Um 6 Uhr morgens war Machu Picchu noch ganz im Nebel versunken. Im Gegensatz zu gestern Nachmittag ein noch mystischerer Anblick! Meine Führung sollte erst um 7:30 Uhr beginnen, so dass ich genug Zeit hatte dem wabernden Nebel zuzuschauen. Mal konnte ich fast gar nichts von der Tempelanlage erkennen und im nächsten Moment öffnete sich das Nebelfeld, nur um bald schon wieder zuzuziehen.
Nur mühsam quälte sich der Huyana Picchu zwischen den Nebelwolken hervor.
Sehr gut erhaltene Inka-Mauern, bei denen kein Blatt zwischen die Felsen passt. Keine Ahnung, wie die Leute das um 1400 herum geschafft haben.
Der Kondor-Tempel: Kopf, Bauch, Schnabel und Kamm sind auf dem Boden, die großen Felsen im Hintergrund sollen die Flügel darstellen.
Mein Führer ging mir ehrlich gesagt tierisch auf die Nerven. Konnte seine Hände nicht von meinem Arm und meinen Schultern lassen, bis ich meinen Arm demonstrativ weggerissen habe. Aber was will man auch von dem selbst ernannten Chef aller Machu Picchu Touristenführer erwarten!? Schmierlappen!!! Hat mir irgendwelche Steinhaufen gezeigt, die nur ER als allererster Archäologe als Gesichter identifiziert hat, blablabla. Wers glaubt! War daher eher erleichtert als verärgert, als die 2-Stunden-Tour bereits nach einer Stunde beendet war.
Täglich dürfen nur 400 Touristen den Huayna Picchu besteigen, 200 zwischen 7 und 8 Uhr sowie 200 zwischen 10 und 11 Uhr. Ich hatte meinen Aufstieg für 10 Uhr gebucht, aber der Schmierlappen konnte den Wärter am Tor überzeugen mich bereits um 8:30 Uhr herein zu lassen - er ist ja schließlich auch der Chef hier! ;-) Wenigstens eine gute Tat, denn so hatte ich keine Touristenströme um mich herum und konnte mein eigenes Tempo wählen. Zwar liegt Machu Picchu "nur" auf ca. 2500 m Höhe, aber dennoch haben es die ca. 350 m Aufstieg in sich. Steile Steintreppen, größtenteils ohne Geländer oder Halteseile, rutschig vom Nebel und manche Stufen zu schmal, dass kaum ein Fuß draufpasst.
So sieht das Ziel, der Gipfel, aus:
Nach ca. 40 Minuten Kraxelei hatte ich die Ruinen erreicht. Zu dieser Zeit kamen mir nur wenige Touristen entgegen, aber jeder motivierte mich, dass es nicht mehr weit sei und ich durchhalten solle. Echt nett!Wie winzig klein Machu Picchu nun in der Ferne aussieht! Links sieht man gut die Serpentinen-Straße, die der Bus ca. 25 Minuten von Aguas Calientes nach Machu Picchu herauffährt.
Mit Erreichen der Ruinen ist man aber noch lange nicht oben. Über steile, schmale Treppen ging es höher und höher...
... bis zu einer weiteren schönen Aussichtsplattform. Dort machte ich es mir erstmal auf einem großen Stein gemütlich, um mich von dem Aufstieg und den zitternden Waden zu erholen. Nach einer halben Stunde lernte ich den netten Kolumbianer Deybi kennen, der ebenso sprachlos war von diesem Anblick wie ich.
Die nächsten Stunden verbrachten wir gemeinsam damit uns gegenseitig vorzuschwärmen, wie traumhaft dieser Ort doch ist. Wirklich einer der schönsten Orte, an denen ich je gewesen bin!!!
Gemeinsam ging es dann noch höher und höher...
...bis an den obersten Gipfel des Huayna Picchu, wohin es nur noch relativ wenige Touristen schaffen. Das Durchschnittsalter ist hier wesentlich jünger als auf halber Strecke. Was für eine atemberaubende Aussicht in alle Richtungen!!!
Nach einer ganzen Weile auf dem "Gipfel der Welt" setzte leider Nieselregen ein, der bald immer stärker wurde. Nicht sehr schön für einen Abstieg auf steilen, rutschigen und schmalen Treppenstufen ohne Halteseile... Daher machten wir uns irgendwann auf den Weg und halfen uns gegenseitig den Berg hinunter.
Schnell zog auch der Nebel wieder zu, der zum Glück vorher pünktlich zum erfolgreichen Aufstieg verschwunden war. Was für ein Glück also, dass der Typ mich eher auf den Berg hochgelassen hat, sonst hätte ich die Zeit dort oben nur ziemlich nass genießen können.
Das schwierigste Stück quer durch die oberen Ruinen heil überstanden!!!
Auf dem Weg nach unten kamen uns einige Touristen entgegen. Zeit sich zu revanchieren und diese aufzumuntern und zu versichern, dass sie es bald geschafft haben. Bei so einem kräftezehrenden Aufstieg muss man schließlich zusammenhalten. Wirklich schöne Szenen, die sich hier abspielten!
Das Miese kommt aber ganz zumn Schluss, wenn man glaubt, dass man es endlich bergab geschafft hat und bald die Beine und zitternden Knie entspannen kann: Dann geht es nochmal ein ganzes Stück wieder bergauf!!! Selbst der fitteste Kerl kam hierbei ins Jammern ;-) Aber umso stolzer waren wir alle hinterher, dass wir dieses tolle Erlebnis haben teilen dürfen!
Zurück in den Ruinen Machu Picchus wurde der Regen immer stärker und stärker, so dass Deybi und ich uns bald Richtung Aguas Calientes auf den Weg machten. Was für ein schöner Zufall, dass wir uns oben auf dem Berg kennengelernt und diesen tollen Ort gemeinsam erkunden konnten. Es ist einfach so viel schöner tolle Momente teilen zu können, statt einfach nur selber vor sich hin zu genießen!
Und ich bin sehr froh, dass ich mir auch am Tag vorher schon ein Ticket gekauft hatte, um Machu Picchu bei strahlender Sonne erkunden zu können. Das Wetter heute wäre für einen einzelnen Besuch doch enttäuschend gewesen. Außerdem wäre einfach nicht genug Zeit gewesen, um den Huayna Picchu zu besteigen und die Ruinen gemütlich entdecken zu können. Vor allem hätten meine Beine die viele Kletterei nicht mitgemacht, da man auch in den "normalen" Ruinen tausende Treppen erklimmen muss.
Alles in allem wieder alles richtig gemacht, die wunderbare Welt von Machu Picchu erkundet und sowohl den herrlichen Anblick bei Sonne als auch den mysteischen Anblick bei Nebel genießen können sowie Aufstieg auf den Huayna Picchu.
Eines ist klar: Sollte ich jemals nochmal grob in der Gegend sein, dann werde ich liebend gerne an diesen wunderbaren Ort zurückkehren!
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