Vor einem Jahr ereignete sich in Guinea-Bissau der größte je dokumentierte Vorfall von Geiermassenvergiftungen aller Zeiten. Nach ersten Meldungen im Februar 2020 über 648 vergiftete Kappengeier, stieg die Anzahl im März weiter und im April wurden bereits gut 2.000 tote Exemplare der weltweit vom Aussterben bedrohten Geierart verzeichnet. Natürlich wurde der Vorfall unter anderem von der Vulture Conservation Foundation untersucht, aber die einsetzende Corona-Pandemie erschwerte die Arbeit sehr. Das Schlimmste schien mittlerweile überstanden, bis nun weitere niederschmetternde Nachrichten die Geierwelt erreichten: In Guinea-Bissau sind bis Ende Januar 2021 weitere 50 tote Kappengeier gefunden worden!
(c) ODZH, VCF-Webseite |
Die toten Geier wurden im Caio Distrikt gefunden, recht weit von den Tatorten aus 2020 entfernt. Diesmal waren lokale Verantwortliche und Naturschützer schnell vor Ort und begannen den Vorfall zu untersuchen. Im Gegensatz zu den Geieropfern von 2020 waren die aktuellen 2020 Geier vollständig erhalten und keine Körperteile abgetrennt. Der Caio Distrikt ist nicht für seinen illegalen Handel mit Geierkörperteilen bekannt, so dass diesmal ein anderes Motiv hinter der Geiervergiftung zu stecken scheint. Die genaue Todesursache und Art des Giftes werden derzeit anhand von zwei Geierkadavern untersucht. Die übrigen Kadaver wurden verbrannt, damit keine weiteren Geier oder andere Tiere einer Gefahr ausgesetzt sind.
(c) ODZH, VCF-Webseite |
Geierexperten schätzen, dass über ein Fünftel der Kappengeier-Population in Guinea-Bissau lebte. Mittlerweile scheint dieses Land eher der größten Kappengeier-Friedhof aller Zeiten zu sein.
(c) Mohamed Henriques, VCF-Webseite |
Im vergangenen Jahr fehlten zahllosen vergifteten Geiern Körperteile, die illegal in der traditionellen Medizin (muthi) gehandelt werden. Leider ist der Glaube weit verbreitet, dass das Tragen von Geierkörperteilen Glück bringt und man durch Rauchen von getrocknetem Geierhirn in die Zukunft schauen kann. Die unschuldigen Geier haben gegen diesen Irrglauben leider keine faire Chance!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen