Heute hatte ich einen freien Tag bei VulPro und versuchte auszuschlafen. Bei den Temperaturen im Zimmer und dem geschäftigen Treiben vor dem Fenster ist dies allerdings nicht möglich. Daher las ich in Ruhe mein Buch aus und nutzte den Tag, um etwas Zeit mit den Geiern zu verbringen. Außerdem wollte ich natürlich nichts Spannendes verpassen.
Meinen kleinen Freund, den Kappengeier, trainierte ich natürlich auch an meinem freien Tag. Heute überraschte er mich damit, dass er nur wenig vor mir weglief und sich diesmal nicht auf den Boden kauerte, so dass ich ihn einsammeln konnte. Nein, er blieb stehen und hacke direkt mit seinem Minischnabel nach meinen Fingern. Ein weiteres, gutes Zeichen, dass es ihm wieder besser geht!
Der Rabengeier kam auf ein Schwätzchen an den Zaun gehoppelt. Irgendwie hat er einen recht skeptischen Gesichtsausdruck um den Schnabel herum.
Der Königgeier ließ sich nicht auf dem Boden blicken, sondern bevorzugte seinen Lieblingsplatz in luftiger Höhe.
Als morgens sämtliche Patientengeier behandelt wurden, wollte ich gerne mithelfen. Einige von ihnen sollen morgen zum Tierarzt, falls dieser zwischen den Feiertagen überhaupt noch Zeit hat.
Anschließend bekamen zwei junge Kapgeier, darunter auch der Kollege mit dem verdrehten Schnabel, GPS-Sender auf den Rücken geschnallt. Auch hierbei half ich gerne mit, da jede Hand gebraucht wird, um den Geier bei der Prozedur festzuhalten.
Das GPS-Gerät wird wir ein Rucksack auf den Rücken des Geiers geschnallt. Die Erfahrung hat gezeigt, wie der Sender angepasst werden muss, damit der Geier möglichst wenig gestört wird. Die beiden dürfen sich noch ein paar Tage in der Voliere an ihren Sender gewöhnen, bevor sie in Kürze freigelassen werden. Neugierig wurden die Sender von allen Geiern beschnäbelt.
Die Ohrengeier hechelten bei 39 Grad mit offenem Schnabel und tranken fleißig. Sehr vorbildlich, denn vermutlich habe ich selber wieder viel zu wenig getrunken.
Die riesigen Flügel wurden auch gerne genutzt, um sich Luft zuzufächern.
Einen der Palmgeier erwischte ich dabei, wie er sich ein Frühstücksküken verschlang.
Einer der beiden Andenkondor-Männer saß mittags direkt neben dem Zaun, statt sich wie seine Kollegen auf den Felsen zurückzuziehen. Das neugierige Vieh wollte immer wieder nach meiner Kamera hacken, was ihm bei den kleinen Maschen des Gitters aber nicht gelungen ist. Dafür habe ich ein paar witzige Bilder bekommen.
Den anderen Andenkondor-Mann ließ das Getue seines Nachbarn völlig kalt.
Die Wollkopfgeier waren heute wieder sehr träge und bewegten sich nur, wenn es nötig war.
Herzhaftes Gääähn.
Geierversammlung in der Weißrückengeier-Brutvoliere.
Zwischendurch sammelten Charné und Lara einen weiteren Geierpatienten ein. Der arme Kapgeier hat eine Flügelverletzung und neben eine Stromleitung gefunden - der 16. Geier allein im Dezember!
Sein Flügelgelenk scheint deformiert und knackt beim vorsichtigen Bewegen, auch wenn kein Bruch direkt erkennbar ist. Er bekam einen Ring um die Kralle und wurde mit Puder eingestaubt, um Milben und anderes Ungeziefer zu entfernen.
Außerdem bekam er eine ordentliche Ladung Wasser in den Kropf, weil er uns dehydriert erschien. Jetzt kommt er erstmal zu seinen Kollegen in das Hospital Camp, wo wir ihn beobachten werden.
Gerne hätte ich heute stundenlang im Geierrestaurant gesessen und Hunderten von Geiern beim Fressen zugeschaut. Aber leider blieb das Restaurant weitgehend leer, obwohl der Tisch seit Tagen mehr als gut gefüllt ist.
Obwohl etwa zwei Dutzend Geier in der Nähe waren, fingen nur fünf an zu fressen.
Weil die Kühlkammer bereits gestern wieder versagt hatte, wurde das ganze muffige Aas auf den Pickup geladen und nach Nooitgedacht zu einem anderen Geierrestaurant gebracht. Außerdem musste die Kühlkammer danach ordentlich gereinigt werden. Sieht so aus, als hätte ich mit meinem freien Tag ein super Timing gehabt.
Morgen geht es dann ganz früh los, da Lara und ich nach einem Geier suchen werden, der sich laut GPS seit Heiligabend kaum vom Platz bewegt hat. Leider kein gutes Zeichen.
Donnerstag, 27. Dezember 2018
Viele Geierbehandlungen
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