Morgens durfte ich neben den ganzen Volieren-Geiern auch wieder das Weißrückengeier-Küken füttern.
Gierig schlang es sich schnabelweise Mäuseragout in den Kropf. Der Schnabel wird mittlerweile deutlich spürbarer, wenn der süße Fratz statt des Aasbreis die Finger erwischt. Aber natürlich haben Geierküken bei mir Narrenfreiheit, solange sie nur soviel anknabbern, wie nachwächst.
Die Eltern halten in sicherem Abstand Wache. Statt wütend rumzufauchen sollten sie lieber zusehen, dass sie ihr Küken vernünftig versorgen!
Nach dem Geierfrühstück - aber ohne eigenes Frühstück - ging es mit Barend und Charles nach Nooitgedacht. Immer dienstags und freitags wird dort nach dem Rechten gesehen und Aas für die Insassen der Freilassvoliere ausgelegt. Zum Glück gibt es unterwegs Tankstellen, an denen man eine Frühstücksschoko a la Cadbury Topdeck Mint erbeuten kann.
Die Giraffen von Nooitgedacht warteten diesmal bereits im Eingangsbereich auf uns. Obwohl es wunderschöne Tiere sind, würde ich zu gerne mal beobachten, wie sich hunderte Geier an einer altersschwach-gestorbenen Giraffe sattfressen.
Bereits vom Auto aus konnte ich Dutzende wilder Kapgeier vor der Brutkolonie kreisen sehen. Einigen landeten in den Felsen und versorgten dort hoffentlich ihre Küken.
An dem tollen Futterplatz legten wir einigen Schweinkram aus, den wir vorher wieder an einer Schweinefarm eingesammelt hatten. Die ausgeblichenen Knochen sind dabei ein wesentlich schönerer Anblick als die blutigen Schweine-Innereien...
Ein eindeutiger Feder-Beweis, wer an den abgenagten Knochen beteiligt gewesen sein könnte...
Beim Wendemanöver unseres Wagens mit Anhänger konnte ich gerade noch rausspringen und meinen Lieblingsschädel in Sicherheit bringen, bevor er überrollt worden wäre. Das wäre doch einfach zu schade gewesen. Auf dem roten Stein sollte er hoffentlich erstmal sicher sein und er hat zudem noch eine schönere Aussicht als vorher.
Das Dach der Freilassvoliere war gut von wilden Geiern belagert.
Leider flogen sie gleich weg, als sie uns vorfahren hörten.
Im Tiefflug glitten sie an den Felsen entlang Richtung Kolonie von dannen.
Als wir aus dem Auto ausstiegen und uns einen ruhigen Beobachtungsfelsen suchten, kamen plötzlich viele Dutzend Geier von der Kolonie aus über die Voliere und zu uns herüber geflogen.
Was für ein genialer Anblick!!! Unglaublich, wie sie dicht über den Felsen auftauchten und dann hintereinander weg auf uns zuflogen.
Freilassvoliere mit ca. 60 wilden Kapgeiern am Himmel.
Wenn ich die Bilder sehe oder nur dran denke, kriege ich direkt wieder eine Gänsehaut. Diese Geier in der tollen Landschaft und in solcher Vielzahl direkt über meinem Kopf, sowas erlebe ich nicht häufig. Wahnsinn Wahnsinn Wahnsinn!!!
Ein riesiger Wirbelwind aus Kapgeier. Und das ist nur ein Ausschnitt des traumhaften Spektakels, das die Geier uns am Himmel boten!
Insgesamt dreimal wiederholten sich Anflug von der Kolonie aus über den Berggipfel, Tiefflug in unsere Richtung und dann Gleiten auf der Thermik über unseren Köpfen.
Diese Tiere begeistern mich einfach jeden Tag aufs Neue!!!
Wunderschöne Geschöpfe!!!
Geier im Gegenlicht...
Blick nach unten, immer auf der Suche nach Aas.
Nachdem sich die meisten Geier verzogen hatten, sammelten wir schnell das alte Aas aus der Voliere und legten frisches Aas nach. Der Geierpool sah noch recht sauber aus, so dass wir nur etwas frisches Wasser auffüllen mussten. Mit dem restlichen mitgebrachten Wasser füllten wir den Tank oben an der Voliere wieder auf. An dieser Freilassvoliere könnte ich Stunden verbingen!!!
Leider mussten wir uns aber wieder auf den Heimweg machen und unterwegs noch drei Riesenschweine von einer weiteren Schweinefarm einsammeln. Ein Schwein kam in unsere Kühlkammer, die anderen wurden bei VulPro zerlegt und auf die Volieren aufgeteilt.
Zwischendurch konnte ich eindeutig beobachten, wie ein Elterngeier das Weißrückengeier-Küken fütterte. Diesmal besteht kein Zweifel, das Küken hat aus dem Elternschnabel Aasbrei gefuttert. Ob die Eltern vielleicht einfach nur etwas Übung brauchen? Wir werden sie weiterhin kritisch im Auge behalten!
Beim Spaziergang mit den Hunden am Zaun entlang sahen wir leider wieder zahlreiche Geier auf den Strommasten der Umgebung sitzen. Da wäre es uns allemal lieber, wenn sie alle auf den Volierendächern übernachten würden statt an diesen gefährlichen Plätzen.
Abendstimmung in der Kapgeier-Brutvoliere.
Nest Nr. 1: check!
Das Küken wurde wieder vorbildlich von seinen stolzen Eltern umsorgt.
Nest Nr. 2: check!
Im vollen, elterlichen Kropf ist genügend Aasbrei für das hungrige Küken vorhanden.
Nest Nr. 3: check! In luftiger Höhe ist das Küken ausnahmsweise mal gut sichtbar.
Nest Nr. 4: check! Ein endniedliches Monsterküken liegt fett und breit im Nest und sieht sichtlich zufrieden aus.
Nest Nr. 5: check! Nur halb zu erkennen, aber das Küken im Bodennest ist auch noch da.
Nest Nr. 6 habe ich auch beobachtet, aber Geier-Dame Mouse hat sich nicht vom Fleck bewegt. Kerri und ich sind uns aber sehr sicher, dass gestern ihr Küken geschlüpft ist. Die Geier-Dame verhält sich im Vergleich zu den Vortagen vollkommen anders und schaut alle paar Sekunden liebevoll ins Nest runter. Ist nur die Frage, ob das Küken schon vollständig geschlüpft ist oder noch halb in der Eierschale steckt.
Abends haben wir die beiden noch verbliebenen Eier im Inkubator gewogen und im Dunkeln per "Candle Test" angestrahlt.
Das Kapgeier-Ei hat Tag 47 erreicht und wird in einer Woche hoffentlich gesund und munter Schlüpfen. Ausgezählt ist der Schlupf auf den 05.08.'17, aber vielleicht fiept es mir zwei Tage vor dem Schlupf bereits ein Geburtstagsständchen durch die Schale. Ich kann es kaum erwarten dieses süße Geräusch endlich wieder zu hören. Diesen Moment 2013 werde ich nämlich nie vergessen, als ich zum ersten Mal ein Geierküken IM Ei habe fiepen hören. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass Küken überhaupt bereits im Ei fiepen können.
Das Weißrückengeier-Ei wurde später gelegt. Vielleicht habe ich Glück und kann den Schlupf pünktlich zur Abreise miterleben, aber wahrscheinlich werde ich es leider knapp verpassen.
Abends mussten Barend und Charne als Rettungstrupp ausrücken, um einen verletzten Kapgeier einzusammeln. Es handelt sich um ein erwachsenes Weibchen mit übler Flügelverletzung. Sehr wahrscheinlich wird der Pechvogel seinen Flügel verlieren und dauerhaft bei VulPro einziehen. Besonders tragisch ist aber, dass wir hier zur Zeit Brutsaison haben. Die Geier-Dame hat also sehr wahrscheinlich irgendwo ein Küken im Nest, das jetzt verzweifelt auf seine Geier-Mama wartet. Ein Elterngeier allein kann es nicht schaffen ein Küken großzuziehen. Das Küken wäre während der Aassuche völlig ungeschützt vor Raubvögeln und anderen Feinden, die der Geierkolonie zu nahe kommen. Außerdem braucht das Küken umso mehr Aas je größer es wird. Da hat es ein Elterngeier allein äußerst schwer nicht nur das Küken sondern auch sich selber zu versorgen. Außerdem weiß ja niemand von welcher Kolonie genau der Geier stammt, sonst könnte man dort vielleicht gezielt Aas auslegen, damit der Geier-Papa genug zu fressen findet und schnell zum Nest zurückkehren kann. Solche Futterunterstützung müsste aber über Monate erfolgen und selbst dann wäre ein Überleben des Kükens eher unwahrscheinlich. Einfach nur traurig!!!
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