Freitag, 26. März 2021

Bartgeierküken-Weltrekord in Andalusien

Im Bartgeier-Brutcenter Guadalentín wurde in der Brutsaison 20/21 ein unglaublicher Rekord erzielt: Es schlüpften insgesamt 10 gesunde Bartgeierküken, ein absoluter Weltrekord in nur einer Saison!

Im Brutcenter Guadalentín liegt in der Provinz Jaén im Sierra de Cazorla Segura y Las Villas Natural Park auf gut 1.300 m Höhe. Im Februar 2002 erblickte dort das erste Bartgeier-Küken das Licht der Welt und bis heute folgten 101 weitere. Aktuell leben dort 7 Bartgeierpaare, eines mehr als in den vergangenen Jahren. Insgesamt legten die Pärchen in der aktuellen Brutsaison 12 Eier von denen 10 befruchtet und 2 unbefruchtet waren. Das erste Ei wurde am 07.12.‘20 gelegt, das letzte am 29.01.‘21.

Auf der Webseite der Vulture Conservation Foundation (VCF) werden alle flauschigen Schätzchen mit Name und Details vorgestellt. Das möchte ich an dieser Stelle natürlich liebend gerne ebenfalls übernehmen:

BG1094 ist das Küken von Joseph und Keno, schlüpfte am 29.01.’21 auf natürlichem Wege und brachte dabei 145,1 g auf die Waage. Es wurde „Attenborough“ genannt, nach dem berühmten Naturforscher David Attenborough.

BG1100, das Küken von Lázaro und Nava, wurde am 24.02.’21 mit Geburtshilfe aus dem Ei gepellt. Dabei wog es 148,3 g. Es wurde „Herrera“ genannt, nach dem Biologen Carlos Herrera.

BG1102 ist das Küken von Andalucía und Salvia, 142,8 g schwer und kam 26.02.’21 auf natürlichem Wege zur Welt. Auch dieses Küken wurde nach einer Weltberühmtheit im Naturschutz benannt: „Goodall“ tritt in die großen Fußstapfen von Jane Goodall.

BG1103 mit einem Kampfgewicht von 128,9 g schlüpfte am 04.03.’21 als Küken von Borosa und Toba, ebenfalls auf natürliche Weise. Es wurde „Félix“ getauft, nach Félix Rodríguez de la Fuente, einem spanischen Naturforscher.

BG1104, das zweite Küken von Andalucía und Salvia, schlüpfte ebenfalls am 04.03.’21 mit Geburtshilfe. Das 139,8 g schwere Küken wurde „Cousteau“ genannt, nach Jacques-Yves Cousteau, einem französischen Unterwasser-Photographen und Unterwasser-Filmer.

BG1107, Küken von Tranco und Sabina, kam am 06.03.’21 auf natürliche Weise zur Welt. Es wog stolze 151,1 g. Seine Name ist „Leakey“, nach der britischen Anthropologin Mary Douglas Leakey.

BG1112, am 11.03.’21 mit Hilfe aus dem Ei gepellt, wo bei der Geburt 121 g. Das zweite Küken von Borosa und Toba wurde „Diario Jaén“ genannt, nach einer Tageszeitung aus der Zentral-Andalusischen Provinz.

BG1113, das Küken von Elías und Viola, kam am 14.03.’21 natürlich zur Welt. Mit 159,1 g wurde es „Prescott“ genannt, nach der Tierärztin und Koordinatorin des andalusischen Schutzprogramm-Netzwerkes Isabel Molina Prescott.

BG1116, das Küken von Elías und Viola, kam kurz darauf am 21.03.’21 mit einem Gewicht von 152 g auf natürliche Weise zur Welt. Es wurde nach der amerikanischen Zoologin und Naturschützerin Dian Fossey benannt, „Fossey“.

Zu guter Letzt BG1117, das Küken von Cabús und Perea, das gegen 00:45 Uhr am 24.03.’21 den schweren, natürlichen Weg durch die Eierschale meisterte. Es wog 149,9 g und wurde „Guinness“ genannt, da es einen neuen Weltrekord aufstellte! Noch nie schlüpften in einem Bartgeier-Center weltweit mehr Küken als hier in dieser Saison!!! APPLAUS APPLAUS!!!

Donnerstag, 25. März 2021

Geier-Webinar: Afrikanische Geier-Krise

Heute fand ein Geier-Webinar statt, bei dem André Botha zur Afrikanischen Geier-Krise referiert:

Er begann seinen Vortrag mit einem erschreckenden Video, das bereits auf der European Vulture Conference der Vulture Conservation Foundation (VCF) 2019 in Portugal vorgestellt wurde. Dort wird der dramatische Rückgang der afrikanischen Geierarten sehr anschaulich dargestellt. Von 11 Geierarten, die in Afrika leben, sind 7 akut vom Aussterben bedroht. 6 Geierarten kommen weltweit nur in Afrika vor.

Geier fliegen legen täglich große Distanzen zurück, teilweise über viele Länder, wo sie durch ihre spezielle Ernährung massenhaft Kadaver und Müll entsorgen und somit die Ausbreitung von Krankheiten verhindern. Verschwinden Geier aus einer Gegend, so breiten sich dort andere Raubtiere wie streunende Hunde aus, die teilweise Nutztiere angreifen und Krankheiten auf den Menschen übertragen können.

Altweltgeier sind mittlerweile eine der am meisten bedrohten Vogelarten weltweit. In wenigen Jahren wurde ein erschreckender Rückgang der Population über riesige Gebiete, Länder und sogar Kontinente verzeichnet mit dem Ergebnis, dass Kappengeier, Weißrückengeier, Wollkopfgeier und Sperbergeier kritisch vom Aussterben bedroht sind, Kapgeier, Schmutzgeier und Ohrengeier sind stark bedroht und Bartgeier und Mönchsgeier gefährdet (wobei der Bartgeier in einigen Regionen als kritisch vom Aussterben bedroht gilt). Deutlich besser geht es Palmgeiern und Gänsegeiern.

Schuld für den Rückgang der Geier aus großen Teilen Afrikas sind folgende Bedrohungen: 61 % Vergiftung, 29 % Verfolgung, 9 % Elektrische Infrastruktur, 1 % Sonstiges (allerdings erfolgen viele Fälle von „Verfolgung“ zwecks Handel mit Geierkörperteilen auch mit Gift).

Bei den Vergiftungsvorfällen wird in 3 Kategorien unterschieden:

Versehentliche Vergiftung: Im Konflikt zwischen Raubtieren und Nutztieren wollen Farmer ihre Nutztiere schützen und legen Giftköder aus. Leider sterben dadurch neben den Raubtieren auch viele Geier. Es gab z.B. einen Fall, bei dem in Namibia 3 Löwen über 50 Schafe und Ziegen in einem Gehege getötet haben. Die Farmer hatten nicht viel Geld, also war es für sie ein riesiger Verlust. In einem ähnlichen Beispiel haben Elefanten ein großes Feld zerstört und die gesamte Ernte ruiniert. Hier muss man Verständnis haben, wenn sie die Raubtiere/Schädlinge töten wollen und dabei erstmal nicht an Geier denken. 

Bewusstes Vergiften: Die erfolgt oft durch Elfenbeinjäger, die bewusst Geier ausrotten wollen, um nach erfolgreichem Beutezug genug Zeit zu haben das Elfenbein vom Kadaver zu schneiden. Seit Corona werden auch häufig Tiere des Fleisches wegen getötet, weil die Menschen hungern. Auch hier waren Geier oft „im Weg“ und wurden getötet. Allein in den letzten Jahren waren über 3.000 Geier betroffen, dabei u.a. 2019 in Botswana über 500 Geier (6 unterschiedliche Arten) in einem Event.


Traditionelle Nutzung: Der illegale Verkauf von Geierkörperteilen, um in die Zukunft schauen zu können (z.B. Sportveranstaltungen, Lotterie), boomt vor allem in weiten Teilen Westafrikas (Nigeria). Sehr häufig werden die Geier-Köpfe verkauft, um z.B. getrocknetes Geierhirn zu rauchen. Um die steigende Nachfrage zu decken, werden immer mehr Geier getötet, meist durch Gift. Gespräche mit Händlern zeigen, dass ihnen nicht bewusst ist, wie gefährlich es ist vergiftete Geier(körperteile) zu verkaufen und dann zu konsumieren – abgesehen davon, dass dies illegal ist. In Guinea-Bissau wurden zwischen Februar und März 2020 über 2.000 Kappengeier getötet. Trauriger Hintergrund: Der Besitz eines Geierkopfes schützt angeblich vor Schicksalsschlägen (wie Covid), so dass zu Beginn der Pandemie in kurzer Zeit zahllose Geier getötet wurden. Erst vor zwei Wochen gab es einen weiteren Vorfall dort mit über 50 getöteten Geiern.

 

Eine weitere Bedrohung ist die elektrische Infrastruktur: Durch Stromschlag und Kollisionen mit Stromleitungen oder Windkraftanlagen sterben viele Geier und andere große Vögel. Leider werden noch immer viele Gebiete in Afrika nicht genau untersucht und Verluste nicht dokumentiert. Ein Problem ist, dass Erneuerbare Energien fortschreiten und immer mehr Windkraftanlagen gebaut werden, dabei aber selten beachtet wird, welche Gegenden wichtig für Vögel und deren Migration ist.

2017 wurde der Multi-species Action Plan to Conserve African-Eurasian Vultures (Vulture MsAP) verabschiedet, um das große Geiersterben zu stoppen. Hierbei wurden mit Fokus auf Afrika, Europa und Asien insgesamt 12 Bedrohungen mit definierten Maßnahmen zu den deren Bekämpfung definiert, Stakeholder-Analysen durchgeführt, ein 12-Jahres-Plan erstellt und die kritischen Maßnahmen hoch priorisiert. 

 
 

Zum Gelingen den Projektes ist es am Wichtigsten, dass jedes Land seinen eigenen nationalen Plan einführt, um sich am Schutz der Geier zu beteiligen. Viele finden zwar die Idee gut, aber wenn es um die Handlung geht, müssen Finanzen, Personal etc. bereitgestellt werden, was viele Länder dann nicht umsetzen wollen. Einen abgestimmten, nationalen Vulture Action Plan gibt es bereits in Simbabwe. In Südafrika, Botswana, Kenia, Sambia, Nigeria, Ghana und Cabo Verde liegen ähnliche Pläne im Entwurf vor.


Es wurde eine Landkarte aller Bedrohungen und kritischen Gegenden in Afrika erstellt. Außerdem gibt es ein Trainingsprogramm für Wildlife Poisoning, bei dem seit 2017 fast 2.800 Personen in 13 afrikanischen Ländern geschult wurden. Außerdem gibt es ein Handbuch für Wildlife Poisoning mit entsprechendem Protokoll. Bei der Umsetzung der ambitionierten Pläne ist die Zusammenarbeit mit vielen Partnern und Organisationen sehr wichtig. So wurde die Zusammenarbeit mit der VCF intensiviert und ein enger Austausch geführt. Außerdem wurde zur Sicherung der elektrischen Infrastruktur die Zusammenarbeit zwischen dem Endangered Wildlife Trust (EWT) und ESKOM, dem größten Stromanbieter Afrikas, verstärkt.

Um die lokale Bevölkerung zu involvieren, wird viel Aufklärungsarbeit geleistet, z.B. in Mozambique, Sambia, Malawi, Uganda und Angola. Der International Vulture Awareness Day wurde 2020 von 55 Länder gefeiert – ein super Zeichen, dass der Geierschutz weltweit als wichtig erachtet wird. Sehr aktiv sind auch Botswana, Namibia, Kenia, Tansania und weitere. Da Geier riesige Gegenden überfliegen und keine Grenzen kennen, ist eine länderübergreifende Zusammenarbeit wichtiger denn je.


Es gibt aber auch gute Nachrichten im Geierschutz zu verzeichnen:

Im gestrigen Sperbergeier-Symposium wurde darauf hingewiesen, dass der Sperbergeier südlich der Sahara die am häufigsten beobachtete Geierart ist und sich langsam Richtung Europa ausbreitet. Die Kapgeier-Brutpaare in der Blouberg Kolonie in Südafrika verzeichnen einen deutlichen Anstieg von 800 Paaren in 2006, über nur noch 500 Paare in 2009 bis wieder hin zu 1.500 Paare in 2018.


Mittwoch, 24. März 2021

Internationales Symposium zum Sperbergeier im Mittelmeerraum – Session II

Nach einer kurzen Pause wurde das internationale Online-Symposium zum Sperbergeier im Mittelmeerraum fortgesetzt.



Rachid El Khamlichi berichtete über den Sperbergeier in Marokko. Zuerst wurde im Süden Marokkos im Jahr 2002 ein Sperbergeier entdeckt und bis 2020 stieg die Anzahl der Sichtungen auf 55. Die Geier kamen vorwiegend aus dem Senegal und aus Mali. Einige wurden mit GPS-Sender ausgestattet, so dass beobachtet werden konnte, wie sie die Straße von Gibraltar queren wollten. Allerdings drehten sie ab und flogen zurück in die Sub-Sahara. Dabei nahmen 3 Geier mit GPS jeweils unterschiedliche Routen durch Marokko. Mittlerweile sind 26 Geier besendert.


Eine Folie zeigt die Verluste von Sperbergeiern aufgeschlüsselt nach Ländern. Die größten Bedrohungen sind Schwächungen, Stromschlag aber auch weitere, bisher nicht identifizierte Gründe. Leider erfolgte die synchrone Übersetzung aus dem Französischen ins Englischen nur sehr schleppend, so dass ich einen Großteil des Vortrages nicht verstehen konnte.



Der Status des Sperbergeiers in Algerien wurde von Haféda Benmammar Hasnaoui vorgestellt. Offiziell gibt es in Algerien 5 Geierarten: Mönchsgeier, Gänsegeier, Ohrengeier, Schmutzgeier und Bartgeier. Der Sperbergeier zählt nicht dazu, da er in Algerien als ausgestorben gilt. Somit steht er auch nicht auf der Liste der geschützten Tierarten des Landes. Obwohl Algerien das größte Land des afrikanischen Kontinents mit vielen Nachbarländern ist, gibt es dort kaum Sichtungen von Sperbergeiern.


Zwischen 2002 und 2004 wurde allerdings Brutverhalten beobachtet. Außerdem wurden 2 verletzte bzw. geschwächte Geier in eine Auffangstation gebracht und dort als Sperbergeier identifiziert. In Anlehnung an die Schmutzgeierprojekte LIFE Egyptian Vulture bzw. Egyptian Vulture New LIFE ist eine nationale Initiative zum Schutz von Geiern geplant. Leider war auch bei dieser Präsentation die Technik und die Sprachbarriere ein klein wenig problematisch.


Der Status des Sperbergeiers in Algerien wurde ergänzt durch Informationen von Amina Fellous-Djardini und Lahouari Djardini. Der erste der beiden geretteten Sperbergeier wurde im November 2006 in einer Bergregion zwischen Marokko und Tunesien eingesammelt, wo es keine Wälder gibt. Der zweite Sperbergeier wurde in der Zentral-Sahara in einer offenen Landschaft gefunden, wo er im Wasserloch einer Farm fast ertrunken wäre. In Gefangenschaft wurde in Kreuzung mit einem Gänsegeier ein Ei gelegt, aus dem allerdings kein Küken schlüpfte.

 

Im Westen des Landes gibt es zwei Flugwege durch die Sahara-Region, eine weitere Flugroute im Osten. Vor allem im Norden entlang der Küste steigen mittlerweile die Sichtungen von Sperbergeiern. Zu Vergiftungen und Stromschlägen kommt es eher selten. Es könnte ebenfalls zu illegalem Verkauf auf lokalen Märkten kommen.


Alejandro Onrubia befasste sich in seinem Vortrag mit der Fragestellung, ob Gänsegeier die Vertretung für Sperbergeier im Norden Afrikas sowie im Süden Spaniens sind – Infos von der Straße von Gibraltar. Während Sperbergeier kritisch vom Aussterben bedroht sind und in Afrika ein sehr starker Rückgang zu verzeichnen ist, geht es der Gänsegeier-Population im Süden Europas besser denn je.



Nachdem es bis in die 1970er-Jahre keine Sichtungen von Sperbergeiern gab, wurden sie anschließend häufiger. Seit 1999 gibt es Sichtungen von Brutversuchen, allerdings nicht von Sperbergeiern untereinander, sondern immer in Kreuzung mit Gänsegeiern. Über 85 % de gesichteten Sperbergeier sind Junggeier oder fast-erwachsene. Europäische Gänsegeier gehen in ihrer Jugend auf Reisen und fliegen über die Iberische Halbinsel bis nach Nordafrika. Scheinbar schließen sich auf ihrem Rückweg immer häufiger Sperbergeier an und kommen dadurch von der Sub-Sahara immer weiter nach Norden. Viele Gänsegeier sind mit GPS besendert, so dass viele Flugrouten zwischen Europa und der Sahel-Zone bekannt sind. 


Da Gänsegeier und Sperbergeier sehr gesellig sind, tauchen sie oft in großer Zahl gemeinsam auf. Jährlich überfliegen etwa 20-90 Sperbergeier die Straße von Gibraltar, wobei der Durchschnitt im letzten Jahrzehnt auf ca. 77 pro Jahr gestiegen ist, davor nur ca. 47. Im Vergleich hierzu werden an der Straße von Gibraltar jährlich 6.000-12.000 Gänsegeier beobachtet.


80 % der Sperbergeier fliegen im Frühling über Gibraltar (Ende März bis Anfang Juni), im Herbst 80 % zwischen Ende August und Anfang Oktober). Der jährliche Anstieg von migrierenden Sperbergeiern beträgt ca. 22 %. 





Offenbar wurden sogar bereits Weißrückengeier an der Straße von Gibraltar gesichtet. Der Austausch der Geier ist rege: Es kommen immer mehr Sperbergeier nach Spanien, während immer mehr Gänsegeier in der Sahel-Zone gesichtet werden. Ein wirklich spannender Vortrag!


Auch José Tavares von der Vulture Conservation Foundation (VCF) referierte beim Sperbergeier-Symposium über den Geierschutz im Mittelmeerraum. Nach einer kurzen Vorstellung der bedrohten Altweltgeier-Arten betonte er, dass die meisten Geierarten in Europa aufgrund der guten Geierschutzmaßnahmen wieder zunehmen.

In West-Europa ist sogar ein enormer Zuwachs zu verzeichnen, während er in Ost-Europa noch eher schleppend ist. Die Schmutzgeier-Population im Balkan nimmt allerdings weiterhin ab. Mit Hilfe einer großen europäischen Datenbank werden die Bedrohungen ausgewertet. Nummer 1 ist dabei ganz klar Gift – gefolgt von Stromschlag/Kollisionen und Futtermangel.


 




In Sachen Aufklärung von Wildtier-Kriminalfällen ist Andalusien weltweiter Vorreiter. Daher erfolgt nun mit dem Projekt BalkanDetox LIFE ein Roll-Out der spanischen Erfolge in den Balkan.









Hierzu zählt u.a. das Sichern von Stromleitungen, eine bessere Planung von Windkraftanlagen und das Einrichten von Futterstellen für wilde Geier. In Spanien gibt es bereits fast 200, während Futterstellen z.B. in Portugal nicht erlaubt sind. Zu schade, dass die Zeit des Symposiums bereits sehr fortgeschritten war, so dass José seinen spannenden Vortrag leider sehr abkürzen musste. Wie immer hätte ich ihm noch Stunden zuhören können!

Der letzte Vortrag kam von José Rafael Garrido López zur Fragestellung, ob der Mittelmeerraum Vorreiter im weltweiten Sperbergeier-Schutz ist. Nach dem heutigen Symposium wurde ja deutlich, dass sich die Sperbergeier immer weiter nach Marokko, evtl. Algerien und sogar auf die Iberische Halbinsel ausbreiten. Dies scheint eine Folge der anhaltenden Ausbreitung der Sahara und somit des Verschwindens des Lebensraumes der Geier zu sein. 




Im Moment gibt es zum Verhalten der Sperbergeier mehr Fragen als Antworten und es ist wichtig, dass länderübergreifend an ihrem Schutz gearbeitet wird.

So wurde der Sperbergeier bereits in das Schutzprogramm in Andalusien aufgenommen und eine Fachgruppe für den Schutz der Sperbergeiers im Mittelmeerraum gegründet. Außerdem sollen Beobachtungen und Dokumentationen des tatsächlichen Brutverhaltens intensiviert werden. Auch die Generierung eines Aktionsplanes für Andalusien, Marokko und Algerien ist derzeit im Gespräch.


Bei der abschließenden Fragerunde kam heraus, dass sogar Peter Mundy aus Simbabwe zugeschaltet war – einer der größten Geierforscher überhaupt! Er wollte wissen, wann Diclofenac endlich in Europa verboten wird. José Tavares versicherte, dass die VCF seit Jahren für ein Verbot in Europa kämpft. Allerdings müssen Beweise vorliegen, dass tatsächlich Geier durch Diclofenac gefährdet sind, was in Europa bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Im Gegensatz zu Asien scheint in Europa Diclofenac noch nicht in der Nahrungskette von Geiern angekommen zu sein, aber die Untersuchungen werden unermüdlich fortgesetzt.

Ich bin wirklich begeistert, wie viele Informationen in die kurze Zeit gepackt wurden. Von mir aus hätte es noch ein paar Tage so weitergehen können! Natürlich ätzt es mich an, dass Corona seit über einem Jahr meine ganzen Geier-Aktivitäten und Reisepläne zunichtemacht. Um in dem ganzen Ärger aber zumindest etwas Positives zu finden, möchte ich mich ganz herzlich dafür bedanken, dass jetzt weltweit immer mal wieder online Geiervorträge und Konferenzen angeboten werden, an denen Interessierte problemlos teilnehmen können!!! Gerne mehr davon!!!