Auch diese Nacht kam wieder ein ordentlicher Sturm mit schön viel Regen runter. So könnte es jetzt eigentlich immer sein: Schön kühle Nächte, Regen für die ausgedörrte Landschaft rund um VulPro und tagsüber herrlichste Sonne mit vielen Geiern in der Luft!!!
Den Geiern gefällt der Regen offensichtlich weniger, denn sie saßen missmutig und patschnass in ihren Volieren, einige mussten kräftig niesen und auch wenn das alles total niedlich ausschaut, so tun sie mir dennoch sehr leid. Unser Neuzugang traute sich morgens aus seiner Hütte heraus, während ich nebenan einen Haufen Ferkel für die Geier vorbereitete. Seine beiden Extra-Ferkel rührte er zwar kaum an, aber von der Fressorgie der letzten Nacht war sein Kropf noch immer gut gefüllt. Einzig der Wassermangel macht uns Sorgen, denn der Gute trinkt kaum. Als wir ihm am frühen Nachmittag schließlich Flüssigkeit spritzten, mussten wir feststellen wir dünn er ist. Ich konnte seinen dürren Hals praktisch mit zwei Fingern umfassen und auch der Rest fühlte sich auf meinem Arm wie ein Fliegengewicht an. Während der beiden Spritzen zuckte er kaum, scheint wirklich sehr geschwächt zu sein. Mal abwarten, wie es ihm morgen geht und ob er dann endlich seine Ferkel und das Wasser anrührt.
Nachdem heute wieder eine große Ladung Aas eingesammelt werden konnten, wurden die Kapgeier in der Brutvoliere sowie die Kapgeier, Weißrückengeier und Ohrengeier in der anderen großen Voliere gut versorgt. Der Großteil wanderte allerdings in die Einfangvoliere, weil wir diese Woche unbedingt noch ein paar wilde Geier einfangen und markieren wollen. Gruseligerweise musste ich feststellen, dass die Spinnen unter der Decke der Einfangvoliere über Nacht mutiert sein müssen, denn sie waren plötzlich riesengroß. Monsterspinnen!!! Zum Glück nicht haarig, aber eine enorme Beinlänge und schwarz-gelbes Muster. Pfui Spinne! Wie gut, dass ich nur in die Ausläufer ihres Netzes gerannt bin, nicht auszudenken, wenn mir so ein Biest auf den Kopf gefallen wäre. Muss schon zugeben, dass ich mich tausendmal weniger davor ekle moderige, stinkende Ferkel zu zerlegen, als solche Horrorbiester anzuschauen!
Schnell noch die Gerippe und Aasreste aus den Volieren und dem Geier-Restaurant einsammeln, ab in die große Grube damit und dann schnell in den Ausguck unterm Baum, von wo aus ich durch ein grünes Tarnnetz das Geier-Restaurant beobachten konnte.
Zunächst sah auch alles wunderbar aus. Kaum war das Aas ausgelegt, da kreisten schon die Geier am Himmel. Wir konnten förmlich sehen, wie sie ihre Schnäbel wetzten. Am Landeanflug der Geier kann ich mich einfach nicht sattsehen!!! Kurze Zeit später waren auch schon 16 Stück auf der Wiese gelandet. Aber leider flatterten sie nach wenigen Minuten auch direkt wieder davon. Einige drehten weiterhin ihre Runden in der Nähe des Centers, drei Geier setzten sich auf den Mast einer Hochspannungsleitung und die übrigen verschwanden. Stattdessen fielen immer mehr andere Greifvögel über das Aas her und bevölkerten die Bäume. Eine Weile später tauchten noch mal fünf Geier auf, aber auch sie hauten bald wieder ab. Irgendwann gab ich es vorerst auf und gönnte mir einen kleinen Mittagssnack. Keine halbe Stunde später möchte ich eigentlich nur eine Runde an den Volieren vorbei drehen, da sehe ich, dass die Wiese wieder gut mit Geiern bestückt ist und sogar einige in der Einfangvoliere mampfen. Als hätten sie mit Absicht gewartet, bis ich abhaue. Leider war kein Jungtier in der Voliere, deshalb wollten wir zunächst abwarten. Irgendwann setzte ich mich dann auch wieder in den Ausguck und konnte beobachten, wie die Geier gemütlich die ausgelegten Ferkel auf der Wiese mampften. In die Einfangvoliere trauten sie sich allerdings nicht mehr und nach eineinhalb Stunden waren alle Geier weg. Schade, dabei wäre heute so ein gutes Wetter zum Einfangen gewesen. Sollen sie ruhig über Nacht Hunger sammeln, dann fangen wir vielleicht morgen ein paar mehr.
Zu guter Letzt habe ich spät nachmittags noch mal Nistmaterial geschnitten und den Geiern in der Brutvoliere durchs Gitter gereicht. Die beiden Bodenbrüter-Paare schnappten sich wie üblich den Großteil der Zweige und ihre Nester sind langsam aber sicher schon als solche zu erkennen. Würde denen ja am liebsten den halben Baum kahlschnippeln, wenn sie dadurch umso schneller mit dem Brüten anfangen würden.
In der Nachbarvoliere ging es übrigens zwischendurch heiß her, denn dort konnte ich zufällig zwei Geier beim wackeligen Liebesspiel auf einer Strommast-Attrappe beobachten ;-) Ob sich auf die Weißrückengeier aufraffen können dieses Jahr ein Ei zu legen? So schlapp wie sie in der Voliere abhängen, sieht es wohl eher schlecht aus.
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