Am 2. Weihnachtstag war der Schnee soweit angetaut, dass wir nun endlich die Quads mit Schneeketten nutzen konnten, um zu einer weiteren Futterstelle für die Kalifornischen Kondore durchzudringen.
Nach einer Weile segelten plötzlich fünf Kondore im perfekten Formationsflug wie ein "V" über unsere Köpfe hinweg. Während ich ihnen also noch sehnsüchtig hinterherschaue, sehe ich plötzlich weit vor uns zehn weitere Kondore vorbeiflattern... gefolgt von mehr und mehr und immer mehr Kondoren. Traumhaft! Wie fuhren also an den Rand der Berge, von wo aus man eine herrliche Aussicht über das Flachland hat. Blauer Himmel, Sonne, kleine Wolkenschlieren und wunderbare Farben. Das Beste aber: Der Himmel schwarz vor Kondore!!!
Ganz in der Nähe war nämlich an einer Futterstelle ein Weihnachts-Aas ausgelegt worden, zu dem immer mehr Kondore herabstürzten. Bald zählten wir 25 Stück und damit praktisch alle, die hier Leben. Zur Erinnerung: 29 leben hier insgesamt, davon allerdings 2 verhaltensauffällige, die in der Voliere bleiben müssen.
Wie elegant und majestätisch sie durch die Lüfte glitten... und dazu diese wahnsinns Aussicht! Was genau sie genüsslich mampften konnte ich in diesem wuselnden Haufen aus schwarzen Federn nicht erkennen. Aber es schien ihnen sehr gut zu schmecken!
Auch den Kondoren scheint diese Aussicht sichtlich zu gefallen...
Nach einer Weile schreckte etwas die Kondore auf und sie flatterten hinaus über die Felskante. Dort kreisten sie immer wieder um den einzelnen Baum herum und auch über unsere Köpfe.
Der Hunger war aber größer als die Furcht, so dass sie bald alle wieder nacheinander an der Weihnachtstafel landeten. Prachtvoll, diese Spannweite von 3 Metern!
Ist das nicht ein schöner Ort für eine Geier-Futterstelle!?
Immer wieder flatterte einer dicht über unsere Köpfe hinweg. Vor strahlendblauem Himmel hat da sogar meine Kamera gute Flug-Bilder hinbekommen.
Der Wind pfiff eisig über die offene Ebene hinweg, aber das Geier-Adrenalin hat zum Glück die schmerzenden, steifen Finger vergessen lassen. Kann ja schlecht dicke Handschuhe tragen, wenn ich Geier ablichten will.
Beeindruckende Schönheiten und grandiose Flieger!!!
Habe ja eigentlich befürchtet, dass die Kondore sich hier die Halskrause abfrieren, aber das eisige Wetter scheint ihnen nicht viel auszumachen. Kein Wunder, bei kiloweise weicher Riesenfedern. Außerdem bauschen sie ihre Halskrause auf, wenn es besonders kalt ist oder verstecken sogar ihren Kopf unterm Gefieder. Werde also weniger die Kondore an unser Kaminfeuer einladen müssen, als sie zu bitten MICH zu wärmen. So ein Kondor unter der Jacke ist bestimmt besser als jede Ski-Unterwäsche!?
Dreimal wiederholte sich das traumhafte Schauspiel, wenn sich alle Kondore in die Lüfte schwangen, um ihren Runden über dem Abgrund zu drehen. Und wieder einmal waren diese Momente so ergreifend, dass ich am liebsten jeden Moment für immer festhalten würde. Wunderschöne Tiere und irgendwie so unwirklich, dass ich das hier miterleben darf! In dieser Landschaft, mit so vielen Kondoren...
Vor einigen Jahrzehnten gab es nur noch 27 wilde Exemplare überhaupt auf der Welt. Praktisch so viele, wie sie mir jetzt vor der Nase herumflatterten. Ein unglaublicher Erfolg für Wiederansiedlungsprojekte und den Erhalt einer praktisch ausgestorbenen Tierart!!!
Mittlerweile gibt es wieder gut 400 Stück, aber das ist bei weitem zu wenig um über einen sicheren Bestand reden zu können.
Portrait eines ausgewachsenen Kalifornischen Kondors. Diese Halskrause sieht wirklich so flauschig aus, als könne sie den nackten Hals und Kopf gut wärmen! Wirklich ein liebenswertes Kerlchen!!!
Mag ja sein, dass jetzt nicht jeder meinen Geschmack teilt.... aber hat dieser Krummschnabel nicht zumindest Persönlichkeit!?
Genüssliches Aas hack!
Berechtigterweise wurde ich bereits per Facebook drauf hingewiesen, ob es nicht gefährlich ist, wenn sich praktisch alle Geier der Umgebung an einem Aas versammeln. Ist dieses Aas vergiftet, dann stirbt mit einem Schlag die gesamte Kondor-Population Baja Californias aus. Das war auch meine Befürchtung hier, aber die Leute vom Condor Rescue Team haben darüber natürlich schon lange nachgedacht. Sie verfüttern nur Schafe und Karnickel aus eigene, kleine Zucht (hier neben dem Haus) oder von einer Nachbarfarm, mit der sie eine Kooperation haben. Diese Farm verwendet keine Medizin oder in irgendeiner Weise für Geier schädliches Futter für ihr Nutzvieh, dessen Kadaver hinterher den Geiern serviert werden.
Fabulous, I love your life - not here But sometime you MUST explain how and why you know so much about Vultures and condors??
AntwortenLöschen