Ein weiterer Tag über 30 Grad, aber in einem Geierurlaub darf das nicht vom Besuch der Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden abhalten. Barty in den Rucksack gestopft, Wanderstöcke gespitzt und schon ging es los, wieder 370 steile Höhenmeter am Stück Richtung Halsalm hochgekraxelt. Heute unterstützte ich die netten Praktikanten vom LBV am Bartgeier-Infostand, der sogar noch ein ganzes Stück höher gelegen ist als das Beobachtungszelt.
Mit zwei Teleskopen können Wanderer und wir die beiden süßen Bartgeier-Mädchen Wally und Bavaria vom Info-Stand aus beobachten. Teilweise ließen sich sogar beide Geier gleichzeitig sehen und Bavaria schien einen großen Appetit zu haben. Immer wieder futterte sie am ausgelegten Aas herum. Einmal sah es sogar danach aus, dass sich beide Bartgeier-Mädchen gegenseitig beschnäbelten.
Bei den heißen Temperaturen waren leider nicht viele Wanderer unterwegs. Diejenigen, die an unserem Info-Stand vorbeikamen, blieben aber fast alle stehen und schauten sich die Geier an. Manche waren so begeistert von den Geiern und den Informationen, dass sie auch mal 15-30 Minuten auf einen Geierplausch bei uns stehen blieben. Einige waren richtig glücklich, dass sie die beiden Geier live sehen konnten, nachdem sie im Radio oder Fernsehen so viel Werbung zu der Auswilderung gehört hatten. Auch mich begeistert es hier jeden Tag mitzuerleben, wie Geier-interessiert viele Leute plötzlich sind und nur positive Worte für das Auswilderungsprojekt finden. Ich hätte mit viel mehr Gleichgültigkeit gerechnet und freue mich sehr, dass ich damit komplett falsch lag! Das Umdenken in einigen Teilen der Welt scheint mittlerweile tatsächlich eingetreten zu sein.
Mittlerweile sind die beiden Hübschen seit genau einer Woche frei in ihrer Felsnische und somit ist ihr erster Ausflug eine Woche näher gerückt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der erste Flug einen weiteren Mediensturm auslöst. Nach allen Vorbereitungen haben sämtliche Beteiligte und vor allem die Geier dieses Interesse mehr als verdient!
Igendwann habe ich nicht mehr mitgezählt, aber in den gut fünf Stunden, die ich am Stand verbracht habe, haben wir vermutlich mit 40 Wanderern gesprochen, während höchstens 6 vorbeispaziert sind. Eine gute Quote. Hinzu kommen aber noch weitere Geiergespräche in meiner Unterkunft beim Frühstück sowie bei jeder anderen sich ergebenden Gelegenheit tagsüber beim Wandern.
Nachdem ich den steilen Berg wieder herabgeklettert war, entspannte ich mir bei einem gemütlichen Spaziergang durch Ramsau die überstrapazierten Beine und später gab es zur Belohnung noch einen ordentlichen Kaiserschmarrn! Wenn nachher noch die Niederlande ihr Spiel gewinnen, habe ich einen weiteren perfekten Tag hier im Süden erlebt...
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