Samstag, 22. Dezember 2018

VulPro Nr.11

Die zwei Monate seit meinem letzten Besuch bei VulPro vergingen gar nicht so schnell, wie ich dachte! Und auch die Anreise zeigte sich stressiger, als geplant. Das Drohnen-Chaos am Flughafen Gatwick hatte gestern auch Auswirkungen auf andere europäische Flughäfen, so dass mein Flieger von Düsseldorf nach Heathrow erst mit 30 Minuten Verspätung auftauchte. Schon auf dem Weg in den Flieger fiel mir auf, dass der Passagierrüssel ziemlich stark schwankte. Im Flieger angekommen ging das Geschunkel munter weiter und ich sah mich verstohlen nach einer Würgtüte um. Der Magen wurde noch mehr auf die Probe gestellt, weil wir 45 Minuten lang im Flieger auf die Starterlaubnis warten mussten und der Flieger durchs Beladen und diverse Windböen immer weiter schaukelte. Sowas habe ich noch nie erlebt! Mir wäre doch tatsächlich fast schlecht geworden, obwohl der Flieger noch gar nicht abgehoben war! Über London durften wir weitere 20 Minuten Kreise drehen, bis die Landung endlich möglich war. Zum Glück hatte ich 3 Stunden Puffer in Heathrow, so dass ich halbwegs entspannt bleiben konnte. Trotzdem braucht so eine Verspätung kein Mensch! Viele andere Mitreisende hatten weniger Glück und verpassten ihre Anschlüsse nach New York & Co. Der Flieger nach Johannesburg hatten letztendlich ebenfalls 30 Minuten Verspätung, holte aber unterwegs etwas Zeit wieder raus. Gegen 8 Uhr heute früh, nach einer Stunde Taxifahrt, bin ich dann endlich wieder in meiner zweiten Heimat bei den Geiern von VulPro angekommen! Kaum aus dem Auto ausgestiegen, da waren alle Anreise-Ranze sofort vergessen und die gute Laune breitete sich aus!
Sofort wurde ich von Kerri begrüßt und ich traf John wieder! Leider hatten wir bereits im Oktober festgestellt, dass er am gleichen Morgen abreisen würde, an dem ich zurückkehre, so dass wir nur knapp zwei Stunden lang das Wiedersehen feiern konnten. Aber besser kurz als sich gar nicht zu sehen. Mit John hätte ich gerne weiter zusammengearbeitet!!!
Die komische Amerikanerin, die im Oktober mit mir angefangen hatte, ist zum Glück vor einigen Wochen abgereist. Sie wollte eigentlich 6 Monate bleiben, war aber nicht wirklich für die Arbeit hier zu gebrauchen. Umso besser, dass sie noch vor meiner Rückkehr abgereist ist.
Am Himmel kreiste sofort ein riesiger Schwarm Geier, als würden sie mich begrüßen wollen. Angelockt wurden sie aber wohl eher durch das Aas im Geierrestaurant, da ich sofort besuchen wollte.
Lasst es euch schmecken!
Das Hospital Camp ist zur Zeit gut gefüllt, weil in den letzten Tagen viele Geier-Patienten neu eingetroffen sind. Darunter Kapgeier und Weißrückengeier.
Meine Hauptaufgabe wird die Physiotherapie mit diesem süßen Kappengeier sein, der kleinsten Geierart von allen! Als ich vor einigen Wochen von diesem Patienten gelesen hatte, hatte ich sofort gehofft er würde noch da sein, wenn ich anreise. Mit einem Kappengeier habe ich nämlich noch nie gearbeitet.
Der Arme hatte ein gebrochenes, verdrehtes Bein und musste operiert werden. Um sein verletztes Bein zu entlasten, muss er sich mit dem gesunden Bein eine Schonhaltung angewöhnt haben, so dass bald auch das gesunde Bein verdreht war. Außerdem haben beide Beinchen einiges an Muskeln eingebüßt. Das Kerlchen kann zwar mittlerweile wieder laufen, aber die Beinstellung ist sehr schlecht und es fehlt ihm an Kraft. Daher bekommt er jetzt tagsüber alle 1,5 Stunden von mir Training. Die Beinchen werden gestreckt, die Zehen bewegt und er muss lernen sein Gewicht auf den Beinen zu halten. Dafür klemme ich ihn zwischen die Beine, setze ihn auf einen Baumstamm und lasse ihn erst los, wenn er auf beiden Beinen steht. Das ist sehr anstrengend für ihn und ich werde bei ihm keine Beliebtheitspunkte sammeln, aber es ist die letzte Chance ihn wieder auf die Beine zu kriegen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Weil die Physio so anstrengend ist, bekam er erstmal ein lecker Schweinebein ganz für sich allein!
Nach der dritten Physio des Tages war der Arme total außer Puste. Aber er kämpft! Wenn er sich die nächsten 14 Tage weiter so gut hält und Verbesserungen zu erkennen sind, dann nehme ich mir an ihm ein Beispiel und fange nächstes Jahr auch wieder mit Sport an ;-)
Die anderen Geier besuchte ich heute mehrfach, aber die Hitze und Müdigkeit vom Flug machten mir noch etwas zu schaffen. Daher wollte ich es heute lieber ruhig angehen lassen.
Besuch beim Rabengeier...
...und Königsgeier mit voll gefressenem Kropf.
Zwei der diversen Ohrengeier.
Einer der beiden Wollkopfgeier.
Ein Palmgeier.
In der Kapgeier-Brutvoliere hatten die meisten Kapgeier mittags ihren Felsen verlassen, um sich unter dem Schattennetz aufzuhalten.
Die drei Andenkondore hatten sich hingegen alle in Felshöhlen zurückgezogen. Allerdings liegen ihre Felsen auch nicht in der prallen Sonne.
Müdes Abhängen bei den Weißrückengeiern.
Auch in der Großvoliere drängte sich alles im Schatten.
Aber was wäre einer Geier-Fotosession ohne ein paar süße Portraits?
Ich bin wahnsinnig glücklich wieder hier zu sein und ein weiteres Weihnachten unter Geiern verbringen zu dürfen. Zusammen mit vielen meiner guten Freunde, die ich hier schon seit vielen Jahren kenne! Auf in ein 11. VulPro-Abenteuer!

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