Die angekündigten Unwetter blieben gestern zum Glück aus und es gab nur ein sehr leichtes Gewitter am Abend. Allerdings hatte es sich festgenieselt und so begann auch der heutige Morgen. Leider keine Überraschung, da die Wetterprognose für die nächste Woche durchaus bescheiden ist. Aber egal. Besser es regnet jetzt noch eine Weile, als am großen Tag der ersten Bartgeier-Auswilderung in Deutschland.
Mit großer Begeisterung verfolge ich den 10-Tage-Countdown des Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) mit vielen interessanten Infos rund um die Bartgeier. Auch die Beteiligten vom Nationalpark Berchtesgaden und der Vulture Conservation Foundation fieberen dem großen Moment entgegen. Barty und ich natürlich auch!
Wann genau ich mich bei der Auswilderung nützlich machen kann, ist noch nicht klar. Daher gingen Barty und ich morgens auf einen ersten Erkundungsflug bzw. eine Wanderung. Es nieselte leicht, von den hohen Bergen war durch die tief hängenden Wolken- und Nebelfelder nichts zu sehen. Da Schwesti mir so viel vom Zauberwald vorgeschwärmt hatte, war dies unser erstes Ziel. Zwar glaube ich Schwesti natürlich, wenn sie so sehr von etwas schwärmt, aber ich war dennoch bereits von den ersten Metern geflasht!!! Und es wurde mit jedem Meter besser und besser! Der Zauberwald liegt am Hintersee und gehört zur Gemeinde Ramsau. Vor über 3.000 Jahren krachten bei einem Bergrutsch rund 15 Millionen Kubikmeter Gestein etwa 1.000 m tief ins Tal herab. Die abgebrochenen Felsblöcke waren teilweise so groß, dass sie Bäche blockierten, wodurch sich der idyllische Hintersee anstaute. Auch der Zauberwald entstand nach dem Bergsturz und ist durch einen schönen Rundwanderweg bestens zu erkunden. Das Highlight ist der Weg direkt entlang der Ramsauer Ache, einem tosenden Wildbach, der sich den Hang hinab stürzt. Durch die vielen Findlinge im Wasser gibt es zahllose Stromschnellen, Wasserfälle, kleine Sandbuchten und herrliche Farbspiele.
An einigen Stellen wurden Holzstege errichtet, an denen man praktisch oberhalb des Wasser entlang der Felsen spazieren kann. Außerdem gibt es viele Bänke, von denen aus man die reißenden Fluten bewundern kann. Leider waren die Bänke durch den Niesel sehr feucht, aber ich bin garantiert nicht zum letzten Mal hier gewesen!!!
Durch die Gischt und den häufigen Nebel sind die Felsen entlang des Flusses von tollen Pflanzen überzogen. Herrlich bunte Blüten, Moose, Farne und vieles mehr. Das Gesamtbild des Zauberwaldes ist einfach traumhaft mystisch und bietet an jeder Ecke eine neue Überraschung. Es mag kitschig klingen, aber Barty und ich waren bereits nach wenigen Augenblicken wahrlich verzaubert!!!
Einer der vielen, kleinen Wasserfälle...
Mehrere Steine waren mit Augen bemalt. Es würde mich nicht wundern, wenn hier tatsächlich Waldgeister wachen.
Auch Barty genoss das laute Tosen und die erfrischende Gischt im Gefieder. Ob seine wilden Verwandten wohl eines Tages ihre Kreise über dem Zauberwald drehen werden? Mit Sicherheit!
Vom Zauberwald aus führt auch ein Rundweg um den Hintersee. Auch ohne hohe Berge im Hintergrund ein wunderschöner Anblick!!!
Der Hintersee war übrigens ursprünglich viel größer. Allerdings verlandete er sehr schnell durch die Sedimentablagerungen aus dem Gebirge. Um ein vollständiges Verlanden zu verhindern, wurden seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Klausbach um den See herum geleitet.
Der Hintersee hat viele berühmte Maler zu herrlichen Bildern inspiriert. Entlang des Ufers sind daher an vielen Stellen Staffelleien mit diesen Bildern abgebildet - und zwar genau an den Stellen, die das Panorama der Bilder zeigen. Eine wirklich tolle Idee!
Letzter sehnsüchtiger Blick auf den See, bevor aus dem leichten Niesel ein starker Niesel wurde, der leider für den Rest des Tages nicht mehr stoppte.
Zunächst suchten wir Zuflucht auf der überdachten Terrasse eines Restaurant am See. Barty warf seine Augen sofort auf die "Schweinefetzen". Als Geier würde mir bei diesem Begriff auch das Wasser im Schnabel zusammen laufen, vor allem wenn man das Schwein nicht selber zerrupfen muss, sondern alles schnabelgerecht serviert bekommt.
Zu Bartys Leidwesen bestellte ich mir allerdings lieber den ersten Germknödel der Reise. Habe mir ja vorgenommen mich vorwiegend von Germknödel und Kaiserschmarrn zu ernähren und dann einen Qualitätsvergleich zu machen. Der hausgemachte Kaiserschmarrn klang auch super. Allerdings hatte ich keine Lust auf die 30 min Zubereitungszeit, auch wenn ich es echt super finde, dass in der Speisekarte immerhin darauf hingewiesen wird, dass es länger dauert. Vielleicht beim nächsten Mal!
Frisch gestärkt ging es weiter um den Hintersee.
Und wieder rein in den Zauberwald, von dem ich eine Wegschleife noch nicht gesehen hatte.
Absolut beeindruckend!!!
Das Wasser ist so glasklar, dass man viele Fische entdecken kann.
Und vom Regen angelockt schleimte die ein oder andere tolle Schnecke mit großem Haus vorbei - neben den zahllosen schwarzen und dunkelbraunen Schnecken ohne Haus.
Nachdem einer kurzen Siesta machte ich am späten Nachmittag noch einen Spaziergang von meiner Unterkunft zum Königssee (etwas 25 min je Richtung). Zwar hatte der Regen nicht aufgehört, aber dadurch lasse ich mir den Urlaub nicht verderben. Barty blieb allerdings daheim und trocknete sich das Gefieder.
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