Auch wenn es strengstens verboten ist fremde Tiere/Tierarten auf Galapagos einzuschleusen, hat es der kleine Gänsegeier Travis dennoch durch die vielen Sicherheitsschecks am Flughafen geschafft. Auf Galapagos haben noch nie Geier gelebt, vermutlich ist Travis also der erste Geier, der jemals diese Inselwelt betreten hat. Ein klein wenig stolz ist der Geier, der um die Welt reisen möchte, darauf ja schon!
Zum Glück musste ich für ihn nicht die gleiche Summe hinblättern wie für mich... Mit der Handtuch-Schildkröte in meinem Zimmer freundete er sich schnell an - nachdem er ihre Schoko-Augen aufgefuttert hatte.
Am Hafen ging es dann jedoch direkt ruppiger zu: Laute, müffelnde Seelöwen überall. So ganz geheuer waren sie Travis nicht und er blieb lieber auf Abstand. Ziemlich beeindruckt war Travis übrigens auch von seinem laaaangen Schatten.Am nächsten Morgen hatte sich ein Seelöwe auf unseren Katamaran geschlichen. Da er allerdings friedlich vor sich hin schlummerte, traute sich Travis etwas näher heran. Ziemlich glitschig, so ein Seelöwe.
Aaaah, erstmal Sonnenbaden auf dem Sonnendeck. Er hat sogar eine Sonnenliege ganz für sich allein bekommen. War ja auch nach wenigen Minuten bereits der heimliche Star an Bord!
Wir konnten uns glücklich schätzen, dass dieses Lenkrad nur eine Atrappe an Deck war. Travis hatte nämlich so viel Spaß daran es munter im Kreis zu drehen, dass wir nie voran gekommen wären!
Viel schönes Spielzeugs gab es an Bord zu erkunden. Rettungsringe auf dem Schnabel kreisen lassen, Notbeleuchtung ein und aus schalten, die Notfall-Sirene heulen lassen... nur eine Seenotrakete abschießen durfte er nicht.
Gestatten: Travis, der Rettungsgeier von Galapagos!!!
Hat ihn viel Übung gekostet dieses Baywatch-Rettungsding lässig auf seinem Flügel herumdrehen zu können.
Beim Landgang gab es wieder Seelöwen und anderes Viehzeugs zu begrüßen.
Und so schöne Schneckenhäuser überall. Leider durfte er keine mitnehmen. Er musste sogar jeden Tag, nachdem er eine Insel verließ, jedes einzelne Sandkorn aus seinen Federn spülen, damit nichts von Insel zu Insel geschleppt wird - schon gar keine Pflanzensporen oder kleine Tiere, die nicht auf andere Inseln gehören.
Vor den prächtigen Iguanas hatte Travis von Anfang an großen Respekt, nachdem er gesehen hat, wie robotterhaft sie ihren Kopf hoch und runter ruckeln, wenn sie aufgeregt sind. Außerdem können sie spuken! Daher lieber Sicherheitsabstand von mindestens 2 m einhalten.
Zurück am Strand konnte Travis die einzigen Greifvögel von Galapagos begrüßen, die ihm und seiner Geier-Verwandschaft minimal näher kommen: Die Galapagos-Hawks.
Bei seinem langen Hals hielten sie Travis zunächst für einen flugunfähigen Kormoran mit komischer Farbe, aber dann sahen sie Travis munter umher flattern. Also kein Kormoran. Für Blaufußtölpel war die Farbe seiner Füße falsch, für einen Pelikan der Schnabel zu klein... komischer Krummschnabel also. Nachdem sich Travis höflich vorgestellt hatte und sein Magen hungrige Geräusche von sich gab, luden ihn die Galapagos Hawks auf ein Seelöwenbaby-Aas ein. Mjammi.
Nachts hatte auch der gute Travis mit Seekrankheit zu kämpfen, obwohl er dennoch tapfer versuchte mich aufzumuntern. Mit grüner Halskrause uns Hals-Schleudertrauma entschied er sich dazu einfach eine Weile zu fliegen, wenn der Wellengang zu stark wird. Geier müsste man sein...
Am nächsten Morgen traf Travis das erste Mal auf Riesenschildkröten. Ganz schön riesig, aber sehr freundlich.
Eine Schildkröte bot ihm an ihn ein Stückchen mitzunehmen - aber das war Travis nach endlosen Minuten und wenigen Zentimetern doch zu langsam.
Dann doch lieber den Schildkröten "den Buckel runterrutschen" und auf deren Kopf landen. Lustig war auch der Halsvergleich. Eine Schildkröte hatte den Hals nämlich ganz bis unter den Schild eingezogen, so dass Travis seinen Hals gaaaanz lang strecken musste, um ihren Kopf überhaupt entdecken zu können. Das fand die Schildkröte wohl so lustig, dass sie im Gegenzug ihren eigenen Hals auf volle Länge ausfuhr. Puh, da wird selbst Travis blass vor Neid.
Bei einer Rast am schwarzen Lava-Strand entdeckte Travis nach kurzer Zeit ein tolles Longboard, mit dem er durch die riesigen, umschlagenden Wellen surfte.
Dabei musste er viel an seinen Verwandten, Surfergeier Checker Chuck denken.
Hungrig vom vielen Wellenreiten mampfte er sich erstmal ein köstliches Krabben-Aas rein. Wie gut, dass hier auf Galapagos alles so viel größer als anderswo ist.
Huch, schon wieder ein Iguana. Hat der etwa Sonnenbrand? Oder warum ist der so rot?
Kein Schatz bleibt von Travis unentdeckt und so fand er schon bald tolle Muscheln und Korallen.
Ganz besonders stolz war er auf seine Kokusnuss-Schale, in der er so herrlich herumschaukeln und relaxen konnte. Auch das zweite Krabben-Aas schmeckte von diesem Sitzplatz aus noch viel besser.
Völlig vernarrt schleppte er seinen Schatz den Strand entlang und genoss immer wieder die Aussicht in die brandenden Wellen.
Leider war ihm bald klar, dass er auch diesen Schatz nicht würde mitnehmen dürfen. Nach einer kleinen Bootsfahrt in der Nuss-Schale, schenkte er sie tapfer dem roten Iguana mit dem Sonnenbrand. Dieser war so glücklich, dass er gleich noch viel roter anlief.
Zurück auf dem Boot erwartete Travis in unserer Kabine ein neuer Spielgefährte: Ein Weihnachtsschneemann. Dieser hatte sich auf meinem Nachttisch bereits gelangweilt und fiel Travis vor Freude um den Hals. Hm, aber so richtig teilen konnte Travis diese Freude offenbar nicht... kein Wunder, wenn man von draußen 30 Grad plötzlich drinnen von einem Schneemann umarmt wird, der zudem noch die Klimaanlage aufgedreht hatte.
Neuer Hafen, neue traumhafte Landschaft und so herrlich türkises, glasklares Wasser. Wenn man sich da nicht sofort in die Fluten stürzen möchte.
Vorher aber erstmal den Riesen-Albatross begrüßen, der über diesen Hafen wacht. Travis weiß, dass Albatrosse die größten flugfähigen Vögel der Welt sind. Mit einer Spannweite von 3,7 m übertreffen sie sogar Travis' Verwandte, die Andenkondore, um 20 cm. Aber da Albatrosse Marine Vögel sind, sind Andenkondore zumindest die größten Landvögel der Welt.
Eines Nachmittages ging es in eine Lava-Röhre, hinab in die Dunkelheit. Kein Wunder, dass Travis froh war, als er bald am anderen Ende heraus wieder ins Tageslicht flattern konnte. Ob wohl jemals schonmal ein Geier durch solch einen dunklen Tunnel geflogen ist? Kann ich mir kaum vorstellen!
Zurück an Bord trieb er die Crew mit einem seiner liebsten Spiele in den Wahnsinn: Das sorgfältig aufgewickelte Tau durcheinander bringen, indem er ein Ende in den Schnabel nimmt und kreuz und quer übers Deck flattert. Dieses Spiel wurde auch am 8. Tag nicht langweilig.
Auf einem erstarrten Lava-Feld wurde Travis dann ganz schweigsam. Hat sich bei all den Fließmustern wohl vorgestellt, wie heiß das Gestein eines Tages gewesen sein muss. Da möchte er nicht gerne drauf landen.
Ebensowenig wie in dieser Kaktee, die ihm in die Flügel und den Hintern piekste.
Also lieber erstmal die Stacheln mit dem Schnabel abzwicken, bevor er sich nochmal hinsetzte.
Die Lava-Landschaft war zerfurcht von tiefen Felsspalten, in die ein kleiner Gänsegeier schonmal plumpsen kann.
Aber umso stolzer ist er, wenn er aus eigener Kraft wieder einen Weg herausgefunden hat.
Hm, überall diese köstlichen Riesenkrabben. Nur doof, dass die meisten von ihnen noch zappeln konnten und als Krabben-Aas somit nicht in Frage kamen.
Wie beeindruckend die Iguanas doch aussehen. Hätte er nicht ein wenig Schiss, dann würde er es seinen Verwandten Checker Chuck und Cheggy gleichtun, die vor fast eineinhalb Jahren auf Bali auf einem grünen Iguana geritten sind. Aber lieber nicht.
Beim Anblick dieses verschlungenen Wal-Aases musste er sofort an seinen Kumpel, den Marabu, denken, der sein Leben lang davon träumt einmal ein Pottwal-Aas zu verschlingen. Schade, dass die Knochen schon lange Zeit abgenagt und ausgeblichen waren. Kein Aas-Fetzen übrig.
Nein, dieser Haufen Iguanas lebt auch noch. Irgendwie lustig, wie laut sie vor sich hinspucken. Könnten jedem Lama Konkurrenz machen in Lautstärke und Verhalten.
Nach einigem Suchen fand er dann doch noch ein Seelöwen-Aas, das er abnagen konnte. Hunger also wieder gestillt.
Was für ein herrlicher Platz auf Erden, auch für einen Geier!!!
Kann es gut nachvollziehen, dass Travis am letzten Tag ein wenig melancholisch aufs Meer geschaut hat, um diesem Paradies 1000 km vor Ecuadors Küste adios zu sagen...
Hach wie schoen!
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