Mittwoch, 10. Mai 2017

California Condors, Pinnacles Condor Crew

Nach 4 Jahren war es heute endlich wieder so weit: Ich durfte mit einem Kalifornischen Kondor Team arbeiten, der Pinnacles Condor Crew!!!
Zunächst begrüßte uns im Pinnacles National Park morgens aber ein Tornado aus großen Vögeln, darunter viele Truthahngeier.
Nach jahrelangen E-Mails und Empfehlungsschreiben war es mir gelungen mit zwei Kondor-Teams in Kontakt zu kommen. Leider sind sie freiwilligen Helfern eher skeptisch gegenüber und nehmen diese normalerweise nicht auf. Außer Langzeithelfer, die sich direkt für 9 Monate verpflichten, allerdings dann nicht als reine Kondor-Schützer. Letztendlich luden sie Maggie und mich aber für einen Tag ein, um ihre Arbeit kennenlernen zu können. Da es sich um Regierungsangestellte handelt und die Feldarbeit durch Touristen nicht gestört werden soll, darf ich keine Bilder des Beobachtungshauses und der Volieren für verletzte Tiere veröffentlichen. Es ist leider bereits vorgekommen, dass Wanderer einfach ins "Sperrgebiet" des Nationalparks laufen, die Voliere und Futterstelle finden und die Kalifornischen Kondor unnötig stressen.
Vorab hatten Maggie und ich damit gerechnet, dass uns das Kondor-Team mit auf einen Wanderweg nimmt, wir nur mit Glück ein paar Kondore fliegen sehen und mit Telemetrie versuchen die Geier zu orten. Es kam jedoch viel, viel besser!!! Alle Kalifornischen Kondore werden zweimal jährlich eingefangen und der Bleigehalt in ihrem Blut gemessen. Bleivergiftung ist seit jeher Todesgrund Nummer 1 und hat in den 80er-Jahren fast zum Aussterben dieser majestätischen Riesengeier geführt. Auch heute liegt noch zu viel Aas mit Rückständen bleihaltiger Munition in der Gegend herum. Außerdem gibt es viele Militärstützpunkte im Einzugsgebiet der Kondore. Daher ist es lebensnotwendig die Geier regelmäßig zu untersuchen und notfalls medizinisch zu versorgen. Auch die GPS-Geräte müssen regelmäßig auf Funktionalität geprüft werden. Das Kondor-Team hatte aktuell sechs Kondore zur Untersuchung eingefangen. Weitere Kondore hatten die Prozedur bereits hinter sich und konnten freigelassen werden. Bei alldem durften wir mithelfen!!!
Mit dem Auto ging es ins "Sperrgebiet", aber aufgrund der schlechten Straße konnte der Wagen nicht bis zum Haus fahren. Wir mussten also mit schweren Gepäck eine Stunde lang den steilen Berg hochkraxeln. Leider hatte das Kondor-Team ein krasses Tempo drauf, so dass ich nur mühsam hinterher kam. Ich glaube für Maggie war es endlich mal eine Wanderung nach ihrem Geschmack, aber für mich war es extrem schwer. Ich wollte mich natürlich nicht schon morgens blamieren und den anderen ein Klotz am Bein sein. Also Zähne zusammenbeißen und hinterher. Bloß nichts anmerken lassen. Ich konnte zwar die meiste Zeit nicht reden, aber irgendwie schaffte ich es mitzuhalten und den Berg zu erklimmen. Unglaublich, wozu Geier einen motivieren und antreiben können.
Auf dem Gipfel angekommen kreisten mehrere Kalifornische Kondore um uns herum. Ein junger Kondor saß zudem im hohen Gras und flog davon, als wir uns näherten.
In der Voliere befanden sich Kalifornische Kondore jeden Alters. Sie unterschieden sich sehr schön in der Färbung ihres hübschen Gesichtes. Die jungen Kondore sind ganz schwarz, mit zunehmendem Alter werden sie immer farbenfroher.
Was für ein liebes Gesicht!!!
Kondor mittleren Alters.
Dieser hier ist wiederum älter.
Ich finde Kalifornische Kondore wunderschön und empfinde es als große Ehre, dass ich die Tiere noch einmal so hautnah erleben durfte. Dazu bekommt man im Leben nicht häufig Gelegenheit.
Gääähn.
Als ich dem Kondor-Team vom Tandemflug der beiden Kondore am Vorabend berichtete und ihnen die Nummer auf der Flügelmarkierung nannte, bestätigten sie meine Vermutung: Die beiden sind ein süßes Paar und haben letztes Jahr das erste Kalifornische Küken im Pinnacles National Park großgezogen.
Bei der Untersuchung, Blutabnahme und GPS-Kontrolle durften Maggie und ich die Krallen der Kondore festhalten. Natürlich nicht ohne vorherige Sicherheitsunterweisung mit Unterschrift, Schutzbrille und Handschuhe. Daran merkt man direkt, dass es nicht ein NGO-Projekt ist sondern von der Regierung initiiert.
Nach kurzer Zeit taute die Stimmung auf und wir wurden wie "normale" Helfer behandelt. Auch wenn sich jeder im Team sichtlich gewundert hatte, wie wir es geschafft hatten eingeladen zu werden. Wieder einmal zeigte sich: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Am schönsten ist immer der Moment, wenn ein Geier wieder in die Natur freigelassen werden kann. So auch nach der anstrengenden, halbstündigen Untersuchung, die die armen Viecher über sich ergehen lassen mussten. Ein ergreifender Moment, wenn sich die Riesengeier wieder in die Lüfte schwingen.
Und immer wieder weitere wilde Kondore am Himmel!
Junge, Junge, deine Federn sehen schrecklich aus! Wie kannst du damit noch fliegen???
Die Kondore werden vom Kondor-Team regelmäßig gefüttert. Dafür gibt es ganz feinstes, unbelastetes Edel-Aas von einer ökologisch vorbildlichen Farm ganz in der Nähe. Für Kalifornische Kondore nur das Beste!!!
Zwischen den Untersuchungen blieb auch genügend Zeit die Kondore in der Voliere zu bewundern.
Was für knuffige Viecher!
Während der Untersuchungen lernten wir Unmengen über die Kondore und die Arbeit der Pinnacles Condor Crew. Viele Infos dürfen wir zum Schutz der Tiere allerdings nicht weitergeben bzw. manche Fragen blieben sogar unbeantwortet.
Das Kondor-Team arbeitet eng mit einem weiteren Team in Big Sur zusammen. Zwei von ihnen konnten wir heute kennenlernen, da sie die Untersuchungen mitbegleiten wollten und am nächsten Tag einen Kondor mit an die Küste genommen haben. In Pinnacles gibt es ca. 40 Kondore, während es an der Küste mehr sind. Die meisten Kondore aus Pinnacles treiben sich allerdings häufig ebenfalls an der Küste herum.
Insgesamt können gut 90 Kondore per Telemetrie geortet werden, falls sie sich im Umkreis von 15 Meilen zur Antenne befinden. Sind sie an der Küste, können sie natürlich nicht geortet werden. Nachdem der letzte Kondor mit den Untersuchungen durch und freigelassen war, verließ uns der Großteil der Crew. Mit einem Kollegen durften Maggie und ich jedoch noch ein paar weitere Stunden in den Bergen bleiben, um die Kondore stündlich zu orten. Aufgrund der Vielzahl von Kondoren dauerte jeder Durchgang gut 25 Minuten. Die meisten Kondore waren zu weit weg, aber bei einigen Viechern schlug der Sender Alarm.
Ich hatte mich ja immer gefragt, wie es genetisch möglich war aus nur 27 verbleibenden Exemplaren wieder eine Population von ca. 350 zu züchten. Sie sind ja schließlich praktisch alle untereinander verwandt und könnten Probleme bekommen. Das Kondor-Team erklärte mir allerdings, dass nur sehr selten Küken mit genetischem Defekt geboren werden, die keine Überlebenschance haben. Und selten ist die Eierschale so dünn, dass der Embryo abstirbt. Ansonsten klappt die Nachzucht aber überraschend gut.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich für diesen informativen, wunderbaren Tag bin! Von Maggie hatte ich gelernt, dass "Pinnacle" die Spitze eines Gebirges oder der Höhepunkt einer Karriere ist. Da war für mich klar, dass dieser Tag im Pinnacles National Park der Pinnacle unserer Kondor-Reise war!!!
Voller Geieradrenalin ging es nach einem tollen Tag zurück zum Campingplatz, wo wieder einige Geier über uns kreisten.
Um wieder runterzukommen, wanderten wir nochmal 4 Meilen am Campingplatz entlang. Aber auch zu fortgeschrittener Stunde konnten wir noch immer kaum glauben, was wir heute erleben durften!!!
Dieser Nationalpark weiß eindeutig seine wunderschönen Bewohner zu schätzen!!!

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