Heute Abend las ich die traurige Nachricht, dass 15 Geier von einem Zug im Nordosten Spaniens zwischen Binéfar und Monzón erfasst und getötet wurden. Offenbar hatten die Gänsegeier von einem toten Wildschwein gefressen und wurden von dem Zugfahrer nicht mehr rechtzeitig gesehen. Nur ein Geier konnte verletzt geborgen werden und befindet sich derzeit in Behandlung.
Eine kurze Recherche zeigte schnell, dass Kollisionen mit Zügen leider nicht selten sind und praktisch überall vorkommen könnten.
Im April 2017 wurden zum Beispiel 31 Geier im indischen Jorbeer von einem Zug erfasst und getötet, während sie von dem Kadaver einer Kuh speisten, die selber vorher von einem Zug erwischt wurde. Um welche Geierarten es sich hierbei handelte, kann ich nicht sagen. Allerdings leben in Jorbeer und Umgebung die meisten Geier Indiens und es wurden bereits sieben verschiedene Geierarten dort gesichtet, die alle stark bedroht sind. Jorbeer liegt direkt an der Migrationsroute von Zugvögeln aus Eurasien und der Mongolei. Da die Zugstrecke nicht abgezäunt ist, werden dort jedes Jahr gut 200 Nutztiere von Zügen erfasst. Außerdem ist der Schienenverlauf unter anderem durch eine 40-Grad-Krümmung schlecht einsehbar und die Lokführer können nicht schnell genug reagieren, wenn sich ein Kadaver und Geier auf den Schienen befinden. Wie es aussieht wurden alle 31 Geier auf einen Schlag ausgelöscht.
Im Dezember 2017 wurden im nur ca. 200 km entfernten Pokhran weitere 12 Geier von einem Zug erfasst. Sie wurden durch aufmerksame Anwohner rechts und links der Gleise entdeckt. Offenbar hatten über 50 Geier von einem Kadaver auf den Schienen gefressen, als der Zug sich näherte. Der Zugfahrer hätte mehrfach das Warnsignal ertönen lassen, aber leider war es für ein Dutzend Geier zu spät. Die Bilder der toten Geier sehen einfach nur jämmerlich aus. Es ist schon fast ein Glück, dass der Tod schlagartig eingetreten sein wird und die Geier nicht Schmerzen leiden mussten. Bei den Geiern handelt es sich vermutlich um Geier von weiter her, die sich gerade auf ihrer Winter-Migration befanden. Eine Auswertung Anfang 2018 ergab sogar, dass auf einer nur 3 km kurzen Zugstrecke bei Pokhran innerhalb von nur 5 Wochen insgesamt 42 Geier während vier Vorfällen durch Züge getötet wurden.
Anfang 2019 traf es 9 Schneegeier in Siliguri, Indien. Dort war es anscheinend der erste Vorfall dieser Art. Zunächst hatten Einheimische die sterblichen Überrest von 6 Geiern gefunden. Nachdem sie Förster informiert hatte, fanden diese 3 weitere tote Geier im nahen Gebüsch. Da Schneegeier stark bedroht sind, wurde die Polizei informiert und Beschwerde gegen die Verantwortlichen des Eisenbahnverkehrs eingereicht, dass diese ihre Gleise nicht frei von Kadavern gehalten und somit den Tod der Geier zu verantworten hat.
Auch aus den USA habe ich Nachrichten gelesen, dass zum Beispiel ein Schwarm Truthahngeier fast von einem Zug erwischt wurde. Zum Glück können die recht kleinen Truthahngeier wesentlich schneller und leichter abheben als größere Arten wie Gänsegeier, die vor allem in vollgefressenem Zustand gut 20 Meter Anlauf brauchen, um sich in die Lüfte zu schwingen. So konnten die Truthahngeier im letzten Moment abhauen, als der Zugführer mehrfach das Warnsignal nutzte.
Ich habe hier im Blog ja bereits eine ganze Menge von Gefahren aufgelistet, die auf unsere Geier lauern, darunter zum Beispiel Kollisionen mit Flugzeugen. Die Gefahr durch Züge ist mir tatsächlich bisher untergegangen!
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