So langsam wird der gute Spotty immer vorwitziger. Während ich im Bad war, ist er nämlich in mein Zimmer reinspaziert und hat neben meinem Bett sein Revier mit einem großen Haufen markiert. Als ich zurückkam saß er unschuldig dreinblickend in meiner Zimmertür, so dass ich direkt wusste, dass er was angestellt hat. Irgendwann mache ich ihm noch einen Knoten ins dürre Beinchen ;-)
Ein Blick auf die Orangenbäume zeigte schnell, dass unsere gestrige Sammelaktion umsonst gewesen ist, denn während des heftigen Sturmes heute Nacht sind wieder jede Menge runter gefallen. Dabei hatten wir gestern schon extra vorsichtshalber die Bäume geschüttelt, um so was zu vermeiden.
Nebenbei, wenn ich von "wir" rede, meine ich meistens Sipiwe, eine super liebe Studentin aus Zimbabwe, die hier bei VulPro ihr Praxisjahr absolviert. Ihr Professor ist kein geringerer als der große "Geier-Gott" schlechthin, Peter Mundy, der die Geier-Bibel "The Vultures of Africa" geschrieben hat. Ein tolles Buch, das zwar sehr teuer ist, aber sein Geld wert ist! Etwa DinA4, 450 Seiten und viele schöne, farbige Bilder! Kann es nur jedem empfehlen, der sich für Geier interessiert!!! Sipiwe und ich arbeiten meistens den ganzen Tag gemeinsam mit den Geiern und sie erklärt mir vieles. Sie ist wirklich ein Engel!
Nach der morgendlichen Futterrunde durch die kleineren Volieren wurde ein großer Ast abgesägt, der für die Pferde zu tief von einem Baum herab hing und sich bestens als Sitzbalken für die Brut-Voliere eignen würde. Außerdem können wir die Blätter abschneiden und dann die kleineren Zweige als Nistmaterial für die Ohrengeier nutzen. Der süße Kapgeier Cody schien von unserer Arbeit so angetan zu sein, dass er uns gerne helfen wollte. Er sammelte immer mehr Federn und Zweige in seiner Voliere zusammen und hielt sie uns mit seinem Schnabel ans Gitter, so dass wir nach einer Weile kaum noch wegschauen konnten. Mit jeder Geste schien er darum zu betteln uns helfen zu dürfen. Irgendwann wurden wir dann weich und ließen ihn heraus. Begeistert hoppelte er auf unseren großen Ast, den wir noch immer von kleineren Zweigen und Blättern befreiten. Hin und wieder nagte er an einem Zweig herum, als wolle er tatsächlich mithelfen. So ein Geierschnabel eignet sich mit Sicherheit so gut wie eine kleine Heckenschere. Ein Prachtgeier, von dem wir uns doch gerne von der Arbeit ablenken lassen!!! Die beiden Gäste, die Kerri in diesem Moment durchs Center führte, schienen ebenfalls beeindruckt zu sein, wie brav unser Vorzeigegeier mit uns zusammen gearbeitet hat. Außerdem können wir nun behaupten, dass unser Geier-Sitzbalken tatsächlich Geier-geprüft ist, denn Cody wollte gar nicht mehr runterhüpfen! Als es dann darum ging, wie wir ihn zurück in die Volieren kriegen, war er weniger brav. Er flüchtete zunächst zur nahen Voliere von Speedy, der heute seinen großen Tag der Freilassung feiern sollte. Doch als wir Codys interessierten Blick gesehen haben, ließen wir die Volierentür lieber zu ;-) Es half alles nichts, also Geier einfangen und eigenhändig in die Voliere stecken. Bestimmt hat ihm sein kleiner Ausflug aber ebenso gut gefallen wie uns!
Speedys Tür öffneten wir eine Weile später, aber ich glaube selbst eineinhalb Stunden später hat er sich noch nicht heraus getraut. Wir wissen auch gar nicht, ob der Dikkop es überhaupt schafft sich selber seine Würmer und Grashüpfer zu sammeln, wo er doch hier mit kleingeschnippeltem Küken verwöhnt wurde.
Währenddessen versuchte der fette Andenkondor uns mit seinen Federn zu beeindrucken.
Heute knallt die Sonne wieder sehr stark, aber kaum wilde Geier in Sicht. Außer ein paar mickerigen kleinen Ferkeln haben wir kein frisches Aas reinbekommen, also sieht es für eine neue Geier-Einfangaktion eher schlecht aus.
Zeit genug also um mal wieder die Geier-Pools zu schrubben. Im Grunde ist es ja total süß, wenn plötzlich zehn aufgeregte Geier angehoppelt kommen und neugierig zuschauen, hin und wieder mal ihren Schnabel in den Schrubber hackenoder genau in dem Moment baden wollen, wo wir den Pool schrubben. Vor allem Cody war besonders anhänglich und hat neben einer Hackattacke auf meinen Schuh auch einmal nach meiner Hand geschnappt. Daraufhin mussten wir ihm leider mit dem Besen zu Leibe rücken, was ihn allerdings nicht sonderlich beeindruckt zu haben schien. Im Gegensatz zu den anderen Geiern, die schnell Reißaus nahmen. Wenn aber plötzlich fauchende Geier näher kommen und ihre Hälse aufgeregt pink leuchten, dann steigt der Adrenalinpegel an! ;-) Auch in der Brut-Voliere waren die Geier nicht weniger neugierig und kamen schnell herbeigelaufen. Nach der Pool-Reinigung in sämtlichen Volieren brachten wir das Nistmaterial zur Brutvoliere und zu den Ohrengeiern. Die Kapgeier in der Brutvoliere rissen sich förmlich um die besten Zweige und polsterten schnell die ersten Ansätze ihrer Nester aus. Wir werden ihnen in jedem Fall noch weiteres Nistmaterial in den nächsten Tagen bringen, denn offenbar können sie die Brutsaison kaum noch erwarten!
Ein Job, der ja auch immer wieder Spaß macht, ist das Einsammeln der Gerippe in den Volieren. Alles rauf auf die Schubkarre und weg damit zu einem großen Loch im Boden, das regelmäßig abgefackelt wird. Könnte jetzt noch lachen, wenn ich an den Moment denke, wo ich das Kuh-Aas am Horn gepackt auf die Schubkarre zerren wollte und auf einmal das ganze Horn lose in der Hand hatte ;-) Hätte es wirklich als Souvenir mitnehmen sollen – oder für teures Geld nach China verkaufen!?
Am späten Nachmittag hat sich Speedy dann endlich aus seiner Voliere getraut und ist den großen Schritt in die Freiheit gelaufen. Jetzt sind wir alle sehr gespannt, ob er hier bleiben oder alleine klarkommen wird. Alles Gute, Dünnbein!
Nach der abendlichen Fütterung der Eulen und Kites erledigten wir noch einigen Kleinkram im Schulungsraum, bis sich der Tag langsam aber sicher dem Ende neigte. Herrlich ist es hier!!!
Donnerstag, 16. Februar 2012
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