Daniel Hegglin von der VCF stellte unterschiedliche GPS-Geräte und ihre Auswirkungen auf die Bartgeier vor. In den letzten Jahren hat sich die GPS-Technologie super weiterentwickelt und statt 50 g wiegen einige Sender nur noch 9,5 g. Dennoch gibt es (bei falscher Handhabung) Probleme durch Hautabschürfungen oder Strangulierung. In einigen Fällen wurden sogar bereits Geier mit GPS-Sender verhaftet, weil sie für Spione gehalten wurden. Die favorisierte Methode sind nicht "Rucksack"-Systeme, sondern elastische Bein-Gurte.
Marina Garcia-Alfonso berichtet über den Schutz von Schmutzgeiern auf den Kanaren. Seit 2001 gibt es aufgrund von BSE ein Kadaververbot, das erst 2011 an wenigen Orten aufgelockert wurde. Dort ist es erlaubt Futterstellen für Geier einzurichten. Aber auch in 2019 ist dies noch in weiten Teilen Europas verboten. Auf den Kanaren gibt es eine größere Schmutzgeier-Population (ca. 350 Geier) auf Fuerteventura und eine kleinere auf Lanzarote. Etwa 90 % der Geier haben Krallenringe und 45 Geier GPS-Sender. Untersucht wird ihr Fressverhalten in Abhängigkeit von Farmen, Nutztieranzahl und Futterstellen.
Clementine Bougain stellt ihr Forschungen zu GPS-besenderten Schmutzgeiern und Nestsuche im Oman vor. Es wurde vermutet, dass im Oman weniger als 100 Schmutzgeierpaare leben. Im Januar 2018 wurden 12 erwachsene Schmutzgeier mit einem GPS-Sender ausgestattet. Nur einer von ihnen trat eine Migration an, die anderen blieben vor Ort. Zusätzlich wurde vom Boden aus nach Nestern gesucht. Im untersuchten Gebiet konnten 38 besetzte Nester gefunden werden, 21 vermutlich besetzte und 19 ohne Bestätigung. Da die Anzahl größer als erwartet war, wird die Gesamtanzahl von Schmutzgeierpaaren im Oman anhand der Studie nun auf ca. 225 Paare geschätzt. Ihre Hauptbedrohungen sind, wie eigentlich überall, die Ausbreitung des Menschen, der Rückgang wilder Tiere und der vermehrte Bau von Stromleitungen. Daher werden im Rahmen der Studie Mülldeponien beobachtet, weitere Nest gesucht und Stromleitungen begangen.
Typhaine Rousteau referierte über Mönchsgeier in Frankreich. Mönchsgeier waren in vielen Ländern Europas bereits ausgestorben. U. a. fanden von 1992 bis 2004 Auswilderungen in Grands Causses statt und von 204 bis 2008 in Baronnies. Im Untersuchungsgebiet in Frankreich befinden sich 140 Nester, davon 98 in Grands Causses und 42 in den Voralpen. Mönchsgeier brüten auf Bäumen, brauchen für ihre Nahrungssuche jedoch offene Flächen. Aufgrund ihrer langen Brutzeiten dürfen die Nester nicht gestört werden und sollten in einer ruhigen Gegend liegen.
Jon Morant Etxebarria untersucht die Bewegungen und Populationen von Schmutzgeiern im Südwesten Europas (Spanien Grenze Portugal). Hierzu rüstete er zwischen 2015 und 2017 13 Schmutzgeier mit GPS aus und untersuchte die Rastplätze der Geier.
Als nächstes kam Ohad Hatzofe an die Reihe. Nachdem er mir im Mai einige Bilder über die Gänsegeier-Vergiftung auf den Golan-Höhen für meinen Blog zur Verfügung gestellt hatte, habe ich mich besonders gefreut ihn nun auch persönlich kennen zu lernen. Er stellte heute ein Alarmsystem zur schnellen Entdeckung von Wildtier-Vergiftungen vor.
1999 lebten in Israel noch ca. 90 Gänsegeier-Paare, in 2019 sind es nur noch 50 Paare und sinkend. Die häufigste Todesursache sind Vergiftungen. Es werden immer mehr Geier mit GPS ausgestattet, was aber auch mehr Analysezeit am Computer bedeutet. Daher wurde ein automatisches Alarmsystem entwickelt, das unter anderem die Körpertemperatur und die Aktivität der besenderten Geier auswertet. Werden Schwellenwerte erreicht, so erfolgt ein Alarm in einer WhatsApp-Gruppe und ein Rettungsteam kann vor Ort nachschauen.
Nach einer kurzen Fragerunde und der anschließenden Kaffeepause wechselte ich vom großen Auditorium in den kleineren "Atlantic Room". Für den Nachmittag stand eine ganze Reihe fünfminütiger Kurzvorträge auf dem Programm, so dass besser denn je auf die Einhaltung der Zeit geachtet werden musste. Hier im Raum übernahm daher Jovan Andevski von der VCF die Moderation.
Natürlich konnte ich in der kurzen Zeit nicht viel mitschreiben, daher hier nur eine kurze Zusammenfassung.
Juan Jiménez stellte Neuigkeiten aus dem Bartgeier-Projekt in Maestrazgo (Spanien) vor. Um verschiedene Territorien zu verbinden, wurden 2018/2019 vier Küken ausgewildert. Außerdem wurden in 2018 erstmals 2 erwachsene Bartgeier ausgewildert, von denen allerdings einer zurück in die Pyrenäen geflogen ist.
Erst vor zwei Wochen hatte ich von der Machbarkeitsstudie zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in Bayern erfahren. Umso aufgeregter war ich Toni Wegscheider auf der Geierkonferenz kennen zu lernen. Er stellte seine Untersuchungsergebnisse vor mit dem Nationalpark Berchtesgaden als am besten geeigneten Wiederansiedlungsort. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass dieses Projekt tatsächlich umgesetzt wird!!!
Samuel Infante berichtete über die Rückkehr des Mönchsgeiers nach Portugal, 40 Jahre nach seiner Ausrottung. 45 % aller Verluste sind auf Gift zurückzuführen. Zur Unterstützung der kleinen Population gibt es 2 Futterplätze und einen Giftspürhund.
Auch über das Wiedersehen mit Volen Arkumarev freute ich mich sehr. Ihn hatte ich 2015 in Bulgarien kennengelernt, als ich im LifeNeophron-Projekt bei der Nestwache half. Zwei Monate später traf ich ihn lustigerweise bei der Ohrengeier-Beringung in Namibia wieder, wo wir gemeinsam mit Andrea Santangeli arbeiteten. Außerdem traf ich ihn und Vladimir Dobrev bei der Bartgeierkonferenz 2017 in Passy, Frankreich. Die Geierwelt ist so klein!
Heute berichtete er über den Kameraeinsatz in Nestern von Schmutzgeiern in Bulgarien. Viele Schmutzgeier können anhand individueller schwarzer Flecke im Gesicht unterschieden werden. Allerdings können sich diese Flecke im Verlauf der Zeit verändern.
Irena Hribsek übernahm den Vortrag über die Bewegung jugendlicher Gänsegeier in Serbien. 300 Geier wurden markiert und es kam zu 3.145 Sichtungen. 931 Sicherungen erfolgten außerhalb des Landes. Insgesamt wurden die Geier in 20 verschiedenen Ländern gesichtet, darunter ca. 60 % der Sichtungen in Griechenland, 20 % in Bulgarien und 9 % in Israel.
José María Fernández-García stellte die Langzeitentwicklung der Geier-Populationen in Gipuzkoa (Nord Spanien) vor. In den 80er-Jahren waren Gänsegeier und Bartgeier dort ausgestorben und es gab nur wenige Schmutzgeierpaare. 2018 sind es wieder 271 Gänsegeier-Paare und 12 Schmutzgeier-Paare.
Justo Martín stellte die Vorzüge einer internationalen Kooperation zur Beobachtung von Raubvogel-Populationen im westlichen Mittelmeergebiet und das Atlas-Programm in Marokko vor. Neben Schmutzgeiern, Bartgeiern und Gänsegeiern stehen hier auch Sperbergeier im Fokus.
Francis Martens, eine sehr nette Südafrikanerin von der Nelson Mandela Universität in Port Elizabeth, stellte ihre Studie zum Flugverhalten von Geiern vor. Hierzu werden drei Kameras rund um eine Futterstelle positioniert und die Flughöhe der Geier ausgewertet. Die einheimischen Kapgeier erfahren große Bedrohung durch Stromleitungen und Aberglaube (Muthi).
Zu guter Letzt stellte Orr Spiegel eine Software zur besseren Auswertung von GPS-Daten vor.
Da ich natürlich keine Mitschriften habe, kann ich die vielen Parallelvorträge nur vorstellen, wenn die Zusammenfassungen offiziell verteilt werden.
Der erste Tag der Geierkonferenz hat wirklich alle Erwartungen übertroffen! Ich habe bereits so viel Neues gelernt und so viele tolle Gespräche geführt, dass ich die nächsten Tage kaum erwarten kann!!!
Aber natürlich war der Tag um 19 Uhr noch nicht zu Ende. Gemeinsam mit vielen anderen Teilnehmern ging es abends noch in eine Pizzeria, wo ich unter anderem zwei nette Mönchsgeier-Leute aus dem Zoo Antwerpen und dem Tierpark Planckendael kennenlernte. Ich liebe es, wenn das Geiernetzwerk immer größer wird! Vielleicht werde ich nächstes Jahr Antwerpen wieder einen Besuch abstatten!
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