Freitag, 12. Mai 2017

California Condors, Big Sur

Leider war es nach fast zwei wunderschönen Wochen auf den Spuren der Kalifornischen Kondoren nun Zeit unser letztes Ziel anzusteuern: Big Sur an der Kalifornischen Küste. Vor zwei Monaten hatten schlimme Erdrutsche große Teile des Highway Nr.1 niedergerissen, so dass der Großteil der Küstenstraße gesperrt war. Die Kondor-Leute hatten mir zum Glück vor Wochen rechtzeitig gesagt, dass selbst sie kaum noch zu den Beobachtungsplätzen gelangen können und nur wenige Campingplätze an der Küste geöffnet haben. Daher hatten wir auch frühzeitig unseren Aufenthalt im Pinnacles National Park um eine Nacht verlängert und nur eine Nacht für die Küste eingeplant.
Wir fuhren morgens sehr zeitig los und passierten schon bald ein riesiges Militärgebiet. Wirklich erschreckend, dass dieser Stützpunkt genau zwischen zwei Einzugsgebieten der Kalifornischen Kondore liegt. Da ist es kein Wunder, dass die armen Viecher immer wieder an Bleivergiftung erkranken oder sogar sterben. Die einzige passierbare Verbindungsstraße zur Küste führte durch einen herrlichen Wald, der mich an den tropischen Nebelwald damals in Ecuador erinnerte. Neben der Straße floss teilweise ein toller Wildbach und die Luft roch köstlich moderig.
Leider hatten wir nicht damit gerechnet, dass sich die Straße endlos lang in winzigen Serpentinen und über viele Höhenmeter hinzog, bis wir die Küste erreichten. Maggie war hochkonzentriert auf die schmale Straße mit tiefem Abhang, ohne Leitplanke und mit schlecht einsehbaren Kurven. Gegenverkehr wäre an vielen Stellen ein Riesenproblem geworden. Ich hatte diese Ablenkung nicht und musste mich voll und ganz auf meinen Magen konzentrieren. Mexiko deja vu. Auf der Fahrt zu den Kalifornischen Kondoren von Baja California war mir auch jedesmal speiübel, weil ich die Kombination aus großem Höhenunterschied und engen Serpentinen einfach nicht vertrage. An der Küste angekommen waren wir schließlich beide heilfroh, als wir dort anhalten und frischen Luft einatmen konnten.
Von der Zufahrtstraße waren nur 3 Meilen nach rechts bis zum Campingplatz geöffnet und weitere 15 Meilen nach links. Jeweils dahinter Straßensperrungen aufgrund der Erdrutsche.
Es dauerte nicht lang, da sahen wir den ersten Truthahngeier auf einer Klippe sitzen.
Er genoss offenbar die tolle Küstenlandschaft... oder wartete auf einen strandenden Wal!?
Gefiederpflege.
Nachdem wir einmal die Küstenstraße auf und ab fuhren, entdeckten wir drei Truthahngeier an einem Felsstrand sitzend. Da es Zeit für einen Mittagssnack war, hielten wir dort an und genossen die Aussicht. Ein Geier saß auf einer Klippe...
...zwei weitere am Felsstrand.
Hin und wieder schwang sich einer der Geier in die Lüfte, drehte eine Runde übers Wasser und flog zu seinem Stammplatz zurück.
Landung auf der Klippe.
Die beiden Geier hatten offenbar ebenfalls einen Snack zwischen den Felsen entdeckt und checkten erstmal die Lage.
Zwischendurch landete ein weiterer Truthahngeier auf der Klippe und leistete seinem Kollegen Gesellschaft.
Leider kein Wal in der Ferne im Wasser sondern nur ein Felsen... aber die Wellen sahen toll aus.
Langsam näherten sich die beiden Geier am Felsstrand ihrer Beute.
Drei Truthahngeier kurz vorm Festschmaus.
Sonnenbaden mit prachtvollen Flügeln.
Noch immer zögerlich schlichen die Geier um ihr erspähtes Aas herum.
Ein anderer Geier genoss lieber die Aussicht von hoch oben auf der Klippe.
Nachdem wir bereits unser Mittagessen verschlungen hatten, legten endlich auch die Geier los.
Aas hack!
Es muss sich um irgendein Geflügel gehandelt haben, da wir dunkle Federn sehen konnten. Maggie glaubte, dass es sich um einen toten Truthahngeier handelte ;-( Hoffentlich nicht!!!
Es schien jedenfalls zu schmecken und sah schon ordentlich abgenagt aus.
Nach dieser tollen Beobachtung hielten wir an einem Aussichtspunkt an, von dem aus man die Steilklippen runter zu einer größeren Bucht klettern konnte.
Farbenfrohes Federvieh.
Und wieder viele Geckos unterwegs.
Auf die Blumen an der Küste präsentierten sich besonders farbenprächtig.
Eine Hälfte der Bucht.
Aussicht in die andere Richtung.
Am Strand angekommen gab es viel zu entdecken. Haufenweise Riesenseetang, Seetang in Karottenform und unzählige Steine, einer schöner als der andere.
Außerdem war der Strand praktisch menschenleer.
Ich glaube wir blieben locker zwei oder drei Stunden an diesem Strand, genossen die Meeresbrise und sammelten die schönsten Steine - auch wenn sie in trockenem Zustand natürlich nur noch halb so schön waren. Ab und zu flatterte ein Truthahngeier vorbei, aber die großen Kalifornischen Kondore ließen sich leider nicht blicken.
Nachmittags ging es dann zu unserem Campingplatz. Die letzte Nacht unter freiem Himmel auf unserer Reise. Unser Zeltplatz lag direkt neben einem Wildbach und einer Holzbrücke, die zu ein paar Wanderwegen führte.
Natürlich ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen und liefen alle Wege ab.
Dabei war der Wildbach mit seinen tollen Stromschnellen unser ständiger Begleiter.
Riesenkleeblätter.
Nachdem wir einige Male über Holzstämme den Fluss queren mussten, gelangten wir zu einem großen Wasserfall.
Ein weiterer Weg führte aus dem Wald heraus auf den Berg hoch, von wo aus wir eine tolle Aussicht auf die Brücke des Highway Nr.1 direkt vor unserem Campingplatz hatten.
Abends gönnten wir uns ein letztes Lagerfeuer und Maggie brachte mir viele unterschiedliche Arten bei, wir man Marshmallows am besten im Feuer brutzeln kann. Wie gut, dass sie mir das erst in der letzten Nacht gezeigt hat - sonst hätte ich jeden Abend eine Tüte verschlingen können. Mjamm!
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich schweren Herzens von Maggies Zelt, das mir zwei Wochen treue Dienste geleistet hatte. Ich glaube ich werde es richtig vermissen! Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn man nicht im Hotelzimmer sondern in der Natur wach wird.
Die Fahrt zurück nach Las Vegas dauerte neun Stunden und wir hielten nur hin und wieder für Klostopps an. Als wir dann gegen 18 Uhr endlich in Las Vegas ankamen, waren wir zu k.o., um noch zu den Casinos zu fahren. Daher suchten wir uns nur noch ein Abschieds-Coldstone und ein Abendessen, bevor wir wieder zur gleichen Unterkunft fuhren, wo wir bereits unsere erste Nacht verbracht hatten.
Die nette Vermieterin konnte es kaum erwarten unserer Abenteuer zu hören und wir zeigten ihr auf einer Landkarte, welche Tour wir in zwei Wochen geschafft haben. 3000 Meilen und etliche Meilen Wanderungen, dazu der Helikopterflug, die vielen Geier und die herrlichen Landschaften... Eine tolle Reise! Und eine weitere Person, die unsere Botschaft an ihre Mieter weitergeben wird: Geier sind absolut liebenswert und müssen geschützt werden!!!
Morgen früh geht es für mich leider wieder Heimwärts via San Francisco, während Maggie auf ihrer Rückreise nach Indianapolis noch ein paar schöne Stopps einlegen wird. Diese Reise war wirklich ein Kracher!!! Ich bin unendlich dankbar, dass ich durch meine Geierleidenschaft so eine tolle Freundin wie Maggie kennengelernt habe und diesen tollen Urlaub mit ihr gemeinsam erleben durfte. Ohne sie hätte ich so einen Roadtrip niemals alleine gemacht. Und auch das Camping war für mich eine besondere Erfahrung. Vielen Dank auch an die Pinnacles Condor Crew und alle Kondor-Leute, die mir vorab bei meinen zahllosen E-Mails und Anfragen geholfen haben schlussendlich einen wunderschönen Tag mit diesen knuffigen Vögeln verbringen zu dürfen!!!

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