Mittwoch, 23. Januar 2013

Blue Hawaiian Helicopters

Argh, Regen! Unfassbar, ausgerechnet heute. Kaum war ich aufgestanden und habe noch den köstlichen Geruch und die Vogelstimmen draußen bewundert, da fing es auch schon wieder an zu nieseln, nachdem es offenbar die halbe Nacht geregnet hatte. Typisch Hawaii. Aber natürlich unglaublich doof für mein Tages-Highlight, den 50-minütigen Helikopterflug "Circle of Fire plus Waterfalls" mit "Blue Hawaiian Helicopters". Auch wenn die Guten schweineteuer sind, von Marketing verstehen sie was! Die Flyer und Broschüren sind super, die Infos echt beeindruckend. Sie werben mit den höchstens Auszeichnungen u.a. von National Geographic, sie sind langjährige Preisträger und haben die Kamerateams von Filmen wie "Pearl Harbor", "Jurassic Park", "Pirates of the Caribbean III" etc. geflogen. Außerdem haben sie neben Standard-Helikoptern auch den "Eco-Star" in der Flugstaffel, einen geräumigen Heli, vorne fast rundrum aus Glas und durch einen in den "Schwanz" eingebauten zweiten Rotor stark lärmvermindert, außerdem Sprit-sparend. Wenn schon tief in die Tasche greifen, dann aber auch für den besten Flieger! Würde mich ja schwarz ärgern, wenn ich dann bei einem normalen Heli hinten in der Mitte sitze und keine Bilder machen kann...
Um 10:15 Uhr ging es dann los mit den Sicherheitsunterweisungen und Besprechungen, bis dann um 11 Uhr endlich der Weg frei zur Startbahn war.
Was für ein edles Gefährt. Das Ding würde ich ja liebendgerne selber einmal fliegen.
Bin von Optik und Eleganz restlos überzeugt! Eine gute Wahl!!!
Und wo es mit dem Wetter schon nicht zu 100 %ig klappte, dann doch wenigstens mit dem Sitz: Vorne rechts außen, der beste Platz von allen! Neben mir in der Mitte nur ein kleines Mädchen, das keine Bilder gemacht hat, mir also nicht dauernd gegen den Arm gestoßen oder die Kamera vors Gesicht gestreckt hat. Außerdem ging es die Küste entland Richtung Osten, so dass ich an der Küsten-Seite saß und die ganze Zeit eine super Aussicht hatte. Überhaupt waren die Fenster genial, überall und sogar unter den Füßen Glas. Dazu kam, dass vorab jeder gebeten wurde dunkle T-Shirts zu tragen, um Reflexionen zu vermeiden. Wer kein dunkles T-Shirt anhatte, bekam von der Boden-Crew ein T-Shirt ausgeliehen. Keine Sorge, auf meine grüne Jacke habe ich mich während des Fluges natürlich draufgesetzt.
Auf gehts - sogar mit dem an Bord geschmuggelten Travis!
Jeder an Bord hatte weiche Kopfhörer und ein kleines Mikro, mit dem man per Knopfdruck mit dem jungen Piloten sprechen konnte. Manchmal hat auch er Fragen an einzelne Personen gerichtet, so dass bald jeder an Bord über mein Geierjahr bescheid wusste. An Bord und unter dem Flieger befinden sich Kameras, mit denen der Pilot während des Fluges immer zu den besten Aussichten hin- und herspringt. Außerdem wird die Hawaii-Musik an Bord sowie jedes Gespräch über die Mikrofone mit aufgezeichnet. Anschließend kann man eine DVD von seinem eigenen Flug kaufen, mit allen Infos, Gesprächen und Aussichten. Eigentlich eine super Idee, aber ich wollte mich dann doch lieber nicht Englisch reden hören. Außerdem hatte ich sowieso eine fast zweistündige DVD-Doku über Hawaii u.a. mit Discovery Channel Aufnahmen sowie ein T-Shirt geschenkt bekommen, da ich die Tour über Expedia (in Waikiki) gebucht hatte. Klingt sehr großzügig, wenn man ignorieren würde, dass die Flüge insgesamt eine Ecke teurer sind als mit anderen Anbietern. Die DVD ist bestimmt super und das T-Shirt immer noch besser als das Shirt vom Projekt in Ecuador, das ich aus Gepäck-Gründen Catalina in Mexico überlassen hatte...
Etwa 15 Minuten ging es die Küste entlang, wo wir immer wieder die Stellen sehen konnten, wo sich Lava durch die Vegetation gefressen hatte, um anschließend ins Meer zu fließen.
Rundum-Verglasung!
Teils glasklares Wasser nahe der Küste. Manchmal kann man vom Heli aus auch Wale sehen, aber soviel Glück hatten wir nicht. Außerdem waren die Augen eh nur in die Ferne gerichtet.
Ganz hinten links auf der Landzunge steigt Qualm auf. Das ist unser Ziel: Der Ort, wo die Lava unterirdisch ins Meer fließt und den Wasserdampf aufsteigen lässt.
Richtig starke Vulkan-Aktivität mit fließender, roter Lava gibts zur Zeit auf Big Island selten. Schade, aber sowas ist halt Glückssache. Allein dieses Schauspiel hier war den Flug schon wert!!! Da kommt man mit dem Bus nicht hin!
Nur wenige Pflanzen schaffen es hier sich auf der Lava wieder anzusiedeln. Daher gibt es so weit das Auge reicht kaum grün, sondern nur riesige schwarz-graue Lava-Felder.
Und ein paarmal habe ich sogar tief unten ein paar Fetzen und Rinnsale roter Lava ins Meer fließen sehen!!! Wahnsinn!
Damit der Gast an der anderen Seite auch was sehen konnte, drehte der Pilot eine Runde und flog noch einmal die dampfende Küste entlang...
...bevor er abdrehte und mitten über das Lava-Feld flog.
An vielen Stellen dampfte der Boden.
Unter uns der zweite Eco-Star, dem wir bald im Teifflug folgten.
Herrlich, die Fließmuster der Lava! Und so leicht vorzustellen, wie hier alles einmal rot und fließend war.
Eingänge in Lava-Tunnel. Aber momentan möchte ich da lieber noch nicht reinlaufen.
Immer wieder konnten wir kleine rot-glühende Lava-Fetzen sehen, wie hier an den Innenwänden dieses Lava-Tunnels.
Ich hätte stundenlang über dem Lava-Feld kreisen können, aber leider musste der Pilot irgendwann den Rückflug antreten. Also ging es zurück über Land und durch riesige Flausch-Wolken.
Immer weiter Richtung Hilo Downtown. Nebenbei, Hilo ist der Ort, über dessen Flughafen ich nach Big Island geflogen bin und wo mein Hostel ganz in der Nähe ist.
Regenbogen über dem Flughafen.
Kurzer Flug über den größten Wasserfall in Hilo, Rainbow Falls.
Und leider nach 50 Minuten traumhaften Fluges Landeanflug auf den Flughafen Hilo. Was für ein geniales Erlebnis!!! Der Heli ist übrigens so aerodynamisch gebaut, dass der hin und wieder auftretende Nieselregen schnell an der Frontscheibe zur Seite hin weggelenkt wurde und dann wegspritzte, ohne die Seitenfenster für Fotos zu versauen! Der Pilot saß die ganze Zeit lässig in seinem Sitz und flog den Heli nur mit einem kleinen Joystick. Ob ich das auch schaffen würde!? Sah einfach aus! Falls irgendwer mal nach Hawaii kommt und sich einen Helikopter-Flug leisten möchte, dann würde ich die Blue Hawaiian Helicopters jederzeit weiterempfehlen!!!
Bei der Volcano National Park Tour hatte ich ja gestern meinen Privat-Führer, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe. Sean und ich kamen natürlich ins Gespräch über weitere Reisepläne auf Big Island, aber die habe ich ja eigentlich nicht. Die zweite Tour der Lodge zum Sonnenuntergang und Sterndeutung auf den Gipfel des Mauna Keas hatte ich aus Kostengründen und zu Gunsten des Helikopterfluges bereits gestrichen. Netterweise bot mir Sean an mich an seinem freien Tag heute vom Flughafen abzuholen und mir danach ein paar schöne Orte der Insel zu zeigen. Wie genial ist das denn!? Das Angebot habe ich natürlich sofort dankend angenommen. Das Wetter blieb den ganzen Tag durchwachsen und nieslig, daher fielen längere Wanderungen flach. Also ab ins Auto und durch den Regenwald die Küste entlang Richtung Norden, bis zum ersten Stopp. Einer traumhaften Bucht im Honolii Beach Park nahe eines Botanischen Gartens.
Was für ein verwurzelter Riesenbaum! Unglaublich!
Anschließend stoppten wir weiter nördlich am Akata Falls State Park, wo Touristen eigentlich Eintritt zahlen müssen. Locals kommen gratis rein, hehe, Glück für mich. Über einen schönen Rundweg kommt man zum traumhaften Akata Fall. Hier auf dem Bild sieht er zwar relativ klein aus, aber er ist über 130 m hoch! Wunderschön in dieser saftig grünen Regenwald-Landschaft.
Netterweise hat mir Sean sogar einen Blumenkranz mitgebracht, der herrlich durftete. Natürlich habe ich ihn stolz den ganzen Tag getragen, wie ein richtige Touri. Hätte mir so ein Ding ja niemals selber gekauft, schon gar keinen aus echten Blumen. Aber umso schöner die Geste, dass ich nun tatsächlich einen Blumenkranz tragen konnte.
Nächster Stopp war Laupahoehoe, wo wir eine Weile das wunderbar türkis-farbene Wasser beobachteten, wie es sich in riesigen Wellen an den schwarzen Lava-Felsen brach.
Hoch im Norden von Big Island erreichten wir nach einer schönen Fahrt den Waipi'o Valley Lookout. Die 25 % Steigung bzw. Gefälle hätten wir ohne 4-Wheel-Drive nicht geschafft, daher nur kurz zu Fuß ein kleines Stückchen bergab...
... zu einem tollen Aussichtspunkt über den schwarzen Lava-Strand.
Zum Schluss ging es dann in westliche Richtung durch den Cowboy-Ort Waimea (hier ist der Regenwald einer staubtrockenen Gras- und Felsenlandschaft gewichten) an einen weißen Sandstrand an der Westküste. Dort haben wir dann den späten Nachmittag gemütlich im Sand ausklingen lassen, bevor wir uns noch vor Sonnenuntergang auf den weiten Heimweg gemacht haben.
Diesmal sind wir jedoch nicht die Küstenstraße entlang gefahren, sondern quer durch die Inselmitte, zwischen den beiden Vulkanen Mauna Kea und Mauna Loa hindurch. Das dortige Naturschauspiel lässt sich kaum beschreiben und Fotografieren war zwecklos. Die Straße war wesentlich höher gelegen als die Küstenstraße, so dass an einigen Stellen die flauschigen Wolken unter uns lagen bzw. einfach auf einem Lava-Feld festsaßen. Auch über uns war eine dicke Wolkendecke, aber links von uns brach sie direkt über den Berghängen auf, so dass die vielen Erhebungen des Mauna Keas herrlich rot leuchteten. Die Hügel auf der rechten Seite hingegen waren im Dunst dunkelbalu bzw. pechschwarz und man konnte sehr gut erkennen, wo die letzten Lava-Ströme geflossen sind. Vor uns färbte sich der dunstige Himmel in den unterschiedlichsten Farben zwischen rot und blau und praktisch unterhalb der Straße noch eine dicke weiße Wolkenschicht, als wenn sie sich um einige hundert Meter verflogen hätte. Unglaublich!!! Nach einer halben Stunde war dieses Naturschauspiel dann leider vorbei und der Himmel war ratzfatz pechschwarz.
Was für ein wahnsinns Tag. Zuerst der Helikopter-Flug und dann diese tolle Tour so vielen schönen Orten mit einem Local, der sich gut auskennt. Diese Orte hätte ich doch sonst nie kennengelernt!!! Achja, zwischendurch haben wir an einem Straßenstand köstliche, "haarige" Rambutan, einige besonders süße, kleine Bananen und eine Riesen-Kokusnuss gekauft, aus der wir genüsslich per Strohhalm trinken konnten. Das ist Hawaii-Feeling pur: Duftende Blumenkette um den Hals, gemütliche Musik im Auto, fette Kokusnuss in der Hand und quer über diese wunderschöne Insel gefahren werden... Glück muss man haben!!!

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