Nur noch 3 Tage bis zur ersten Bartgeier-Auswilderung in Deutschland durch den Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), den Nationalpark Berchtesgaden sowie die Vulture Conservation Foundation und weitere Akteure!
Um uns von der Aufregung abzulenken, machten Barty und ich einen Ausflug in die tolle Almbachklamm. Schon als Kind war ich restlos begeistert von dieser Klamm und wollte seitdem hierher zurück. Hat zwar gut 30 Jahre gedauert, aber heute war es endlich so weit! Das erste Highlight wartet direkt zwischen Parkplatz und Kassenhäuschen: Die letzte Marmorkugelmühle Deutschlands! Heute spielte sogar das Wetter mit. Morgens waren zwar viele Wolken in höheren Lagen unterwegs, aber es war und blieb trocken. Trotzdem waren kaum Leute in der Klamm unterwegs, was auf den engen, rutschigen Wegen sehr von Vorteil war. So breit wie im Eingangsbereich zur Klamm ist es später nämlich nicht mehr.
Die Almbachklamm wurde bereits 1894 mit einem tollen Weg versehen, der aus gut 320 Steinstufen, 29 Brücken, einem Tunnel durch den Fels und vielen Halteseilen aus Stahl besteht.
Das kalte Wasser der Klamm ist glasklar und die verschiedenen Farben kommen auf den Bildern kaum zur Geltung. Überall blubbert und gurgelt es, während der Wildbach über die Felsen braust und dabei die umliegenden Felsen der engen Schlucht stetig formt.
Auch einige Wasserfälle sind zu finden. Sie deuten darauf hin, dass man bis zum Ende der Klamm rund 200 Höhenmeter zurücklegt, um dem Fluss entgegen zu laufen.
Barty saß zwar die meiste Zeit in meinem Rucksack, aber wenn es der meist feuchte Boden halbwegs erlaubte, durfte er seinen Schnabel nach draußen stecken. Dabei wurden einige Wanderer auf ihn aufmerksam, was seine roten Augen vor Verlegenheit noch heller leuchten ließ. Die perfekte Gelegenheit ein wenig Schleichwerbung für die Bartgeier-Auswilderung zu machen. Ein Wanderer hatte sogar bereits davon gehört und dann Bartys Auftritt klasse.
Der Wanderweg ist einzigartig und bietet an jeder Biegung neue Überraschungen. In jedem Fall macht es hier Sinn lieber eine Kamera mit Tragegurt umzuhängen, da ich viel zu viel Sorge gehabt hätte, dass das Handy bei einer falschen Bewegung direkt den Abgang macht.
Während ich an den flachen Stellen am liebsten barfuß durch den Fluss gewatet wäre, vermisste Barty ein wenig die rote Farbe! Als echter Bartgeier bevorzugt er nämlich ein Bad in eisenoxidhaltigen Schlämmen, die für seine schöne, rötliche Gefiederfarbe sorgen. Dennoch genoss er sichtlich die kühle, erfrischende Luft und die herrliche Aussicht!
Die Blumenvielfalt entlang der Klamm war beeindruckend. So viele verschiedene Arten und Farben. Und wenn man genau hinschaut, sind auch immer wieder kleine Tierchen zu entdecken.
Im hinteren Teil der Almbachklamm ist der Sulzer Wasserfall zu bestaunen. Mit 114 m Fallhöhe zählt er zu den größten Wasserfällen Deutschlands. Wunderschön!!!
Während ich den Wasserfall bewunderte, inspizierte Barty ein Felsplateau am Fuße des Wasserfalls. Ob sich dieses Plateau wohl als Knochenschmiede eignet? Bartgeier haben die einzigartige Eigenschaft, dass sie ihre Leibspeise, Knochen, mit den Krallen hoch in die Lüfte tragen und dann auf Felsplateaus fallen lassen, damit diese in schnabelgerechte Stücke zersplittern. Knochen bis 30 cm Länge brauchen sie allerdings nicht knacken, sondern verschlingen sie direkt am Stück!
Nach einer herrlichen Wanderung erreicht man am Ende der Almbachklamm die Theresienklause, eine 14 m hohe Staumauer, die man auch überqueren kann.
Von der Theresienklause setzte ich meine Rund-Wanderung fort Richtung Ettenberg. Das sind nochmal weitere 130 Höhenmeter, damit keine Langeweile einsetzt.
Als ich irgendwann auf einer blumenübersähten Alm ankam, hätte ich am liebsten alle Viere von mir gestreckt. Barty zögerte nicht lange und breitete im Blumenmeer erschöpft seine Flügel aus. Fragt sich nur, warum der Gute erschöpft ist, wenn ich ihn doch die ganze Zeit tragen musste!? Hätte ruhig selber fliegen können, vor allem bergauf! Große Höhen machen Bartgeiern nichts aus. Sie suchen sich ihre Nistfelshöhlen gerne oberhalb der Schneegrenze und brüten sogar im Winter. Das hat den Vorteil, dass die Küken genau dann schlüpfen, wenn viele Wildtiere z.B. durch Lawinenabgänge verenden und somit ein großes Nahrungsangebot besteht.
Überrascht stellte ich fest, dass der Himmel aufklarte und ich plötzlich sogar Berggipfel sehen konnte!
Während der Wanderung stellte ich mir vor, dass nahe der Wallfahrtskirche in Ettenberg sicherlich ein, zwei Cafés sind, in denen ich mir einen Kaiserschmarrn einverleiben könnte. Leider Fehlanzeige, nix geöffnet.
Also ging es direkt weiter zurück zur Kugelmühle. Die Wegweiser zeigten verschiedene etwa einstündige Routen an. Ich entschied mich für den Rückweg durch die Almbachklamm, damit ich den tollen Wildfluss noch einmal genießen kann. Über einen extrem steilen, stufigen Serpentinenweg durch den Wald gelang ich mehr oder weniger kniefreundlich tief runter zurück in die Schlucht. Wie gut, dass ich diesen Weg nicht hochgelaufen bin!!!
Ich schätze der Weg führt etwa in die Mitte der Almbachklamm-Route. Da mittlerweile der Himmel sogar blau war und die Sonne schien, konnte ich die meisten Bilder direkt nochmal machen. Aber egal ob im Schatten oder in der Sonne, die Almbachklamm hat immer ihren besonderen Reiz!
Wasserfall runter in den Abgrund.
Nach insgesamt 10 km und fast 600 Höhenmetern kam ich wieder an der Kugelmühle an und gönnte mir erstmal einen großen Napf Holunderschorle und ein Stückchen Rhababerkuchen, da es leider keinen Kaiserschmarrn gab. Was für ein toller Ausflug! Ich bin wirklich stolz, dass ich den Berg hochgekommen bin und mich nichtmal verlaufen habe.
Vielleicht schaffe ich es ja am Donnerstag doch mit den anderen mitzuhalten, wenn die Bartgeier in die Berge gebracht werden. Das Sportprogramm seit Anfang des Jahres und vor allem das Tetraeder-Treppentraining der letzten Wochen scheinen wirklich etwas gebracht zu haben!
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