Dienstag, 7. Februar 2012

Erste Begegnung mit einem Geierschnabel

Nach 10 Stunden tiefem Schlaf wurde ich heute durch herrlichste Sonnenstrahlen geweckt und vom süßen Dikkop an der Zimmertür begrüßt. Zwar blieb die Sonne den Rest des Tages dann hinter einer dünnen Wolkenschicht und es wurde ziemlich schwül, aber dennoch herrlichste Temperaturen!!! ;-) Ein Marabu stakste in einiger Entfernung über die Wiese und die Geier in ihren Volieren schauten sehr hübsch aus. Morgens direkt die erste Bewährungsprobe, riesig-langer VulPro Pick-up, Schaltwagen, Schotterpiste UND Linksverkehr… Das hatte ich ja bereits am Flughafen feststellen müssen, als ich zielstrebig auf der falschen Seite einsteigen wollte. Jedenfalls wurde eine tote Kuh gemeldet und die hungrigen Geier möchte ich ja auch nicht warten lassen. Zum Glück ging es nur die Schotterpiste vorm Center eine ganze Weile geradeaus bis zu einer Farm, aber überraschenderweise habe ich es sogar recht schnell geschafft den Wagen zu bezwingen – nachdem ich etwa dreimal mit der rechten Hand ins Leere gegriffen hatte beim Versuch zu Schalten ;-) Jedenfalls ging es ab zur Farm, dort mit vereinten Kräften die Kuh auf die Ladefläche gehieft und wieder zurück – immer den Blick auf zwei Hufe im Seitenspiegel. Ich bin mir sicher, so eine ungewöhnliche Ladung habe ich noch nie durch die Gegend gefahren. Habe nur die gierig über dem Wagen kreisenden Geier vermisst, die jedoch kaum am Center angekommen sofort auftauchten. Die Kuh wurde dann vor einer Voliere mit Kapgeiern nahe des Geierrestaurants abgeladen und in handlichere Teile zerlegt. Lecker! Wirklich interessant, welche Körperteile einem dabei so entgegen quillen ;-) Und das alles unter den Augen von gut 20 und mehr Geiern in den Volieren, die aufgeregt vor sich hin schnatterten.
Natürlich wurde die Kuh fair aufgeteilt, ein fetter Brocken in die Zuchtvoliere (Kapgeier), einer in die andere große Voliere voller Kapgeier und Weißrückengeier und der Haufen Eingeweide ins Geierrestaurant. Dazu dann noch ein paar Ferkel von gestern in die kleineren Volieren (u.a. mit Andenkondor und Palmgeiern) sowie ins Geierrestaurant und ein paar Küken für die Eulen und die anderen Greifvögel. Sogar kleingeschnippeltes Küken für den Dikkop, den ich ja für einen Körnerfresser gehalten hätte… Weiß gar nicht, ob ich mich morgen früh wieder so freuen werde, wenn ich meine Zimmertür aufmache und das Vieh gemütlich neben meinen Schuhen vor der Tür hockt…Das ist bestimmt ein Killerhuhn!!! Der Gute, der hier frei rumlaufen darf, heißt übrigens „Spotty“, sein Kollege im Käfig „Speedy“. Da hier praktisch alles verwertet wird, haben wir auch einem der Adler mit dem im Garten tot gefundenen Taubenküken eine große Freude machen. Er schnappt sich sein tägliches Küken sogar aus der Hand! Für den halbblinden Ohrengeier wurde frisches Fleisch in Schnabelgerechte Häppchen geschnitten, damit er gut zu Kräften kommt. Außerdem wurde er eingefangen und bekam Augentropfen. Das machen wir ab jetzt jeden Morgen und Abend, vielleicht geht es seinem Auge dann irgendwann etwas besser – auch wenn er es nicht mehr wird nutzen können.
Natürlich haben sich alle Geier sofort gierig auf ihren Festbraten gestürzt und von überall her erklang gieriges Geschnatter, Gezischen und Gefauche. Auch die wilden Geier und andere Greifvögel kreisten am Himmel und kamen nach und nach runter auf die Wiese gestürzt. Aas hack!!!
Ansonsten wird hier alle Arbeit erledigt, die so anfällt. Volieren Putzen, Aas einsammeln, Aas zerkleinern, handwerkliche Aufgaben, Gartenarbeit und und und. Aus irgendwelchen Sperrholzplatten wird ein Regal zusammen geschreinert, es gibt viel zu tun!
Und immer, wenn man denkt man hat kurz seine Ruhe, kommt Dikkop angerannt, kuschelt sich ein Hund ans Bein oder man wird von einem Pferd abgeschlabbert ;-) Herrlich!!!
Und für alle, die nur darauf warten, wie viele Gliedmaßen mir nach der Reise fehlen: Ja, ich wurde bereits angehackt! Mit der halben Kuh unterm Arm wollte ich die Tür zur Geiervoliere öffnen, während die Viecher schon alle ihre Schnäbel wetzten. Leider auch der Krummschnabel, der sich in der Ecke neben der Tür versteckt hatte. Ihn muss wohl das Blut am Gummihandschuh angelacht haben, denn kaum durchs Gitter gegriffen, hat er auch schon zugehackt. Frechschnabel!!! Habe aber nur einen kleinen Bluterguss am Fingerknöchel davongetragen, noch ist also alles heil ;-)
Ich bin schon sehr gespannt, was die nächsten Tage an Abenteuern und Überraschungen rund um das geliebte Federvieh mit sich bringen werden!!!

2 Kommentare:

  1. Ich bin auch ganz gespannt, was du die naechsten Tage zu berichten hast, jaja...

    Fingerknoechelbluterguss? Das sind die Art Verletzungen, deren Narben man mit Stolz und ner spannenden Geschichte im Freundes- und Bekanntenkreis den Rest des Lebens rumerzaehlen wird! :)

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    1. Na klar, auf das Erzählen dieser Geschichten freue ich mich auch schon sehr!!! Aber leider muss ich beim Ausschmücken ja aufpassen, dass die braven Tierchen nicht allzu frech und blutrünstig erscheinen. Wenn sie zuhacken, dann schließlich nur, weil ich mich nicht genug bewegt habe oder weil sie mich liebevoll begrüßen wollten ;o)

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