Wahnsinn, was für ein Tag!!! Da bin ich doch kurz vor der leider viel zu baldigen Abreise plötzlich noch zu einem der schönsten Plätze der Welt gekommen, die ich je gesehen habe!!! Was für ein traumhafter, magischer Ort, Auge in Auge mit Kapgeiern ;-)
Ich kann Kerri und Walter gar nicht genug danken, dass sie mich an diesen Ort gebracht haben! Danke Danke Danke!!!
Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir den Marakele-Nationalpark inmitten der Waterberg Mountains nahe der Stadt Thabazimbi. Der Marakele-Nationalpark gehört zu den „Big Five“ Nationalparks, also den Parks, die unter anderem Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden beherbergen. Diese haben wir zwar nicht gesehen, aber immerhin kreuzten Zebras, Kudus, unattraktive Affen und Sträuße unseren Weg. Viel wichtiger als die „Big Five“ waren mir sowieso die vielen Kapgeier, die über dem Park ihre Kreise ziehen. Der Marakele-Nationalpark ist nämlich Heimat der Kransberg-Kolonie, der wohl größten Kapgeier-Kolonie der Welt mit aktuell noch etwa 640 Brutpaaren!!! Ein Paradies!
Mit unserem Allrad-Wagen ging es quer durch den Park hoch auf ein relativ schmales Bergplateau. Die genaue Höhe kann ich schlecht schätzen. Der Kransberg ist an seiner höchsten Stelle etwa 2100 m hoch, aber ich weiß nicht genau wie hoch die Gegend sowieso schon gelegen ist. Vom „Parkplatz“ aus mussten wir das letzte Stück zu Fuß gehen, einen Hügel runter, über eine kleine Ebene und dann mühselig den Berg wieder hoch, ächtz, keuch. Ich brauche unbedingt mehr Training! Muss wohl jämmerlich ausgesehen haben, denn die Geier kreisten tatsächlich schon über mir! ;-) Herrlich, wie lautlos sie durch die Lüfte schweben. Die letzten Meter hochgeklettert und auf einmal atemberaubender Anblick: Direkt vor uns fielen die Geier-Brutwände steil bergab und erstreckten sich in beide Richtungen, wobei die Aussicht nach rechts besonders schön war. Dazu das wahnsinns Panorama, das trotz leichter Trübe eine endlose Landschaft erahnen ließ. Das Schönste an allem waren aber die bestimmt 30 Kapgeier, die zu unserer Ankunft praktisch auf Augenhöhe ihre Kreise zogen!!! Sie ließen sich von der Thermik empor tragen, zischten in Rekordgeschwindigkeit an uns vorbei, während andere fast in Zeitlupe dahin segelten. Immer wieder konnten wir beobachten, wie sie auf die hohen Steilwände zusteuerten und dann in letzter Sekunde in der Luft bremsten, um auf einem kleinen Felsenvorsprung zu landen. Zwar wurde mir gesagt, dass sonst wesentlich mehr Geier in der Luft sind, aber für mich war schon dieser Anblick unglaublich!!! Eigentlich geht es mir immer so, wenn ich wilde Geier in freier Natur beobachte: Ich kann es dann einfach kaum glauben! Es ist immer wieder ein kleines Wunder… nicht Spatzen, Tauben oder kleinere Greifvögel sondern tatsächlich meine Lieblingstiere! Nicht im Zoo und hinter Gittern sondern FREI!!! Ein absolut ergreifendes Erlebnis!
Wir kletterten ein Stück den steilen Berghang hinab und machten es uns etwa 20 m unterhalb des Berggrates auf einem großen Stein bequem. Um uns herum nur Weite, Stille und die Luft voller Geier! Immer, wenn wir dachten der letzte sei von dannen geflogen, tauchte der nächste Schwung auf! Über uns, unter uns, Auge in Auge… Wo soll man da nur als erstes hinschauen??? Am besten einfach nur zurücklehnen und genießen! Fotos können diesen Moment sowieso nicht annähernd würdig genug festhalten! Wie herrlich es sein muss dort mit den Geiern zu fliegen, wie es Kerri und Walter für ein Video getan haben… genau dieses Video war es, dass mich inspiriert hatte nach Südafrika zu reisen! Und auch wenn es diesmal nicht geklappt hat, ich sage niemals nie ;-) Ich bin einfach nur dankbar diesen wunderbaren Ort überhaupt gesehen haben zu dürfen!!!
Auf der Rückwanderung zu unserem Wagen bekamen wir einen Anruf, dass ein Geier und ein riesiger Adler (der sich später als winziger Bussard entpuppte) beim Tierarzt in Thabazimbi abgegeben wurden. Was für ein glücklicher Zufall, dass wir sowieso gerade in der Nähe waren! Zwar hatten wir keine Geier-Transportkiste dabei, aber die Geier-Connection hat überall ihre Mitglieder. So konnten wir bei einem Bekannten eine Geier-Kiste und einen Karton für den Bussard ausleihen und die Tiere abholen. Der Bussard hat offenbar beide Beine und einen Flügel gebrochen, armes Ding! Der Geier sah auf den ersten Blick sehr prächtig aus, keine fiesen Wunden oder kaputte Flügel.
Unterwegs sahen wir einen besonders hübschen Vogel. Durch die Scheibe fotografiert verblassen leider die Farben, sein Gefieder war nämlich fast schon metallisch glänzend rot und blau.
Zurück bei VulPro angekommen wurden die Tiere inspiziert. Der Bussard kann trotz seiner Verletzungen halbwegs auf einer Sitzstange stehen und musste mit kleingeschnippeltem Küken gefüttert werden. Er wohnt jetzt in seiner eigenen Rehabilitations-Voliere direkt neben dem vorgestrigen Geier-Neuzugang. Dieser muss nun nicht länger allein bleiben, denn der Geier-Neuzugang von heute darf mit in seiner Voliere. Geier mögen die Geselligkeit ihrer Artgenossen, so dass wir auf diese Weise hoffentlich den Heilungsprozess von beiden beschleunigen können. Der Neue ist ziemlich ausgetrocknet und kam sofort Infusionsspritzen und ein Antibiotikum. Außerdem auch einen Markierungsring um die Kralle. Beim Absetzen in der Voliere hinkte er ein wenig bzw. hob einen Fuß deutlich höher als den anderen. Offenbar weist dies häufig auf eine Vergiftung hin, aber es kann auch sein, dass er einfach nur irgendwo gegen geflogen ist und sich auf diese Wiese verletzt hat. Essen wollte der Gute allein nicht, also wurde auch ihm das Fleisch in den Schnabel gestopft und den Hals entlang in den Kropf geschoben. Zum Glück behielt er es bei sich und fing kurze Zeit später sogar selber an aus dem großen Wassertrog zu trinken. Wieder ein Geier mehr, für den die Hilfe hoffentlich noch rechtzeitig gekommen ist!!!
Und noch eine süße Nachricht gibt es hier aus dem Geier-Center: Die beiden Dikkope Speedy und Spotty scheinen sich verliebt zu haben, denn die beiden sind seit gestern unzertrennlich! Heute Morgen begrüßten sie mich bereits gemeinsam vor meiner Zimmertür und auch jetzt abends turteln sie wieder vor der Tür rum. Echt niedlich! Vor allem nachdem wir anfangs noch befürchtet haben, dass Speedy nach seiner Freilassung vor wenigen Tagen noch viel zu unerfahren ist, um sich selber versorgen zu können. Aber offenbar hat er jetzt ja einen Artgenossen gefunden, der ihm alles beibringt und mit dem er jetzt gemeinsam seine Freiheit hier genießen kann ;-)
Okay, Cody, du bekommst auch noch einen kleinen Auftritt… Und die Kapgeier in der Brutvoliere natürlich auch! Ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende…
Mittwoch, 22. Februar 2012
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