Dienstag, 18. August 2020

Update zur Geiermassenvergiftung in Guinea-Bissau

Anfang des Jahres ereignete sich die größte Geiermassenvergiftung aller Zeiten im afrikanischen Guinea-Bissau, bei der über 2.000 der vom Aussterben bedrohten Kappengeier dahingerafft wurden. Die Vulture Conservation Foundation (VCF), die IUCN Vulture Specialist Group sowie BirdLife International haben sich aktiv in die Ermittlungen zu dem Vorfall eingebracht und die Regierungsvertreter dringlichst aufgefordert zu handeln und den Vorfall aufzuklären. Die toxikologischen und strafrechtlichen Untersuchungen haben ergeben, dass die Geier eindeutig zur Glauben-basierten Nutzung vergiftet wurden. Kürzlich wurden endlich einige mögliche Täter identifiziert, die Ermittlungen laufen aber noch weiter.

Ein Haufen in Guinea-Bissau vergifteter Geier (c) Mohamed Henriques, VCF-Webseite

Zwischen Februar und April starben innerhalb von 3 Monaten über 2.000 Kappengeier im Osten des kleinen Landes. Während die toten Geier eingesammelt und erste Untersuchungen durchgeführt wurden, konnten viele bewusst ausgelegte Giftköder gefunden werden. Zeugenaussagen bestätigten dies. Die Giftköder wurden nahe einiger Dörfer ausgelegt, um nach dem Verenden der Geier deren Köpfe abschneiden zu können. Diese gelten in der traditionellen Medizin vielerorts als Glückbringer und sollen über spezielle Kräfte verfügen. Insgesamt wurden über 200 tote, kopflose Geier aufgefunden, die diese These unterstützen. Es wird berichtet, dass die Nachfrage nach Geierkörperteilen in den Nachbarländern wie dem Senegal stark gestiegen ist.

Kurz vor dem Frühjahrs-Lockdown konnte die VCF mit einigen Partnern 3 Kappengeier-Kadaver mit dem letzten Flug nach Lissabon bringen, um an der Universität von Lissabon eine Autopsie durchführen zu können. Bei der ersten Untersuchung wurde das Insektizid Carbamat identifiziert, das zum Tode des Geiers führte. Die zweite Untersuchung bestätigte das Insektizid Methiocarb als genaue Todesursache. Carbamat-Insektizide haben verheerende Auswirkungen auf die Natur und sind daher in Europa verboten. In Afrika werden sie allerdings noch weit verbreitet genutzt, darunter auch in Guinea-Bissau.

Toter Kappengeier (c) Mohamed Henriques, VCF-Webseite

Der Großteil der afrikanischen Geierpopulation steckt in großen Schwierigkeiten, vorwiegend aufgrund von Vergiftungen. Heute sind bereits sieben Geierarten Afrikas vom Aussterben bedroht. Der illegale Handel mit Geierkörperteilen ist Ursache für ca. 29 % der Geierverluste. In Guinea-Bissau leben schätzungsweise 20 % der weltweiten Kappengeier-Population. Nach diesem schrecklichen Massensterben hat sich der Gesamt-Kappengeier-Bestand um 1 % dezimiert. Solche enormen Verluste können kaum wieder ausgeglichen werden.

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