Überraschenderweise habe ich heute eine Stellungnahme der Tierärztin des Zoo Duisburg unter meinem vorherigen Blogartikel zum Tod des Gänsegeier-Kükens erhalten. Damit diese wichtigen und interessanten Informationen nicht unentdeckt bleiben, bilde ich sie hier noch einmal ab. Außerdem möchte ich mich ganz herzlich bei Frau Bunert und dem gesamten Zoo-Team für die vielen Bemühungen um das Wohl des Gänsegeier-Kükens bedanken!!! Leider hat das Küken den Kampf letztendlich doch noch verloren, aber es ist klar zu erkennen, dass wirklich nichts unversucht gelassen wurde das Küken zu retten!
Sehr geehrte Frau Boemans,
vielen Dank, dass sie unsere Gänsegeier im Zoo Duisburg regelmäßig besuchen und ein so großes Interesse an den Tieren haben.
Die zu der Fasanerie gehörige Geieranlage befindet sich gerade in Umgestaltung und wurde schon mit neuen Baumstämmen und Sitzgelegenheiten für die Tiere bestückt.
Das Geierküken musste nach drei Wochen intensiver tierpflegerischer und tiermedizinischer Behandlungen eingeschläfert werden.
Aufgrund der Vogelgrippe mussten die Geierpaare den gesamten Winter in Innenstallungen verbringen. Durch die ungewohnte Umgebung und die sehr späte Aufhebung der Aufstallungspflicht im Frühjahr, war nicht damit zu rechnen, dass die Geier in diesem Jahr überhaupt züchten würden. Normalerweise werden die Eltern, sobald die Zuchtsaison eintritt, hauptsächlich mit Futtertieren anstatt mit Rindfleisch gefüttert um eine ausreichende Kalziumversorgung für die Produktion des Eies zu gewährleisten. Diese Futterumstellung ist durch die besonderen Umstände in diesem Jahr ausgefallen. Umso erfreuter waren die Mitarbeiter des Zoos, dass das Geierpaar trotzdem ein Ei legte und ausbrütete. Leider erlitt das Küken eine Flügelfraktur des linken Unterarmes, was bei einer verminderten Kalzifikation der Knochen durchaus sehr schnell passieren kann, auch ohne größere Einwirkungen von außen.
Das Küken wurde in Narkose gelegt und geröntgt, wodurch die Fraktur und der geringe Kalziumgehalt festgestellt wurden. Da die Frakturenden sehr nah beieinander lagen, war die Prognose gut und es konnte ein Flügelverband angelegt werden. Der Geier wurde von den Tierpflegern in Obhut genommen, mehrmals täglich gefüttert und von den Tierärzten mit Medikamenten und wechselnden Verbänden versorgt.
Nach ein paar Tagen kam hinzu, dass das Küken seine Füße nicht richtig bewegen und belasten konnte. Erneute Röntgenaufnahmen konnten keinen Aufschluss über die Ursache geben. Um die Durchblutung und Belastung der Beine zu fördern, wurde eine Hängematte für das Küken gebaut, in der es mehrere Stunden am Tag saß. Unterhalb der Hängevorrichtung wurden die Füße auf Holz und Reisig gestellt. Die Pfleger führten mehrfach Physiotherapie durch, indem sie die Beine des Vogels bewegten und die Durchblutung anregten. Leider verbesserte sich der Zustand der Füße nicht.
Das Küken war über die gesamte Behandlungsdauer sehr aktiv und hat von alleine Futter aufgenommen, was die Hoffnung auf Besserung versprach.
Nach weiteren Tagen kam allerdings eine Pilzinfektion der Schnabelhöhle hinzu, die mit Sicherheit auf das geschwächte Immunsystem des Kükens zurückzuführen war. Das Tier hatte Atemnot und musste daher aus Tierschutzgründen nach dreiwöchiger intensiver Behandlungen euthanasiert werden.
Solch eine Entscheidung fällt nach diesen Bemühungen besonders schwer und wird nicht leichtfertig getroffen. Vor allem für die Tierpfleger, die ein enges Verhältnis zu ihren Tieren haben, ist es nicht leicht, Beiträge wie den Ihren zu lesen.
Das Geierküken ist nach dem Tod in die Pathologie gebracht worden und der Sektionsbefund steht noch aus.
Falls Sie weitere Fragen zu dem Fall haben, zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen
Carolin Bunert
Tierärztin
Zoo Duisburg AG
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Ganz tolle Information, vielen Dank!
AntwortenLöschenAnja Anlauf
Vielen Dank für die Informationen, super und leicht verständlich erklärt! Gruß, Maya
AntwortenLöschen