Dienstag, 7. Februar 2012

Abenteuerliche Anreise

Noch bevor das eigentliche Abenteuer unter Geiern begann, zeigte sich bereits die Anreise als sehr abenteuerlich! Nur eineinhalb Stunden Umsteigezeit in Paris hatte ich ja zähneknirschend in Kauf genommen, aber irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Transferflieger ab Düsseldorf eine fette Verspätung hat :-( Zunächst hieß es 20 Minuten, dann hätte ich „noch mehr als genug Zeit“, um in Paris umzusteigen. Also wurden alle munter dreimal von einem Gate zum nächsten geschickt, bis es hieß, dass er Flieger erst jetzt in Paris losgeflogen und auf dem Weg nach Düsseldorf sei. Prima, 45 Minuten Verspätung und mein Anschlussflug in weite Ferne gerückt. Es sitzen nur fünf Leute mit Endziel Johannesburg im Flieger, da kann der A380 leider nicht warten. Also wieder quer durch den Flughafen zum Air France Schalter und nach Alternativen gefragt. Die beiden Damen sind völlig entspannt und meinen noch immer, dass ich das locker schaffen würde. Aber notfalls zahlt Air France ja die Übernachtung in Paris. Dabei haben die beiden nur zwei Dinge nicht bedacht: Paris streikt ab morgen und außerdem gibt es dienstags gar keinen Flug nach Johannesburg. „Kein Problem, Sie können dann morgens nach Amsterdam fliegen, dann weiter nach Johannesburg und um 22 Uhr sind Sie dann dort!“ Klingt ja schön und gut, aber wie soll ich denn nach Amsterdam fliegen, wenn Paris am nächsten Tag streikt? Habe mich innerlich schon fürs Zugfahren entschieden, was nur den Haken der fehlenden Winterbekleidung bei diesen eisigkalten Temperaturen hat… Aber ich will zu den Geiern!!! Die kurze Umsteigezeit war mir ja vorher schon ein kleiner Dorn im Auge, aber der A380 hat mich dann doch zu sehr gereizt. Außerdem wäre die Alternative über London noch schlechter gewesen, denn London war wegen Schneechaos geschlossen. Also wieder durch die Handgepäckkontrolle, noch zweimal das Gate gewechselt, nur um letztendlich vom ursprünglichen Gate aus zu starten… als nervliches Wrack. Stewardess genervt, ob wir das noch schaffen… Sie sehr freundlich, den ganzen Flug über gut zugeredet und kurz vor der Landung kam die Durchsage, dass für die Passagiere nach Johannesburg Leute mit Schildern bereitstehen :-) Da sich der Flieger für ein anderes Terminal entschieden hatte, musste ich meinen Kram packen und einmal um halb CDG rennen, um dann Gott sei Dank meinen Flieger doch noch in letzter Sekunde zu erreichen ;-) Wie gut, dass das Boarding beim A380 mit gut 550 Leuten an Bord doch etwas länger dauert…
Gegen den Fettwanst kann man nichts aussetzen, vor allem nicht, wenn man am Notausgang sitzt und nur eine Person neben sich! Freundliche Crew, das Essen sah relativ gut aus, auch wenn ich es nicht genommen habe, eigene Fernseher an den meisten Plätzen und überraschend leise. Leider war der Flug insgesamt sehr unruhig, alle paar Minuten ging es munter von rechts nach links… Schlafen war also nicht so einfach. Umso schöner dann die Pünktliche Landung und die Durchsage des Kapitäns, dass uns um 11 Uhr morgens bereits 26 Grad erwarten… ist doch mal eine Alternative zu den gefühlten -26 Grad der letzten Tage… Da ich im Flieger oben und ganz hinten gesessen habe, waren gut 530 Passagiere vor mir am Passport-Check, so dass mein Abholservice leider eine Stunde warten musste. Aber dafür hatte ich meinen Koffer recht schnell und ab ging es nach Hartbeespoort Richtung Geier!!! Endlich!!! Gefühlte 10 Jahre gealtert, aber die nächsten drei Wochen werden mich die stressige Anreise doch gut vergessen lassen ;-) Unterwegs erstmal Wolken und sogar ein paar Regentropfen, aber dadurch viel der Temperaturschock nicht ganz so stark aus. Und ich glaube keine halbe Stunde später sah ich schon den ersten Geier am Himmel kreisen… :-)
In Geier-Center von VulPro angekommen wurden mir noch VOR meinem Zimmer die Geier vorgestellt, da fühle ich mich doch direkt willkommen ;-) Hier werden die Prioritäten genau richtig gesetzt!!! Von der Vielzahl der Geier war ich sofort überwältigt! Ich hätte ja vielleicht mit 20 Tieren gerechnet, aber nicht mit zwei Volieren mit je locker 20 Tiere plus weitere Geier und Greifvögel in anderen Volieren. Im Grunde ist hier eine ganze Wiese voller großer Volieren, die man von allen Seiten bestaunen kann. Geier ohne Ende!!! Es gibt gut 40 Kapgeier und Weißrückengeier, deren genaue Anzahl ich nachreichen kann, wenn ich endlich die Unterschied zwischen ihnen verinnerlicht habe. Sehen jedenfalls beide aus wie Gänsegeier, nur etwas gräulich- bzw. weißlicher. Dazu kommen noch drei Ohrengeier, darunter einer, der leider auf einem Auge blind und sehr schwach ist und jetzt in der Rettungsstation ist – einer Extravoliere. Um ihn werde ich mich die nächsten Wochen ganz besonders kümmern dürfen. Außerdem eine Voliere mit zwei Palmgeiern und einem männlichen Andenkondor. Wusste gar nicht, dass der Gute solche Temperaturen aushalten kann, wo er sich doch eigentlich in den Südamerikanischen Anden aufhält… Und dann kommen natürlich noch die vielen wilden Geier hinzu, die hier auf Aassuche ihre Runden drehen und immer wieder gerne im Geierrestaurant hinter den Volieren vorbeischauen. Das Geierrestaurant befindet sich nämlich genialerweise auch hier auf dem Center, so dass ich hoffentlich viele Fressorgien werde beobachten können. Zum Teil kommen da auch schon mal 100 Geier zusammen… Kanns kaum erwarten!!!
Neben den süßen Krummschnäbeln wohnen hier noch fünf Hunde, fünf Pferde, Tauben, ein merkwürdiger Hahn und zwei süße Flattermänner mit langen dünnen beiden. Hier nennen sie sich „Dikkop“, wie auch immer ihr Deutscher Name lauten mag…
Das ganze Center macht einen richtig guten und gepflegten Eindruck, so dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde. Natürlich gibt es auch jede Menge Dinge zu erledigen, aber dafür sind die anderen Helfer und ich ja auch hier. Und ein Blick in die Voliere genügt, dann weiß ich auch wofür es sich lohnt!!! ;-)
Nach der ersten Besichtigung und dem Kennenlernen ging es dann auch direkt schon los zu zwei Farmen, um Geierfutter einzusammeln. Das entpuppte sich dann als riesiger Haufen kleiner Ferkel… Schade um die kleinen, aber so hat ihr früher Tod wenigstens noch einen guten Sinn.
Internetverbindung klappt ganz gut, Bilder werde ich dann beizeiten nachreichen.

3 Kommentare:

  1. Oh, wie schoen, hab gewartet... klingt alles sehr spannend.

    Warte auf Bilder!

    [...]

    Warte immernoch auf Bilder :) Hehe.

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  2. "Dikkop" (oh weh, das klingt an sich schon mal sehr nach von hier :P )
    ist auf Deutsch die "Triele"
    ( http://de.wikipedia.org/wiki/Triele )
    und auf Englisch "Stone-curlew"
    ( http://en.wikipedia.org/wiki/Burhinidae )

    Nie zuvor gehoert und das als Dipl. Biol., oh weh... :)

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  3. Hehe, Danke Katja, auf dich ist wirklich Verlass!! Hatte insgeheim gehofft, dass dich der Forscherdrang treibt den Namen rauszufinden ;-)

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