und Weißrückengeier im Geierrestaurant kommen und gehen sehen.
Vor allem die Landeanflüge sind immer wieder etwas ganz besonderes. Selten wird einem so deutlich vor Augen geführt, wie enorm riesig Geierflügel sind! Mal ehrlich, würde man anhand des "normal stehenden" Geiers unten links im Bild annehmen, dass seine Flügel fast 3 m Spannweite haben? Niemals!
Die einen verlassen gesättigt die Futterstelle, während ein paar wenige andere Geier gerade erst landen. Aber das richtig große Fressen blieb heute leider aus.
Meine Lieblingspose beim Landeanflug. Fahrgestellt ausfahren und den Hals in Geiermanier zwischen den Beinen angewinkelt nach vorne strecken. In dieser Haltung bekommen sie noch einmal richtig gut Schwung drauf, bevor sie kurz vor der Landung ihre Flügel quer gegen den Wind stellen und abbremsen, bevor sie sachte landen.
Ich konnte auch einige Geier mit Flügelmarkierungen erkennen. Die Nummern schreibe ich immer auf und gebe sie abends Kerri mit der Gesamtanzahl der Geier im Restaurant und der Uhrzeit, zu der ich die Geier gezählt hatte. Sie überträgt alle Daten in ihre endlosen Tabellen voller markierter Geier und kann so genau sehen, welcher Geier regelmäßig hier futtert und welcher lange Zeit unterwegs war, bevor er heimgekehrt ist.
Geier-Selfie.
Die Wollkopfgeier müssen - wie immer - an ihrer Fotopräsenz arbeiten.
Zugegeben, sie beim Koten zu fotografieren ist nicht gerade sensibel, aber ansonsten sehen sie leider immer gleich aus und werfen sich nur selten in Pose.
Am frühen Nachmittag trieben sich die meisten Geier abwechselnd in den diversen Geierpools herum, wuschen gründlich das Gefieder und setzten sich anschließend sonnenbadend auf ihre Sitzstangen oder ins Gras.
Später gelang es mir tatsächlich einen Wollkopfgeier im Flug zu erwischen - zumindest von hinten.
Während unser Männchen fast komplett schwarz ist, hat das Weibchen ein schwarzweißes Gefieder. Sie ist offenbar am Nestbau interessiert und schleppte einige Zweige in Richtung Männchen, das auf einer Sitzstange saß.
Als ich eigentlich meine Kamera für heute weglegen wollte, gelang mir dann plötzlich diese geniale Fotoserie von den Wollkopfgeiern, als das Weibchen seinem Partner stolz eine Zweig präsentieren wollte und das Männchen lieber schnell die Flucht ergriff:
Ich glaube bessere Action-Bilder sind mir bei den beiden noch nie gelungen und werden es auch nie wieder. Ein sehr erfolgreicher Tag!!! Endlich konnten sich diese wunderschönen Tiere mal in einem anderen Licht zeigen!
Im Laufe des Tages bekam unser Sorgen-Patient regelmäßig Physio und ein paar Aasfetzen vor den Schnabel gehalten. Seine Beine sind immer noch nutzlos, aber heute hat er zumindest etwas Kampfgeist gezeigt. Er hat sich mühsam flatternd einen Meter durch die Voliere bewegt und später freiwillig den Schnabel für maximal drei Aasbröckchen geöffnet, ohne sie direkt wieder auszuwürgen. Leider hat er hin und wieder Blut im Schnabel, so dass wir noch immer von inneren Verletzungen ausgehen. Nach dem langen Feiertagswochenende wird er vermutlich bald geröntgt, damit wir weitersehen können.
Zu guter Letzt bekam ein weiterer Patient noch seine Augentropfen und wir konnten den Tag langsam ausklingen lassen.
Ein weiterer spannender, erfolgreicher Tag im Geierparadies!
Abends haben wir noch unsere ersten Geier-Eier im Inkubator gedreht, gewogen und beleuchtet. Zumindest zwei sehen befruchtet aus, eines ist noch zu jung und das vierte ist vermutlich unbefruchtet. Im Inkubator-Zimmer hängt eine riesige Tabelle, auf der genau erklärt ist in welchem Alter mit welchem Ausgangsgewicht ein Kapgeier-Ei an jedem Tag der Inkubation wiegen sollte. Geier-Eier verlieren nämlich nach und nach an Gewicht. Sind die Eier noch etwas schwerer als Plan, so drosselt Kerri die Luftfeuchtigkeit im Inkubator etwas runter. In der freien Natur wird die Luftfeuchtigkeit vom Nistmaterial beeinflusst. Nutzen die Geier vorwiegend Zweige mit grünen Blättern, so ist die Luftfeuchtigkeit höher als bei trockenem Geäst. Der Inkubator wird auch auf eine ganz bestimmte Temperatur eingestellt. Geier in der freien Natur regeln die Temperatur, indem sie das Ei entweder mit ihrem Gefieder wärmen oder zwischendurch aufstehen, um frische, kühlere Luft ans Ei zu lassen. Und während die Geier ihr Ei im Nest täglich mehrmals mit dem Schnabel hin und her rollen, übernimmt bei den Eiern im Inkubator Kerri den Job. Dreimal täglich werden die Eier um 180 Grad gedreht, immer abwechselnd mit und gegen den Uhrzeigersinn. Diese Arbeit hatte ich vor einigen Jahren auch regelmäßig übernommen, aber mir zittern noch immer bei dem Gedanken die Finger. Beim Drehen kann nicht viel schiefgehen, weil das Ei dabei im Inkubator liegen bleibt. Der Nervenkitzel ist die Eier aus dem Inkubator zu holen und zu wiegen. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich ein Geier-Ei fallen lassen würde. Daher bin ich sehr dankbar, dass Kerri diesen Job lieber selber übernimmt.
Dienstag, 1. Mai 2018
Geiertanz in den Mai
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