Samstag, 8. Juli 2017

Zoo Rotterdam - Flugshow

Direkt am Eingang des Zoo Rotterdam gibt es einen Souvenirshop mit einigen Stoffgeiern im Schaufenster. Diese Sorte habe ich zwar schon, aber in jedem Fall super, dass überhaupt Geiersouvenirs verkauft werden.
Im ganzen Zoo gibt es tollen Deko-Schnickschnack und auch die Volieren sehen super gestaltet aus. Diese Riesen-Eier finde ich besonders gut.
Geier-Info-Tafel in einem Nebengebäude.
Selbst auf Deko-Planen sind Geier abgebildet...
 ...und auf der kleinen Bimmelbahn, die quer durch den ganzen Zoo fährt. Endlich mal ein Zoo, wo Geier ganz offensichtlich einen hohen Stellenwert genießen dürfen.
Dreimal am Tag findet in Rotterdam eine Flugshow statt. Die erste und dritte sind identisch und behandeln alles mögliche Viehzeugs. In der zweiten Flugshow treten alle Geierarten auf, die auch in der großen Voliere vertreten sind: Kappengeier, Sperbergeier, Wollkopfgeier, Weíßrückengeier und auch Marabus. Flugshows stehe ich sehr skeptisch gegenüber, aber da ich weiß, dass die Vulture Conservation Foundation Infos zu Flugshows sammelt, wollte ich sie anschauen, um einen Bericht schreiben zu können.
Der Moderator der Flugshow sprach so schnell, dass ich sein Niederländisch kaum verstehen konnte. Er verteilte kleine Rippchen in der Arena und irgendwann erzählte er was von "Gieren". Das ist Niederländisch für "Geier". Nur wenig später flatterten einige Weißrückengeier über die Hecke und landeten in der Arena.
Sofort ging der aggressive Streit um die mageren Aashäppchen los. Ich bin mir sicher, dass der Moderator vom aggressiven Verhalten der Geier am Aas erzöhlt hat. Es stimmt ja: Der hungrigste, aggressivste Geier drängelt sich als Erster ans Aas und geht brutal auf seine Fresskonkurrenten los, so dass der stärkere Geier als erster den Kropf voll hat.
Auch an Futterstellen für wilde Geier - wie bei VulPro in Südafrika - habe ich häufig heftige Kämpfe unter Geiern miterlebt. In freier Natur liegt es aber daran, dass die Geier meist tagelang kein Futter gefunden hatten und ausgehungert sind. In einem Zoo wäre Hungern normalerweise gar nicht nötig - es sei denn ein Zoo möchte die Geier bewusst aushungern, damit sie den Zuschauern eine möglichst spannende Actionshow liefern ;-(
Nur wenige Augenblicke später segelten Sperbergeier herbei und stürzten sich ins Getümmel.
Weißrückengeier beim Aasknabbern.
Auch drei Kappengeier kamen in die Arena geflogen, darunter ein Junggeier. Unglaublich. Warum müssen immer wieder Jungtiere für Flugshows dressiert werden? Kann man diese wertvollen Nachzuchten nicht in die Natur freilassen, wo sie in Freiheit statt Gefangenschaft leben können? Manche Zoos unterstützen keine Auswilderungsprogramme und geben Nachzuchten lieber an andere Zoos ab. Wenn Nachzuchten schon nicht freigelassen werden, so sollten sie zumindest in Zuchtzentren abgegeben werden, wo eine möglichst große genetische Vielfalt benötigt wird. Junggeier lieber für eine Flugshow abzurichten entzieht sich definitiv meinem Verständnis für einen seriösen Zoo!!!
Kappengeier im Tiefflug.
Sperbergeier bei einer Attacke aufs Aas.
Zwei Kappengeier.
Der schlimmste Moment war, als ein mickriger Kappengeier und ein großer Weißrückengeier aufeinander losgingen.
Schon bald lagen beide am Boden und hatten sich mit je einer Kralle ineinander verkeilt. Der Weißrückengeier hob seine zweite Kralle zum Angriff hoch in die Luft.
Im nächsten Moment fuhr er seinen langen Hals aus...
...und rupfte dem Kappengeier ein Büschel Federn aus. Der Arme schrie jämmerlich auf und humpelte verstört davon.
Natürlich passiert sowas in freier Natur auch. Aber dort ist es der natürliche Überlebenstrieb nach längerem Nahrungsmangel. Im Zoo ist es absolut überflüssig und nur eine grässliche Belustigung für die Zuschauer. Was für eine Tierquälerei! Vor allem ist es ja so irrsinnig, dass man normalerweise erwarten sollte, dass bei Flugshows auf die Flugkünste von Vögeln eingegangen wird. Hier ging es gut 15 Minuten aber nur darum, wie Geier beim Fressen aufeinander losgehen. Abartig!!!
Ein Sperbergeier hat eine Rippe erbeutet. Viel Fleisch war allerdings nicht an den Knochen. Logisch, schließlich müssen die Geier hungrig bleiben, damit sie am nächsten Tag bei der nächsten Show wieder aufeinander losgehen.
Auch Marabus mussten für die Flugshow herhalten.
Noch ein Junggeier, der für eine Flugshow missbraucht wird. Dass es sich um ein Jungtier handelt, ist leicht an der braunen, federigen Halskrause erkennbar. Bei Altvögel wird die Halskrause strahlend weiß und flauschig statt federig.
Hier der direkte Vergleich mit einem Altvogel.
Wirklich bedauerlich, wieviele Geier für diese Flugshow herhalten müssen. Das sind ja nochmal genauso viele, wie in der großen Voliere leben. Und es lässt die Vermutung nahe, dass auch das arme Kappengeierküken, das dieses Jahr in der Voliere geboren wurde, vielleicht bald an der Flugshow teilnehmen muss.
Selbstverständlich habe ich direkt am nächsten Tag einen ausführlichen Bericht an die VCF geschickt. Wenn jemand langfristig eine Abschaffung von Flugshows oder zumindest schärfere Auflagen bewirken kann, dann ist das die VCF mit ihren engagierten Mitarbeitern!

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