Samstag, 25. Februar 2012

Sie alle sagen „bis bald“

Traurig aber wahr, gestern hieß es Koffer packen und Abschied von diesem wunderbaren Geierparadies VulPro nehmen.
Auch Spotty schien traurig, denn er versuchte immer wieder an meinem Besen zu knabbern, um mich vom Zimmerputzen abzuhalten. Ich werde das süße Dünnbein und seinen Artgenossen Speedy morgens sicher vermissen, wenn sie nicht mehr vor meiner Zimmertür sitzen!
Passend zur eh schon geknickten Stimmung stürmte es draußen und graue Wolken zogen über das Center hinweg. Der Wind war richtig frisch, als wolle er mir helfen mich auf die eisigen Temperaturen in Deutschland vorzubereiten. Kein gutes Geierwetter also.
Die beiden Kapgeier-Patienten werden immer kräftiger, hüpfen in der Voliere herum, necken sich und der vorletzte Geier flatterte sogar schon auf das Dach ihrer Hütte, um sich den Wind durch die Flügel wehen zu lassen. Der neueste Geier frisst zwar noch immer recht wenig, aber man merkt trotzdem, dass es ihm besser geht, da er sich vom zweiten Geier längst nicht mehr alles gefallen lässt. Insgesamt glaube ich aber, dass die beiden sich sehr mögen.
Den Geiern in der Brutvoliere habe ich zum Abschied einen halben Baum kahl geschnitten, um sie mit ganz viel Nistmaterial zu versorgen. Passend dazu vergnügte sich direkt wieder ein Pärchen miteinander, die guten sind wirklich in Paarungslaune!!! Diesmal war es das am Boden brütenden Pärchen mit je einem amputierten Flügel, das immer so süß sein entstehendes Nest verteidigt.
Der Andenkondor flatterte mir aufgeregt mit seinen riesigen Flügeln zu, ließ sich aber leider nicht dazu bewegen für ein Foto seine gewaltige Spannweite komplett auszubreiten. Hatte ja voller Neid beobachtet, wie letztens Sponsoren Fotos vom Kondor machen konnten, als er seine kompletten 3,50 m Flügel ausgefaltet hatte und sich immer einer direkt vor den Kondor stellen konnte. So ein Foto hätte ich auch gerne. Aber das Kerlchen hat sich ja lieber schnell auf seine Sitzstange gelegt und lustig geglotzt, statt seine Flügel auszubreiten...
Als Kerri und ich noch einige Dinge im Schulungsraum organisieren wollten, fiel unser Blick auf einmal auf die vielen wilden Geier im Geier-Restaurant. Wo kamen die denn plötzlich alle her??? Sofort Kamera geholt und rangepirscht. Ich konnte meinen Augen kaum glauben, die ganze Wiese war voller Geier!!! Nicht nur auf einem Haufen nahe des muffigen, alten Kuh-Kadavers, sondern überall! Vom Wasserloch über die Wiese bis hinüber zur Brutvoliere, endlos viele Geier in einer Reihe! Ein wunderbarer Anblick, vor allem weil damit bei diesem Wetter ja niemand rechnen konnte. Die armen Geierchen müssen total ausgehungert gewesen sein. Bei 80 hörte ich auf zu zählen, aber mit Sicherheit waren noch einige Geier hinter den anderen versteckt. Hin und wieder aufgeschreckt durch die Pferde liefen sie grüppchenweise über die Wiese, versammelten sich am Aas und unterm Baum im Schatten, und hin und wieder segelte ein weiterer Geier vom Himmel herab!
Eine Weile später kam die neue Aas-Lieferung, die sofort in die Einfangvoliere abgeladen wurde. Die Geier ließen sich durch den Wagen kaum abschrecken. Zwar flatterten viele davon und kreisten in riesigen Schwärmen am Himmel, aber sie kamen bald wieder. Der Rest ging einfach ein paar Schritte zur Seite und verfolgte das Geschehen neugierig. Sollte ich am letzten Tag etwa doch noch eine Geier-Einfangaktion miterleben dürfen, so wie vor zwei Wochen Stefan und Ulla an ihrem letzten Tag?
Den Rest meines Aufenthaltes bei VulPro verbrachte ich also im Ausguck unterm Baum nahe dem Geier-Restaurant und konnte mich am Anblick der vielen Geier gar nicht mehr sattsehen ;-) Hin und wieder schlich sich einer der Geier zögerlich in die Einfang-Voliere, um seinen Schnabel und Hals ins Aas zu stecken. Aber schon nach wenigen Bissen ließen sie sich von den vielen Kites verschrecken, die weniger ängstlich ans Aas rückten. Die SMS mit dem Geier-Alarm schon getippt wartete ich also darauf, dass die Geier richtig zu fressen anfangen, denn wenn erstmal einige losmampfen, dann rückt der Rest sofort nach und man könnte den Vorhang zuziehen. Aber leider ging das große Fressen nicht mehr los. Schade, aber mittlerweile war es so spät, dass ich sowieso keine Zeit mehr gehabt hätte bei der Aktion mitzumachen. Wenige Minuten, bevor ich zum Flughafen abgeholt wurde, tauchten am Himmel plötzlich zwei Marabus auf! Ich habe die Viecher ja noch nie fliegen sehen, ein lustiger Anblick!!! Ein weiteres tolles Highlight zum Abschied!
Gerne möchte ich glaube, dass all die Geier und Marabus extra zum Center kamen, um mir „bis bald“ zu wünschen. Ich habe auch gar keine große Abschiedsrunde durch die Volieren gedreht, denn ich bin mir sicher: Die meisten Geier werde ich mit Sicherheit wieder sehen!!! ;-)
Die Fahrt zum Flughafen ging recht zügig und mein Fahrer durfte sich viele Abenteuer mit Geiern anhören. Genau wie meine Mitreisenden im Flieger und im Warteraum beim Umsteigen in Paris. Hehe, selber schuld, wenn sie schon nach wenigen Minuten total erstaunt sind und mich mit Fragen zu Geiern überhäufen. Wie soll ich mich da beherrschen und nicht stundenlang losplappern??? Geier verdienen es einfach, dass man so viel wie möglich über sie redet und sie den Menschen näher bringt! Dieses Ziel werde ich auch weiterhin verfolgen, denn nur so können alle auf die vielen Problem der Geier und ihren für die Menschen so wichtigen Nutzen aufmerksam gemacht werden.
Ein komisches Gefühl jetzt wieder zu Hause zu sein und die vielen Geier nun nicht mehr den ganzen Tag um mich zu haben. Ich glaube ein Stück von mir ist nach wie vor in Südafrika geblieben und versucht Cody zu streicheln ohne angeknabbert zu werden. Ob ich wohl ein Foto des überfüllten Geier-Restaurants als Foto-Tapete in meiner Wohnung anbringen kann? Das wäre eine tolle Aussicht! Und vor die Fenster klebe ich dann Bilder von Geiern im Landeanflug, was jedes Mal ein wahnsinns Anblick gewesen ist! ;-)
Habe mir direkt schon online den tollen Südafrikanischen Radiosender „Jacaranda 94.2“ rausgesucht, den wir meistens im Auto gehört hatten. Nach wenigen Minuten Autofahrt nach Hause hatte ich nämlich sofort den Mischmasch aus Englisch und Afrikaans vermisst mit der fast minütlichen Durchsage: „This is Jacaranda nintyfour point two, playing life’s greatest hits“.
In jedem Fall habe ich noch genügend Bilder, um in den nächsten Tagen weitere Berichte über VulPro schreiben zu können!!!
Ich kann mich gar nicht genug bei Kerri, Sipiwe, Walter & Co für die wunderschöne Zeit bei VulPro bedanken, für alles, was ich gelernt habe und all die Arbeiten rund um die Geier, an denen ich teilhaben durfte! Es war eine große Ehre für mich drei Wochen teil dieser tollen „Familie“ sein zu dürfen und so viel Gastfreundlichkeit zu erfahren! Ein wunderbarer Ort, der es schafft mit wenigen Mitteln die Geier-Welt zu verbessern! Macht weiter so!!! Vielen Dank für alles und hoffentlich bis bald!!!

3 Kommentare:

  1. Hmmm, ich kann deinen Abschiedsschmerz richtig aus den Zeilen herauslesen... und nachfuehlen, selbst wenn ich mich die drei Wochen "nur" an den schoenen Fotos erfreut habe und nicht selbst diese einmaligen Erfahrungen teilen konnte.
    Ich glaube, es wird bestimmt nicht lange dauern und du bist wieder dort unten :D ... hehe, und dann komm ICH vielleicht auf vonlunteering-Besuch, jaja. Aber dann werde ich bei meiner Rueckkehr leiden - oh nein, schnell aufhoeren weiterzudenken.

    Herzlich Willkommen zurueck in Europa!

    LG, K

    PS: Man kann im englishen Blog nicht als Gast/URL Kommentare posten, nut so zur Info.

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  2. Habe heute in meiner Diele überall nach Spotty und Speedy gesucht, aber niemand da :-( Dann wollte ich zu den Volieren gehen, aber die einzigen Geier hier sind meine Stofftierchen. Irgendwas fehlt :-(

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  3. Danke auch für die Info. Dachte eigentlich alle Einstellungen wären automatisch übernommen worden, da ich ja den kompletten deutschen Blog kopiert hatte und nur die Sprache auf Englisch geändert hatte. Muss wohl doch mal alles andere auch überprüfen. Sollte jetzt aber funktionieren!

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