Mittwoch, 16. Januar 2013

Abschieds-Aas

Schnief, heute wurde ein letztes Abschieds-Aas ausgelegt, da ich heute zum letzten Mal raus zu den Kalifornischen Kondoren fahren konnte. Morgen im Laufe des Tages werden wir dann abgeholt und ich werde schweren Herzens die Feldstation und die prachtvollen Geschöpfe verlassen. In Ecuador war der Abschied irgendwie leichter, weil ich ja weiß, dass ich Andenkondore auch in einigen deutschen Zoos besuchen kann. Kalifornische Kondore gibts aber nur in den USA und Mexico, also nicht eben "um die Ecke". Schnief, wann ich diese hübschen Kerlchen wohl jemals wiedersehen werde???

Bereits unterwegs trafen wir die ersten Kondore in den Bäumen an.
Gut, dass ich weit genug entfernt stand, als dieser Kondor pünktlich zum Mittagsmampf seinen Darm entleerte, um Platz für neues Aas zu schaffen.
Wir fuhren wieder zum gleichen Futterplatz wie vor einigen Tagen, wo die Kondore noch eher fressfaul gewesen sind. Doch diesmal ließen sie sich das Aas nicht wieder unterm Schnabel wegziehen!!!
Kaum hatten sie das Aas hinterm Quad erspäht, da kamen sie näher und näher.
Gieriges Geflatter.
Der sterbende Schwan... aber hoffentlich nicht der sterbende Kondor.
Hat mir der dritte Kondor doch glatt seinen Flügel ins Bild gestreckt.
Nur noch wenige Augenblicke...
...und das Aas ist serviert (unten links).
Wir waren nichtmal auf halbem Weg in unser Versteck, da stürzten sie bereits gierig herab.
Mitten in diesem Busch hinter dem umgekippten Baumstamm ist unser Versteck, von wo aus wir die Kondore halbwegs getarnt beim Aas hack beobachten konnten.
Und schon hat der erste Kondor das Aas erreicht!
Attacke! Natürlich bleibt so ein köstliches Aas nicht lange allein!
Immer wieder beeindruckend, diese Riesenflügel!!!
Nach wenigen Augenblicken mampften bereits sieben Kondore vergnügt um die Wette!
Hehe, irgendwie süß, wie genüsslich grinsend sie an den langen Sehnen und Eingeweiden herumziehen:
Ab und zu schreckten sie hoch und schauten sich kurz um, ...
... bevor das Fressen herzhaft weiterging.
Dass den armen Kondoren nicht die Krallen im Schnee abfrieren!? Heute hatten wir windstille, herrlich 8 °C und die Sonne schien so warm herab, dass wir nichtmal unsere drei Jackenschichten brauchten. Auch auf die Handschuhe und Ohrenwärmer konnten wir heute gut verzichten. Sowieso ist der Schnee in den letzten Tagen an vielen Stellen geschmolzen und die Piste wird immer matschiger. Nicht gerade angenehm, wie die Quads hin und her schlingern.
Hübsches Farbspiel zwischen Kondorkopf und Schnee.
Gemütlicher Gang über das Aas, um die köstlichste Stelle für einen Schnabelhieb zu finden.
Hin und wieder tauchten ein paar neue Kondor auf, während andere verschwanden.
Erst wird das Aas von einem Baum aus abgecheckt...
... und dann "Angriff"!
Nebenher konnten wir übrigens wieder per Antenne und Laptop die fehlenden Daten herunterladen, um sie später auswerten zu können.
Das Bild des Tages: Kampf ums Aas!
Irgendwie fühle ich mich gerade beobachtet!
Mit vollem Magen ging es anschließend schwerfälligen Schrittes zur "Startbahn" und ab in die Lüfte.
Genüssliches Verdauungsgäääähn!
Und Abflug im Formationsflug!
Lebt wohl ihr Hübschen und alles, alles Gute!!!
Noch ein kurzer Hinweis zum Kondor-Projekt: Im Oktober 2002 wurde der erste Kalifornische Kondor hier im Parque Nationale Sierra de San Pedro Martir ausgewildert. In den folgenden 10 Jahren folgten noch weitere 40 Stück, von denen bisher leider 13 gestorben sind. Einige wenige sind auf natürliche Weise gestorben, zum Beispiel durch andere Raubtiere. Die meisten starben allerdings aufgrund menschlichen Einflusses auf die Natur: Kondore können durch schlechtes Futter von Touristen sterben (das Füttern der Kondore ist strengstens verboten), durch Gift oder durch das Fressen von Schrottkugeln etc., wenn sie die Beute von Jägern verschlingen. Sie können durch Kollision mit Windkraftanlagen oder Hochspannungsleitungen sterben oder auf viele andere, unnatürliche Art und Weisen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Aufklärungsarbeit des Kondor-Schutz-Teams immer weitere, erfolgreiche Kreise zieht und die Menschenhier ihre wunderbaren, hier lebenden Kalifornischen Kondore lieben und schätzen lernen.
Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich dieses Projekt unterstützen und die Kalifornischen Schönheiten näher kennenlernen und bewundern konnte. Dafür nehme ich auch Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, eisige Schlafplätze, Outdoor-Plumpsklos und mangelnde Duschen gerne in Kauf!!! Kalifornische Kondor sind es allemal wert!!!
Ich wünschte mehr Menschen würden die wahre Schönheit dieser Prachtgeier wahrnehmen!!!

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