Freitag, 10. Februar 2012

Vom Regen in den Geier-Pool

Spotty hatte heute Nacht offenbar seinen Spaß gehabt, denn meine Socken waren aus den Schuhen rausgezupft und auf dem Hof verteilt. Natürlich saß er vollkommen unschuldig neben den Schuhen, als wenn ihn niemand verdächtigen würde…
Als Erstes wurde wieder der Ohrengeier eingefangen und medizinisch versorgt. Diesmal bekam ich gezeigt, wie ich dem Geier seine Spritze geben kann. Ehrlich gesagt habe ich noch NIE irgendwem eine Spritze gegeben, schon gar nicht einem wenig begeisterten Ohrengeier. Es tat mir auch total leid ihm wehtun zu müssen, aber es ist ja nur zu seinem Besten. Daher den Anweisungen zufolge den „Kamm“ auf der Geier-Brust gefühlt, rechts und links davon liegen die Muskeln, vorsichtig eine geeignete Stelle unter dem Federbüschel suchen, ohne dem Schnabel zu nahe zu kommen… Spritze tief rein, grusel grusel, einmal kurz Spritze anziehen, ob Blut reinläuft, und wenn nicht, dann rein mit dem Serum! Dabei quiekt und zappelt der arme Geier dann immer, aber wahrscheinlich ist es mit den Spritzen bald vorbei. Die Augentropfen bekommt er aber auch weiterhin in sein kaputtes Auge.Gesundes Auge... blindes Auge... direkter Vergleich.Heute ist ein stärkerer Wind aufgezogen und hat dunkle Wolken mit sich gebracht, die am frühen Vormittag endlich den lang ersehnten Regen mit sich nach VulPro gebracht haben. Das sind zwar keine guten Voraussetzungen für das Geier-Einfangen, aber für die ganzen Pflanzen hier natürlich ein Segen. Die Geier haben heute Morgen noch ein saftiges Pferd bekommen, das schmeckt ihnen sicherlich auch noch am nächsten Tag.
Man beachte den vollgefressenen Kropf von Kapgeier "Percy": Er ist daran zu erkennen, dass er der Kleinste und Fetteste von allen Geiern in der Brutvoliere ist! ;-) Nach dem ersten Schauer hatten wir es gerade geschafft zwei Geier-Pools zu schrubben, da kam direkt der nächste kräftige Schauer runter, angekündigt durch eine Wolkenschicht, die die halbe Bergkette verschwinden ließ. Daher genug Zeit endlich ein paar Bilder nachzureichen.
Als der Regen vorbei war, ging es weiter ans Geier-Pool-Schrubben. Diesmal in der großen Voliere voller Kapgeier und Weißrückengeier. Cody war natürlich vorwitzig wie immer und kam sofort auf mich zugerannt, kaum dass ich mich neben den Pool hockte. Der Gute ist so niedlich, dass man in einfach streicheln möchte – wenn da dieser kräftige Schnabel nicht wäre. Nachdem er immer näher kam, versuchte ich ihn schweren Herzen mit Wasser zu bespritzen, um ihn fortzujagen. Aber das schien ihm nur zu gefallen, denn durch den Regen waren seine Federn ja eh schon nass. Kurz bevor er es sich auf meinem Schrubber bequem machen konnte, bin ich ihm dann mit dem Besen zuleibe gerückt, sonst wird der Pool ja nie sauber. Irgendwie komisch, einen Geier wegzufegen. Vor allem wenn er sich davon gar nicht beeindrucken lässt, sondern lieber am Besen rumknabbert! Da ich keine rohe Gewalt anwenden wollte, spielte ich das Spiel eine Weile mit, bis mir ein fauchender Geier zu Hilfe kam und Cody wegscheuchte. Hm, aber was ist mir lieber? Der liebe Cody, der doch nur spielen möchte, oder ein fauchend-zischender Geier mit ausgefahrenem Hals und aggressivem Blick? Naja, immerhin blieb er auf sicherem Abstand, nachdem er einen Schluck getrunken hatteund wir konnten den Pool endlich säubern… während die Geier mit ausgebreiteten Flügeln in der Voliere standen und ihre Federn trockneten.
Als alle Geier-Pools sowie die Trinkwannen für die Pferde und die Wassernäpfe für das Kleingeflügel gesäubert und mit frischem Wasser befüllt waren, setzten wir unser Arbeit in der Brutvoliere fort, um dort die Sitzbalken auszutauschen. Weil wir für diese Voliere richtig große, schwere Äste brauchten, bedienten wir uns des Frontladers, der dem Center eine Weile zur Verfügung steht. Natürlich konnte ich der Versuchung nicht widerstehen mich selber einmal hinters Steuer zu setzen, denn so eine Gelegenheit bietet sich ja nicht häufig. Und es war gar nicht so kompliziert wie gedacht!!! Unter den neugierigen Blicken der vielen Kapgeier-Paare tauschten wir also die halben Baumstämme aus uns sind damit fast fertig. Diese Arbeit muss übrigens etwa alle drei bis vier Monate wiederholt werden, damit die Geier immer eine möglichst raue Oberfläche zum Sitzen haben.
Achja, die Voliere mit dem bissigen Andenkondor und den Palmgeiern fehlt natürlich noch, da traut sich niemand alleine rein. Der Ohrengeier bekam natürlich nachmittags noch seine zweite Ration Augentropfen und damit ist der Tag fast schon wieder beendet. Bleibt vielleicht zu erwähnen, dass die Temperaturschwankungen heute nicht ohne sind. Zwischen T-Shirt und Jacke könnte ich den ganzen Tag hin und her springen, aber ich glaube diese Nacht wird noch sehr frisch. Sei es drum, gleich gibt’s erstmal lecker Grill-Aas!

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