Mittwoch, 2. August 2017

Knochensplitter und Stinkeferkel

Während der morgendlichen Futterrunde wollte das süße Weißrückengeier-Küken von VulPro plötzlich keine Aasfetzen haben. Alarmiert holte ich sofort Kerri dazu, die unser kleines Knuffelküken vorsichtshalber mit Flüssigkeit versorgte.
Das Küken duckte sich dabei tief ins Nest und fiepte. Ein gutes Zeichen, denn es hatte offensichtlich Angst vor uns. Irgendwie schade, aber umso besser, wenn wir es eines Tages auswildern wollen. Es soll erst gar nicht glauben, dass alle Menschen lecker Aas bringen.
Kurz danach wurde unsere Geierdame mit der frischen Flügelamputation versorgt. Ihr scheint es den Umständen entsprechend ganz gut zu gehen.
Im Geierrestaurant und auf den Volieren hatten sich heute wieder gut 70 wilde Kapgeier versammelt.
Leider nagten nur sehr wenige an unseren Aasresten herum. Dabei haben wir so sehr gehofft, dass sie endlich die fiesen Ziegen wegfuttern, die schon langsam anfangen zu verwesen.
Auch 10 Heilige Ibisse hatten ihren Weg ins Geierrestaurant gefunden und futterten sich die langen Schnäbel an Maden und Würmern voll, die sich am Aas herumtrieben.
Black Eagle.
Mittagspause in der Weißrückengeier-Voliere.
Zaungast.
Die Geiereltern passten zwar wieder gut aufs Küken auf, aber von Füttern keine Spur. Daher versorgte ich es am frühen Nachmittag erneut mit Flüssigkeit, die ich ihm vorsichtig ins Schnäbelchen träufelte.
Anschließend sammelte ich ausgetrocknete Schweinerippchen in der offenen Voliere ein, weil sich diese leicht mit dem Hammer zersplittern lassen. Diese "Bone Chips" sind wichtig, um die Brutgeier und andere Volieren-Insassen mit einer ordentlichen Ration Calcium zu versorgen.
Mittendrin statt nur dabei!
Palmgeier beim Abflug auf den schützenden Baum.
Nachdem ich etwa einer Stunde lang die Knöchelchen zerhackt hatte, wurden die Knochensplitter in den Volieren verteilt. In den beiden Brutvolieren ist das Auslegen der Knochensplitter besonders wichtig, damit die Küken gut versorgt werden. Aber auch die anderen Geier erfreuten sichtlich an dem Knabberspaß.
Sie wollten mir sogar die Box mit den Knochenresten klauen.
Knochensplitter für die Großvoliere. Hier war ich binnen weniger Sekunden von einem Haufen Federviechern umzingelt, während die ersten schon fleißig Knochenstücke knabberten.
Auch in der offenen Voliere kamen sofort diverse Geier angerannt und futterten drauflos.
Für einige Tiere schien ich heute jedoch unsichtbar zu sein. Zuerst flatterte mich ein wild gewordenes Huhn fast über den Haufen und dann ging eine Riesen-Heuschrecke auf mich los, auf die ich fast draufgetreten wäre. Sie brachte sich anschließend hoch oben in einer Palme in Sicherheit.
Wilder Weißrückengeier auf der Brutvoliere seiner Artgenossen.
Das Ohrengeier-Paar beim Turteln.
Der Tag hätte so entspannt sein können, hätten Anzelle, Obert und ich nicht einige Säcke mit halb verwesten Stinkeferkeln aus dem Kühlraum im Geierrestaurant verfüttern müssen. Zwei große Schubkarren mit geschätzt hundert oder mehr Ferkeln fuhren wir ins Restaurant und mussten jedes einzelne für die Geier aufschlitzen. Schon beim Auskippen der Stinkeferkel-Säcke in die Schubkarren wurde uns halb schlecht und beim anschließenden Aufschneiden sowieso. Ich bin ja mittlerweile einiges gewohnt und sehr abgehärtet. Noch schlimmer als fiese Stinkeferkel sind allerdings halb verweste grün-blaue Stinkeferkel voller Verwesungsmatsch, Maden und Würmern. Ich gebe es zu, diesmal saß selbst mir ein Würgreflex im Hals fest!!! Wie gut, dass Geier einen guten Magen haben...
Da ich allein bei dem Gedanken schon wieder den bestialischen Gestank in der Nase habe, schaue ich mir lieber noch ein paar schöne Geierkükenbilder zur Ablenkung an.
Küken? Wohl eher Wuchtbrumme!!!
 
Während einige Geierpaare süße Küken im Nest haben, können diese beiden armen Geier nur neidisch zuschauen. Ich wünschte jedes Paar könnte ein Küken aufziehen!

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