Dienstag, 25. Dezember 2018

Geierrettung am 1. Weihnachtstag

Nach dem gemütlichen Beisammensein am Heiligabend bei VulPro, ging die Arbeit heute früh direkt mit Aufräumen der Volieren weiter. Das alte Aas wurde entfernt, bis auf die großen Schweinestücke, die fast noch unangetastet waren. Auch aus dem Geierrestaurant entfernten wir 4 Schubkarrenladungen voller Aasreste und brachten sie zum Aas-Container.
Nebenher versorgten wir einige Geierpatienten. Unser kleiner Weißrückengeier macht uns große Sorgen und wir brachten ihn ins kühlere Haus. Also noch zwei weitere Kapgeier in der Großvoliere merkwürdige Hals-Zuckungen bekamen, brachten wir auch diese beiden ins Haus und schlossen zwei Geier an den Tropf an. Die extreme Hitzewelle macht vielen Tieren hier zu schaffen, den Geiern wie den Hunden. Noch nie gab es so viele verhaltensauffällige Geier wie diesmal. Die Hitze scheint eine neue Bedrohung zu werden, neben den Stromleitungen und den Giftködern.
Der kleine Kappengeier bekamen morgens direkt eine Trainingseinheit, nachdem wir festgestellt haben, dass er über Nacht fleißig vom Schweinebeinchen gefressen hat.
Der hellbraune Flaum am hinteren Hals ist übrigens absolut flauschig, kuschelig weich!!! Da würde jedes Lämmchen vor Neid erblassen!!! Wäre der Kleine nicht so scharf auf meine Finger, würde ich ihn doch glatt öfters streicheln. Aber im Moment muss ich ihm erstmal das Fingerknabbern wieder abgewöhnen!
Bei der heftigen Morgenhitze hatten sich bereits einige Geier ein erfrischendes Bad gegönnt und trockneten nun ihre Federn in der Föhn-artigen Brise.
Darunter auch der junge Kapgeier mit dem verdrehten Schnabel.
Viel Aas hatte er trotz Überangebotes auch heute nicht gefressen.
Können diese Augen lügen?
Auf einmal war der Himmel voller Geier, bestimmt 100 oder mehr! Leider noch zu weit oben, so dass ich keine Fotos davon machen konnte, aber der Anblick war atemberaubend!
Ich wollte mich gerade auf den Weg zum Geierrestaurant machen, um die Geier bei ihrer Landung zu beobachten, aber dann kam der Notruf eines verletzten Geiers in Thabazimbi. Lara und ich machten uns sofort auf den Weg in die ca. 2 Stunden entfernte Gegend, um den Geier einzusammeln.
Natürlich hatte ich kurz mit dem Timing gehadert, aber hinterher kam raus, dass nur ein Teil der wilden Geier in der offenen Voliere landete und keiner im Geierrestaurant. Dementsprechend habe ich auch nichts verpasst ;-) Wobei ich den Anblick der zahllosen Geier am Himmel schon noch eine Weile hätte genießen können.
Der verletzte Geier war auf einem Privatgelände nahe einer Stromleitung gefunden worden und ist vermutlich kollidiert. Die Farmer hatten ihn eingesammelt, ihn mit Wasser versorgt und uns informiert. Sie waren richtig froh, dass wir sofort losgefahren sind, weil sie sich selber dem armen Tier gegenüber hilflos gefühlt hatten. Sofort willigten sie ein, dass wir für Januar eine Begehung ihrer Stromleitungen planen und boten sogar an mit ihren Nachbarn zu sprechen, damit wir großflächiger nach dem Rechten sehen können. Einfach klasse, wie sich die Leute hier selbst an Weihnachten um kranke Geier sorgen und kümmern! Leider hat sich der Pechvogel einen Flügel gebrochen, so dass er um eine Teilamputation nicht herumkommen wird. Ein weiterer Dauergast bei VulPro :-(
Zurück bei VulPro hechelten alle Geier hilflos in der Hitze. Die Junggeier hatten sich sogar in ihrer Nester zurückgezogen, obwohl sie mittlerweile alle flügge sind.
Selbst die Palmgeier waren von ihrem Lieblingsbaum heruntergeflogen und setzten sich lieber unter dem Baum in den Schatten.
Der edle Königsgeier.
Und der unauffällige Rabengeier.
Nachdem wir die letzten Tage 37 Grad hatten, sind für morgen sogar 38 Grad angesagt. Nur der Samstag lässt hoffen, denn dann gibt es einen Kälteeinbruch auf 23 Grad. Aber meistens wirkt die Wettervorhersage hier stark gewürfelt, so dass ich lieber von weiterer Hitze ausgehe.
In jedem Fall wieder ein sehr abwechslungsreicher Tag hier bei VulPro. Bitte drückt alle die Daumen, dass es unseren Patienten morgen wieder besser geht!!!

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