Am meisten hatte ich mich natürlich auf die Fütterung des süßen Weißrückengeier-Kükens gefreut. Dafür musste ich ihm allerdings erst zehn Mäuse häuten, das Gedärm entfernen und die Reste kleinschnippeln. Mjammi, lecker Mäuseragout. Solange es dem kleinen Geierküken schmeckt, mache ich das doch gerne.
Schon bald war der Kropf gut genährt und das Küken glücklich. Schade nur, dass seine Eltern das Füttern nicht übernehmen, obwohl sie sonst den ganzen Tag auf ihr Küken aufpassen. Oder sind sie einfach nur zu faul, weil sie gemerkt haben, dass wir den Futterjob übernehmen!?
Anzelle, die bei meinem letzten Besuch hier eingestellt wurde, ist immer noch hier. Sie hat heute eine fette Ziege und ein paar saftige Schweine eingesammelt, damit wir die Geier in den großen Volieren auch versorgen können. Die Ziege ging in die Kapgeier-Brutvoliere.
Schon bald war das Aas umringt von Geiern, die sich gierig die Kröpfe vollschlugen. Gut so, schließlich warten auf den Brutfelsen fünf nimmersatte Küken auf ihren Aasbrei.
Natürlich durfte der ein oder andere Besuch bei den Geierküken nicht fehlen.
Jedoch ist es meistens immer das gleiche Küken, das sich am besten fotografieren lässt. Die anderen gehen entweder im Nesttrichter auf Tauchstation oder werden von ihren Eltern abgeschirmt.
Wer selber noch keine Halskrause hat, knabbert an der Halskrause vom Elterngeier herum.
Das Leben in einer Geierkolonie...
Da hier in Südafrika zur Zeit tiefster "Winter" ist, sind die Grasflächen karg und ausgetrocknet. Ein paar hübsche Blumen gibt es aber noch, die der Dürre trotzen.
Hahn Harry beim Chickendance. Mittlerweile laufen hier zwei Hähne rum, die mich immer wieder an Rocky erinnern. Ich weiß nicht genau, ob ich das gut finde, denn einen treuen Kumpelhahn wie Rocky gibt es kein zweites Mal. Aber vielleicht lebt sein Spirit ja in ihnen weiter... Armer Rocky, du fehlst mir!!!
Mittags fingen wir einen Kapgeier aus der Großvoliere ein.
Mit vereinten Kräften bekam er einen GPS-Sender auf den Rücken geknotet. Dieser wird wie ein Rucksack um die Schultern bzw. Flügel des Geiers geschnallt, so dass der Geier in seiner Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird.
Diesen Geier werden wir morgen nach Nooitgedacht fahren, eine ca. 1 Stunde Autofahrt von hier entfernte Geierkolonie. Auf dem Hochplateau der Magaliesberge hat Kerri dort vor einigen Monaten eine neue Voliere errichtet, in der ihre ausgebrüteten Schützlinge und aufgepäppelten Geier sechs Monate wohnen werden, bevor sie von dort aus freigelassen werden. In der Vergangenheit wurden Geier meistens auf dem Gelände von VulPro freigelassen, was allerdings zur Folge hatte, dass viele Geier den allzeit gedeckten Tisch einfach nicht verlassen wollten und seitdem auf den Dächern der Volieren wohnen. In der Voliere in Nooitgedacht haben sie weniger Kontakt zu Menschen und können ihre wilden Artgenossen der naheliegenden Kolonie kennenlernen und beobachten. Die Kolonie verzeichnet Jahr für Jahr Verluste, so dass es nicht schaden kann, wenn sich ein paar freigelassene Geier dort zu wohlfühlen, dass sie direkt dort in den Felsen wohnen bleiben. Ich bin schon sehr auf die neue Voliere gespannt. 2012 war ich einmal dort oben (natürlich gab es damals die Voliere noch nicht) und die Aussicht ist herrlich!
Aus der offenen Voliere fingen wir kurz darauf einen Kapgeier mit grässlichem "Bumble Foot" ein.
Den Armen hat es wesentlich schlimmer erwischt als unseren Patienten von gestern. Zum Vergleich sind hier zwei gesunde Geierkrallen...
...und die stark betroffene Kralle des Patienten. Auch am anderen Fuß hat er einen großen Wulst, aber bei weitem nicht so groß wie an dieser hier sichtbaren Kralle. Armes Kerlchen! Er wird ebenfalls Ende des Monats von einem Tierarzt operiert. Bisher konnten Klumpfüße hier nur mit Medikamenten behandelt werden, so dass wir alle auf die ersten Operationen gespannt sind.
Unsere beiden Wollkopfgeier. Natürlich habe ich mal wieder vergessen, wer das Männchen und wer das Weibchen ist. Vor ein, zwei Besuchen wusste ich das mal, aber leider wieder alles verdrängt. Dabei haben die beiden völlig unterschiedliche Gesichts- und Gefiederfärbungen, so dass sie eigentlich leicht zu unterscheiden sind.
Zaungast. Ich habe mir vorgenommen, auch das andere Federvieh im Garten nicht zu ignorieren.
Tagsüber habe ich doch tatsächlich die Weißrückengeier-Rabeneltern erwischt, wie sie ihr Küken allein gelassen haben. Als ich ein Beweisfoto machen wollten, kamen immerhin beide sofort wütend fauchend angeflattert und haben Richtung Kamera gehackt. Dabei ist allerdings ein Trottelgeier voll auf das Küken gelatscht. Am liebsten würde ich die Brutplattform samt Nest in mein Zimmer schleppen und das Küken selber großziehen...
Die zweite Portion Mäuseragout des Tages... Wohl bekommts!
Einer der diversen Hunde, die sich hier herumtreiben. Morgens und Nachmittags läuft Kerri mit den Hunden mehrfach zur Kontrolle den Sicherheitszaun ab. Nachmittags schließe ich mich gerne an, damit wir neben der täglichen Arbeit auch Zeit zum Plaudern finden. Außerdem liegt vor allem am Nachmittag mit der tiefstehenden Sonne und den warmen Farben eine herrliche Ruhe in der Luft. Wirklich ein friedlicher Ort.
Blechgeier. Die beäuge ich schon seit einer ganzen Weile... NEID!!!
Unser Ohrengeier-Paar. Heute waren die beiden überraschend zutraulich. Ich durfte mich teilweise bis auf einen Meter nähern und sie bewundern.
Wer sagt Falten seien unattraktiv, der hat noch nie einen knuffigen Ohrengeier gesehen!
Kleiner Nachmittagssnack: Ein übrig gebliebenes Beinchen vom Stinkeferkel-Frühstück!
Palmgeier in der Dämmerung.
Bei unserem Spaziergang mit den Hunden mussten wir leider sehen, dass einige Geier auf den Strommasten der näheren Umgebung saßen. Diese Konstruktion hier ist besonders gefährlich für Geier, weil die oberste Leitung direkt am höchsten Punkt des Mastes - dem bevorzugten Geierlandeplatz - verläuft. Bei feuchtem Wetter ist es besonders schlimm. Kerri hat zwar noch nie einen Stromschlag mit Lichtbogen gesehen, aber gehört. Sie meinte, dass es ein richtig fieser, lauter Knall war und dieses Geräusch so einzigartig gruselig ist, dass man es nie wieder vergisst. Ich will es mir lieber gar nicht erst vorstellen.
Im milden Nachmittagslicht schmeckt das Aas in der offenen Voliere doppelt so gut.
Interessanterweise haben wir heute im Baum der offenen Voliere zwei Weißrückengeier entdeckt. Der eine ist mittig gut sichtbar, der andere etwas weiter links hinter einige Zweigen versteckt. Beide Geier haben je einen Flügel amputiert. Weiß der Geier, wie sie es so hoch in den Baum geschafft haben. Selbst als wir das Futter-Schwein ausgelegt hatten, verließen sie ihren Ausguck nicht. Der versteckte Geier hatte einige Male mit dem verbliebenen Flügel geflattert, das wars aber auch schon. Hoffentlich stecken die beiden jetzt nicht im Baum fest und trauen sich nicht mehr runter. Oder noch schlimmer, sie vergessen, dass sie nur noch einen Flügel haben und legen beim Abflug eine Bruchlandung hin. Wir werden die beiden im Auge behalten, damit sie nicht auf ihrem Ausguck verhungern. Geier sind doch immer wieder für eine Überraschung gut. Eigentlich können sie ja nur die unteren Zweige als Kletterbaum benutzt haben und irgendwie durchs Gestrüpp so hoch geklettert sein!?
Unter Oberts Anweisungen als Drill Instructor machen wir übrigens nach der Arbeit ein straffes Fitnessprogramm auf der Wiese. Mir tat schon von gestern alles weh, so dass das heutige Geierpool-Schrubben in der Hocke zur Qual wurde. Ich muss mich an diese Haltung sowieso immer erst ein paar Tagen gewöhnen, aber wenn die Oberschenkel eh schon ruiniert sind, machts besonders viel Spaß. Heute ging es direkt weiter und ich weiß jetzt schon, dass ich am Ruhetag morgen nichts vermissen werde! ;-)
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