Ich kann es noch gar nicht glauben, dass meine wunderbare Zeit hier in Südafrika bald schon wieder zu Ende ist. Letzter Tag, letzte Nacht, morgen noch bis 16 Uhr hier im Center und dann geht es los Richtung Flughafen Johannesburg, schnief ;-(
Nach einem kleinen Frühstück machte ich es mir auf einem Sofa bequem, um ein paar Seiten eines Geier-Buches zu lesen. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich nur meine Sandalen an, obwohl ich hier normalerweile immer mit Trekkingschuhen rumlaufe. Ahnungslos lese ich also, als mich plötzlich irgendetwas mit Karacho in den Fuß beißt! Mitten in die dünne Haut der Fußoberseite, jauuuul! Außerdem verspüre ich ein aggressives Geflattere an meinem Bein, so dass die Hunde schon mal wegfielen. Hm, dem Andenkondor hätte ich es zugetraut, aber der war draußen in seiner Voliere. Des Rätsels Lösung: Einer der grauen Papageien aus der Wohnzimmervoliere hatte offenbar einen kleinen Ausflug unternommen und sich auf diese Weise ziemlich unsanft bemerkbar gemacht. Als ich gestern Abend meinen normalen Schuh anhatte, da hatte er sich noch ganz friedlich draufgesetzt und nur an den Schnürsenkeln geknabbert. Freches Vieh! Vor allem hatte er einen kräftigeren Biss drauf als jeder Geier, der mir bisher zu nahe gekommen ist. Sein Kollege mit der Halsmanschette wirkt dagegen wesentlich lieber! Und irgendwie siehts ja auch witzig aus...Heute Morgen besuchten zwei Mitarbeiter der Firma Eskom das Geier-Center VulPro. Eskom ist ein südafrikanisches Stromversorgungsunternehmen, in Afrika Stromversorger Nummer 1 und weltweit an siebster Stelle. Seit einiger Zeit sponsort Eskom das Geier-Center und hat ein tolles Projekt auf die Beine gestellt: In den Volieren sind Attrappen von Hochspannungsmasten aufgebaut, die in der freien Natur eine große Gefahr für die Geier darstellen, weil sie immer wieder mit den Leitungen kollidieren und sich dabei schwere Verletzungen zuziehen, die nicht selten zum Tode führen. Außerdem droht natürlich Gefahr durch Stromschläge, wenn die Geier auf den Leitungen sitzen oder der Strom über ihren Kot geleitet wird. In den Volieren gibt es zwei Kameras, mit denen das Verhalten der Geier gegenüber den Attrappen beobachtet werden kann. Eskom kann somit auswerten, auf welchen Stellen der Hochspannungsmasten die Geier am liebsten sitzen und diese anschließend geier-freundlicher gestalten. Ein sehr vorbildliches Projekt!!! Heute wurde gemeinsam besprochen wie die Geier auf die verschiedenen Masten und Materialien reagieren. Es wurde beschlossen einige Umbauten zu unternehmen, um mehr Ergebnisse zu erhalten. Das werde ich aber leider nicht mehr hier miterleben können. Es war wirklich schön sich mit solch netten Leuten zu unterhalten, ihr Interesse für das Wohlergehen der Geier zu sehen und sich gemeinsam über eine weiterhin gute Zusammenarbeit zu unterhalten!
Auch ein weiterer Hauptsponsor besuchte heute das Center, um ein paar Fotos mit Cody und den anderen Geiern zu machen. Alles sehr nette Leute! Das fällt mir übrigens immer wieder auf: Jeder, der sich für Geier interessiert und sie unterstützt, macht einen netten Eindruck und ich glaube das liegt nicht nur an der Grund-Sympathie wegen eines außergewöhnlichen gemeinsamen Hobbys!
Nachdem die beiden neuen Geier mit Fleischhäppchen und Spritzen versorgt wurden, kehrte langsam wieder Ruhe ein. Den Geier geht es ja relativ gut, der Bussard hingegen wirkt mitleiderregend. Wir können ihn hier zwar füttern und beherrbergen, um ihm aber wirklich helfen zu können, müsste er operiert werden und dafür fehlt leider das Geld.Das Wetter ist heute übrigens traumhaft, strahlendblauer Himmel, glasklare Sicht und Affenhitze!!! Viele Geier in der Luft, aber leider kein Aas da, um sie zu füttern ;-( Daher werde ich wohl leider nicht mehr an einer zweiten Geier-Einfangaktion teilnehmen können.
Immerhin kamen zwischendurch etwa zehn Geier in das Geier-Restaurant, wo die muffigen Reste der letzten Kuh noch rumlagen.Unter ihnen war sogar einer der Geier, die wir letztens eingefangen und markiert hatten. Die Geier blieben aber nur wenige Minuten und flatterten bald davon, während vier Artgenossen auf einem Hochspannungsmast saßen.
Den Kapgeiern, Weißrückengeiern und Ohrengeiern sowie den Palmgeiern und dem Andenkondor machte die Hitze deutlich zu schaffen. Völlig entkräftet hingen sie in ihren Volieren ab und suchten immer wieder die Schattenplätze auf. Einzig das Geier-Pärchen, dass in der Brutvoliere auf dem Boden neben den künstlichen Felsen nistet, vergnügte sich früh morgens anderweitig, war aber nach 3 Sekunden schon wieder fertig ;-) Nächste Woche findet ihr im Schulungsraum ein Geier-Workshop statt, an dem ich ja liebend gern teilnehmen würde. Um den Raum gemütlich herzurichten hatten wir in den letzten Wochen schon immer mal wieder kleine Dinge erledigt. Heute wurde dann schließlich die Wand der Fensterfront von innen und außen gestrichen. Innen stickig, außen pralle Sonne, keuch! Aber die Schwitzerei hat sich gelohnt, jetzt sieht alles richtig ordentlich aus.
Danach noch schnell dem neuen Geier eine zweite Ladung Infusion verpasst und schnell raus aus der Sonne, die im Laufe des Tages immer stärker und stärker knallte.
Spät nachmittags dann noch ein schöner Spaziergang mit den Hunden entlang des Zaunes, einmal um das ganze Geier-Center herum, während die Sonne langsam immer tiefer sank… Schnief, warum ist diese schöne Zeit hier nur so schnell vergangen???
Donnerstag, 23. Februar 2012
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