Montag, 14. Januar 2013

Wer das Tiefkühlschaf nicht ehrt...

...ist die zarte Sehne nicht wert ;-)
Hungriges Raben-Pärchen. Machen Raben nehmen hier unvrostellbare Größen an. Nicht gerade die beiden hier auf dem Ast, aber zweimal hätte ich beinahe einen Raben mit einem Kalifornischen Kondor verwechselt!
Auch heute zogen wir ein Tiefkühlschaf hinter uns her, um die wilden Kondore zu füttern. Als hätten sie das Aas bereits gerochen, schwirrten sie über die Baumwipfel und unsere Köpfe hinweg und ließen sich in den nahen Bäumen nieder.
Das Aas wurde an einer Futterstelle ausgelegt, wie wir gut aus einem Versteck unter ein paar Büschen beobachten konnten. Diesmal hatten wir nicht nur die Telemetrie-Empfänger dabei, sondern auch Laptop und Antenne, um weitere Kondor-Infos live vor Ort downloaden zu können. Zwar war es mit - 6 °C mal wieder frostig, aber die Sonne schien herrlich warm.
Schon bald ließen sich mehr und mehr Kondore blicken und beobachteten das Aas aus der Ferne.
So richtig in unsere Nähe bzw. die Nähe des Aases trauten sie sich aber nicht.
Stunde um Stunde beobachteten wir die Kondore, notierten regelmäßig die sichtbaren Nummern und alle Kondore, die wir per Telemetrie orten konnten. Das Downloaden klappte allerdings nur dürftig, weil entweder nicht die richtigen Kondore in der Nähe waren oder die Batterien der Empfänger bei diesen Temperaturen streikten.
Dann aber das Highlight des heutigen Tages: Die erste gesichtete Kondor-Kopulation der Saison!!!
Normalerweise dauert das nur wenige Sekunden, aber der gute Kondor-Mann schien ein wenig unerfahren bzw. nervös. Er brauchte einige Anläufe und flatterte fast vier Minuten auf seiner auserwählten Kondor-Dame herum...
Ein paar Kondore segelten durch die Lüfte...
...andere gaben sich Flügelzeichen...
...aber keiner ging runter zum Aas.
Neugieriger Blick nach unten, aber offenbar kein Hunger!?
Zwar kamen die Kondore von Baum zu Baum näher und nach zwei Stunden hatten sich gut 20 Kondore in den Bäumen um uns herum versammelt. Aber kein Aas hack!
Nach 4 Stunden Warterei gaben wir auf. Mittlerweile war es bereits nachmittags und die Kondore würden vor Sonnenuntergang eh nicht mehr viel fressen. Damit das gute Aas aber nicht von den hier lebenden Pumas und Kojoten gefressen wird, zogen wir es den Kondoren das Aas unterm Schnabel weg. Das schien den Kondoren allerdings gar nicht zu gefallen, denn völlig entgeistert kamen sie plötzlich von allen Richtungen angeflogen und landeten in der Futterstelle.
Verzweifelt und frustriert suchten sie nun die Futterstelle ab, aber kein Aas mehr da! Selber schuld! Wobei es mir natürlich total leid tat und die entsetzten Gesichter wirklich herzzerreißend waren.
Ich vermute, dass uns die Kondore die ganze Zeit in den Büschen gesehen haben und zu viel Angst hatten, um zum Fressen runterzufliegen. Das ist natürlich ein sehr gutes Zeichen, denn sie sollen ja Angst vor Menschen haben. Viel zu viele Touristen versuchen hier in der Gegend die Kondore zu füttern. Verlieren die Kondore einmal ihre Angst vor Menschen, dann ist ihr gesamtes Verhalten gestört und andere Kondore würden sich diese Furchtlosigkeit abschauen. Daher müssten die "gezähmten" Kondore sofort eingefangen werden, um die anderen Kondore zu schützen.
Es kann natürlich auch sein, dass die Kondore gar nicht sonderlich hungrig waren und deshalb das Aas verschmähten.
Wie auch immer, es ist dennoch jedesmal ergreifend diese Pracht-Vögel bewundern zu können. Und diesmal sogar 4 Stunden lang!
Keine Sorge, Geier, morgen gibts neues Aas!

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