Heute früh haben sich nach vielen Wochen nun endgültig die Wege Andenkondor-Gefährten getrennt. Roxan und ich sind nämlich früh morgens mit dem Taxi zum Flughafen gefahren, von wo aus sie nach Kolumbien weiterreist und ich zu meiner Galapagos-Kreuzfahrt. Kaum aus dem Taxi ausgestiegen und noch ein letztes Mal umarmt, da stürmte auch schon ein Mann auf mich zu und rief: „Are you Bettina, Galapagos, Archipel?“ Wie hat er das denn erkannt??? Klar, der Taxi-Fahrer hat mich direkt am Galapagos-Eingang nahe dem Inland-Flug-Terminal abgesetzt, aber die Reisegesellschaft hatte doch kein Bild von mir bekommen? Jedenfalls hat er sogleich meinen Koffer geschnappt und mir gezeigt, wo ich meine Galapagos-Transit-Kontrollkarte für 10 Dollar bekomme und das Gepäck durchleuchten lassen muss. Danach brachte er mich noch in den nahen Warteraum und alles war geklärt. Während ich also noch die Transit-Kontrollkarte und einen anderen ellenlangen Zettel ausfülle, sehe ich bei meinen Sitznachbarn, wie sie den Bootsnamen „Archipell II“ auf ihre Karte schreiben. Super, also direkt angequatscht. Zwar fahre ich mit dem Katamaran „Archipell I“, aber die beiden Boote sind Schwesternschiffe. Also die nächsten zwei Stunden mit einem netten Herrn aus den USA unterhalten, der sogar halbwegs Deutsch konnte. Kurz darauf kam der Führer seiner kleinen Reisegruppe dazu unter erzählte uns einiges über die Boote. Die „Archipell II“ ist mit 15 von 16 Passagieren praktisch ausgebucht, aber auf der „Archipell I“ sieht es besser aus.
Der Flug mit der AeroGal-Fluglinie (mit hübschem Iguana im Logo) begann mit einem gruseligen Start auf einen hohen Berg zu, 180 Grad-Kehrtwende und toller Aussicht über die riesige Stadt Quito. Nach etwa einer Stunde, ich war gerade in Reiseunterlagen vertieft, sehe ich aus dem Augenwinkel plötzlich, dass wir im Tiefflug über eine große Stadt fliegen und immer weiter absinken. Ich kann doch nie und nimmer 1000 km über dem Meer verpasst haben!? Plötzlich Landung und der Name der Stadt Guayaquil auf dem Flughafengebäude. Häh??? Falscher Flieger? Und die Durchsagen nur auf Spanisch und unverständlichem Englisch. Habe wohl so verwirrt ausgesehen, dass mir die ältere, ecuadorianische Dame neben mir mit Händen und Füßen erklärt hat, dass ich sitzen bleiben solle und es bald weitergeht nach Galapagos. Sie würde auch gerne einmal dorthin und wünsche mir viel Spaß. Die beiden über dem Flughafen kreisenden Geier beruhigten mich direkt ein wenig von dem kleinen Schreck und ich hoffe sehr, dass sie nicht eines Tages in einem Triebwerk landen…
Kurz darauf bekam ich einen neuen, sehr netten Sitznachbarn, Robert vom Bodensee, seit einigen Jahren wohnhaft in Zürich. Die letzte Etappe bis nach Galapagos verging also schwatzend wie im Fluge – ach nee – und bald setzte der Flieger zur Landung auf der San Cristóbal Island an. Allerdings weit und breit kein Festland zu sehen!!! Kurz vor der Wasserung tauchte dann doch ein Stück Fels auf und der Flieger entpuppte sich schnell als Albatross Airline! Einmal hart aufgesetzt, hochgefedert und krach, noch mal runter gescheppert. Hat eigentlich nur noch die Rolle vorwärts gefehlt… Aber dann war es geschafft und wir standen schon bald am Flughafenschalter, wo wir die nächsten Scheinchen lassen durften, 100 Dollar für den Eintritt in den Galapagos Nationalpark. Bereits auf dem Flug stellten wir fest, dass wir uns in Machu Picchu nur um einen winzigen Tag verpassen werden. Schade, das wäre aber auch ein zu schöner Zufall gewesen. Auch auf dem Rückflug sehen wir uns nicht, weil Robert mit seiner Tauch-Kreuzfahrt (8 Tage „unter Wasser“ statt „auf den Inseln“) von einem anderen Flughafen aus abfliegt als ich. Aber wer weiß, vielleicht treffen wir uns nach den Kreuzfahrten abends in Quito oder irgendwann einmal in Zürich, wo ich mich ja hin und wieder herumtreibe ;-)
Am Flughafen wartete direkt der Tourguide vom Boot und sammelte die 5 Leute (ein älteres, sehr nettes Paar aus South Carolina, zwei Alleinreisende aus den USA und mich) von seiner Liste ein. Hehe, nur 5! Das bedeutet: Statt gebuchter halber Doppelkabine eine eigene Kabine für mich!!! Und so kam es auch! Obwohl später noch 3 Ecuadorianerinnen und eine Französin auftauchten, bekam jeder eine Kabine für sich!!! Der Katamaran ist wirklich sehr schön, liegt ruhig im Wasser und die Kabine ist zum Wohlfühlen. 1,40 m breites Bett vor großen Fenstern, ein Wandschrank, in dem ich meinen Koffer verschwinden lassen kann, Nachttisch und ein eigenes Bad mit Dusche. Was will man mehr?
Außerdem eine Klimaanlage, die sich sehr gut regulieren lässt. Und auf dem Bett eine Schildkröte aus Handtüchern geformt. Ich wohne ja jetzt in der Schildkrötenkabine.
Die anderen hatten Handtücher-Kunstwerke ihren Tier-Kabinen entsprechend. In der Mitte befindet sich die große Raum mit langem Esstisch, Bar bzw. Buffet und Sitzecke für Besprechungen.
Dazu kommen ein riesiges Sonnendeck mit vielen Liegestühlen oben auf dem Schiff und kleineren Decks vorne auf den Tragflächen und hinten. Außerdem schleppen wir Schlauchboote für die Ausflüge mit uns herum sowie Schnorchel-Equipment. Während eines Begrüßungscocktails wurde uns die gesamte Crew bestehend aus 8 Leuten plus Tourguide vorgestellt. Zumindest Tourguide und „Barkeeper“ sprechen fließend Englisch und alle scheinen sehr freundlich.
Achja, vom Flughafen aus ging es ca. 10 Minuten mit dem Bus zum Hafen von San Cristóbal, wo es direkt überall voll Seelöwen wimmelte, und anschließend mit einem Schlauchboot zum Katamaran. Nach einem kurzen, leckeren Mittagessen an Bord ging es auch direkt wieder zurück auf die Insel und ca. eine halbe Stunde mit dem Bus Richtung Hochland. Hochland, wie niedlich. Nach vielen Wochen in 3000 m Höhe war dieser Hügel ja kaum erwähnenswert ;-)
Wir fuhren zu einem kleinen Reservat für Riesenschildkröten, La Galapaguera. Hier werden sie gezüchtet, mit Sendern versehen und wieder ausgesetzt.
Auf einem ca. 1,5 km langen Rundweg kann man durch schöne Lava- und Buschlandschaft gehen, teils über hölzerne Boardwalks, und hin und wieder lässt sich eine Riesenschildkröte blicken.
Die Exemplare, die wir entdecken konnten, waren mittelgroß bis riesig. Aber kein bisschen scheu, sondern gemütlich entspannt, kurz vorm Einschlafen.
Unsere Gruppe in der Nachzuchtstation, wo alle kleinen Baby-Schildkröten durchnummeriert werden.
Frei rumlaufende Schildkröten...
Auch die ersten Darwin-Finken trieben sich in den Bäumen herum und flogen gar nicht weg.
Dazu ein paar kleine, hübsche Eidechsen – schöner erster Eindruck.
Am Ende der Rückfahrt bekamen wir 15 Minuten Zeit, um kurz den Hafen zu besichtigen, bevor es wieder aufs Boot ging.
Die Seelöwen trieben sich wirklich über all herum.
Auf den Bänken,
unterm Polizeiauto, in einer Rutsche, die ins Wasser führt,
auf den Pontons und einigen Booten, im Wasser und am Strand.
Dazu viele Pelikane und andere Vögel überm Hafen
sowie viele rote Riesenkrabben auf den Felsen
und eine langsam untergehende Äquator-Sonne… herrlich!
Aber irgendwie fühlt es sich dennoch total unwirklich an, dass ich jetzt tatsächlich auf Galapagos bin!!!
Vor dem Abendessen gab es noch eine Besprechung der morgigen Route, die große Vorstellungsrunde mit der gesamten Crew und einige Sicherheitshinweise.
Danach Abendessen und vorsichtshalber als Nachtisch eine Anti-Seekrankheitspille. Fühle mich noch immer sehr gut, aber man weiß ja nie…
In jedem Fall fühle ich mich auf diesem Katamaran richtig wohl und bin mir sicher mit dieser Tour die richtige Entscheidung getroffen zu haben! Sauber, gemütlich, eigene Kabine ohne horrenden Aufpreis, gutes Essen, ein Boot, dass die weiten Strecken nachts zurücklegen kann, so dass tagsüber viel Zeit für schöne Ausflüge ist, nette Crew und nette Mitreisende… Alles richtig gemacht!
Wir haben jetzt halb zehn abends und soeben wurde der Motor angeschmissen und der Anker gehoben. Bin mal gespannt, ob ich noch so euphorisch bin, wenn wir gegen 22 Uhr losfahren ;-)
Montag, 3. Dezember 2012
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