Nachdem ich viele Monate drüber nachgedacht hatte, einen Blog über Geier zu starten, konnte ich mich am 05.03.2010 endlich aufraffen und habe meinen Geierblog „
Faszination Geier“ ins Leben gerufen. Mit dem Artikel „
Geburtsstunde“ fing alles an und in den folgenden 10 Jahren sollten noch über 1320 weitere Geierartikel folgen. Zwei Artikel (über die verschiedenen Geierarten sowie das Geierlied aus dem Dschungelbuch) hatten dabei um die 10.000 Seitenaufrufe.
|
10 Jahre Geierblog!!! |
Insgesamt wurde mein Geierblog fast 260.000mal angeklickt, was ich für einen deutschen Blog zu diesem speziellen Thema gar nicht so schlecht finde. Mir ist klar, dass ich mit einer englischen Übersetzung wesentlich mehr Leser ansprechen würde, aber dafür fehlt mir leider einfach die Zeit. Außerdem habe ich bisher noch keinen vergleichbaren Blog auf Deutsch gefunden. Ich hoffe daher, dass die über 30.000 hochgeladenen Geierfotos ihre eigene Sprache sprechen und auch Leser anlocken, die meine Muttersprache vielleicht nicht verstehen.
|
Feier des Weltgeiertages (IVAD) im Allwetterzoo Münster |
Meine Leser kommen zu fast 60 % aus Deutschland, aber die USA und Russland sind ebenfalls stark vertreten. Ansonsten gibt es auch regelmäßige Zugriffe z. B. aus der Schweiz, Österreich, den USA, Südafrika, Frankreich, der Ukraine und den Niederlanden. Vorwiegend wird mein Blog über die Verlinkungen auf Facebook entdeckt, also über mein Profil sowie meine englische Geierseite „
fascinated by vultures“. Aber auch die gute Schlagwort-/Bilder-Suche rund um das Thema Geier bringt viele Treffer.
Am meisten Spaß macht es mir „live“ aus meinen Einsätzen als Volunteer zu berichten, wenn ich wirklich aktiv mit diesen wunderbaren Tieren arbeiten und spannende Geschichten erzählen kann. Dabei stach vor allem mein „Geierjahr“ zwischen Oktober 2012 und September 2013 heraus. Aber auch das Ausbrüten der Geiereier und das Aufwachsen einiger Geierküken im Duisburger Zoo konnte ich fast täglich dokumentieren.
|
Gänsegeierküken im Duisburger Zoo |
In den 10 Jahren, seit ich den Blog schreibe, habe ich als freiwillige Helferin fast 100 Wochen auf 5 Kontinenten in 11 Ländern gearbeitet und die verschiedensten Geierprojekte unterstützt. Den Großteil – gut 60 Wochen – habe ich in 13 Einsätzen bei
VulPro in Südafrika verbracht.
- Afrika (Südafrika, Namibia; ca. 62 Wochen)
- Europa (Kroatien, Österreich, Italien, Bulgarien, Frankreich; ca. 12 Wochen)
- Nordamerika ( Mexiko, USA; 8 Wochen)
- Südamerika (Ecuador; 6 Wochen)
- Asien (Nepal; 6 Wochen)
Dabei konnte ich mithelfen dutzende Geier gesund zu pflegen, Jungtiere aufwachsen sehen, genesene Geier und Nachzuchten auswildern, Besuchergruppen und Sponsoren durch die Projekte führen, das Verhalten wilder Geier studieren, unzähliges Aas zubereiten und Länder entdecken, in die ich ohne Geier vermutlich nie gereist wäre.
|
Kapgeier-Auswilderung in Südafrika |
|
Für diesen Moment leben wir Geierschützer: Abflug in die Freiheit!!! |
Außerdem habe ich an drei Geierkonferenzen in Frankreich und Portugal teilgenommen, war mit Geier-Infoständen mehrfach beim Weltgeiertag im Allwetterzoo Münster und beim Artenschutztag im Zoo Duisburg vertreten, habe an drei Geierkinderbüchern mitgewirkt, mehrere Zeitungsartikel, Newsletterartikel und Berichte für andere Blogger über Geier geschrieben, Geiervorträge gehalten, den „Noah 2015“ als Artenschützer des Jahres gewonnen, diverse Schüler und Studenten bei ihren Referaten über Geier unterstützt, im Tierpark Nordhorn, in Kroatien und in Südafrika Patenschaften für Geier übernommen, Spenden gesammelt und vieles, vieles mehr.
Im Laufe der vielen Arbeiten und Recherchen haben ich hunderte tolle Geierschützer kennen gelernt und viele Freundschaften geschlossen.
|
José, Direktor der Vulture Conservation Foundation (VCF) |
Gerade im Geierschutz kommt es sehr auf die Menschen an, die sich mit ihrem Herzblut für Geier engagieren.
|
Fatima hab ich auf Facebook kennengelernt und in San Diego bei ihren Kalifornischen Kondoren besucht |
Auch wenn sich die Lobby der Geier in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, so gibt es noch immer viel zu viele Menschen, denen Geier vollkommen egal sind oder die Geier sogar verachten. Bei mir fing die Liebe zu Geiern bereits als kleines Kind an und ich bin mir sicher: Fängt das Herz einmal an für Geier zu schlagen, dann hält dies ein Leben lang an!!!
|
Riesen-Gustav wickelt jeden "Geier-Neuling" um den Schnabel und ist ein toller Sympathieträger |
Geier lehren uns jeden Tag aufs Neue, was für beeindruckende, wunderbare Tiere sie sind. Sei es durch die liebevolle Aufzucht ihrer Jungtiere, den majestätischen Gleitflug oder ihre Anatomie, die perfekt auf ihr Leben als Aasfresser und somit Gesundheitspolizei angepasst ist.
|
Zählung und Beringung wilder Ohrengeierküken in Namibia |
Geier können über 10.000 m hoch fliegen (der
Sperbergeier ist sogar der Rekordhalter im Tierreich), hunderte Kilometer an einem Tag zurücklegen und kleinste Aas-Häppchen aus mehreren Kilometern Entfernung ausfindig machen. Stürzen sie aus mehreren Kilometern Höhe zum Aas herab, so kann ihr Körper problemlos die enormen Temperaturunterschiede bewältigen. Die riesigen
Andenkondore schrammen nur knapp an einem weiteren Rekord vorbei: Sie sind zwar mit einem Gewicht von 15 kg und einer Spannweite von gut 3,5 m die größten Geier – aber der Albatros kann noch 20 cm Spannweite draufpacken.
Viele Geierarten wie der
Gänsegeier,
Kapgeier, Weißrückengeier
und ähnliche haben lange, nackte Hälse und einen glatten Kopf. Damit können sie tief in Körperöffnungen und Eingeweide von Aas vordringen, ohne sich ihr Gefieder zu verkleben. Eine flauschige Halskrause dient zusätzlich als „Schlabberlätzchen“ und verhindert, dass Blut vom Hals ins Gefieder läuft.
|
Wilde Kapgeier und Weißrückengeier im Geierrestaurant von VulPro in Südafrika |
Nach einem blutigen Mahl nehmen Geier immer gerne ein Bad, um sich sofort das Gefieder zu reinigen.
|
Mein Weißrückengeier-Patenkind Jo bei VulPro in Südafrika |
Manche Geier ernähren sich vorwiegend von Haut. Um diese aufreißen zu können, haben sie einen besonders starken Schnabel. Da Hautfressen im Gegensatz zu Eingeweiden eine kaum blutige Angelegenheit ist, können sich diese Geierarten ein paar schöne Federn an Kopf und Hals leisten. Anderen Geierarten reichen Aasfetzen, die vom Festmahl der größeren Geier übrig bleiben. Diesen Arten reicht ein kleiner, schwacher Mini-Schnabel.
|
Schmutzgeier nutzen Steine zum Öffnen harter Eierschalen |
Der relativ kleine
Schmutzgeier nutzt Steine als Werkzeuge, um mit ihnen die harte Schale seiner Leibspeise, Straußeneier, aufzuschlagen, während die großen
Bartgeier bis zu 30 cm lange Knochen am Stück verschlingen können. Auch vor größere Knochen machen sie nicht halt, sondern nehmen sie in die Krallen, schwingen sich in die Lüfte und lassen die Knochen aus gut 80 m Höhe auf Steinplateaus fallen, damit sie in kleinere Stücke zerbrechen.
|
Bartgeier verschlingen große Knochen am Stück |
Ihre Nahrung besteht bis zu 95 % aus Knochen und ihre starke Magensäure hat keine Probleme damit diese zu zersetzen. Insgesamt ist die Magensäure aller Geierarten so sauer, dass Geier keine Angst vor Krankheitserregern wie Anthrax, Tollwut und ähnlichem haben müssen.
Die meisten Geierarten sind weltweit stark bedroht, was den meisten Menschen leider nicht bewusst ist. Zu den Hauptursachen für das große Geiersterben gehört der Einsatz schädlicher Medikamente wie Diclofenac in der Tiermedizin (Geier vertragen den Verzehr von Aas mit Diclofenac-Rückständen nicht), Bleivergiftung, Abschuss, Kollisionen mit Stromleitungen oder Windkraftanlagen, Stromschlag, aktive Vergiftung durch Wilderer oder passive Vergiftung durch den Verzehr von Giftködern gegen Raubtiere, Zerstörung der Brutgebiete, Ausbreitung des Menschen und vieles mehr. Heute möchte ich aber nicht über die traurigen Seiten des Geierschutzes sprechen, sondern diese wunderbare Tierart, für die sich all die harte Arbeit lohnt, feiern!
|
Majestäten der Lüfte |
Ich bin sehr dankbar, diese Leidenschaft für Geier entwickelt zu haben und mit Leib und Seele für den Geierschutz zu brennen. Mit Leidenschaft über etwas zu berichten und ehrlich von Geiern zu schwärmen ist meiner Meinung nach für diese missverstandene Tierart sehr viel wichtiger als wissenschaftliche Untersuchungen und Fachartikel. Geier brauchen jeden Schutz, den sie kriegen können, wenn wir nicht möchten, dass schon bald die erste Geierart ausstirbt. In den 80er-Jahren war es mit dem Kalifornischen Kondor fast so weit, als nur noch zwei Dutzend Exemplare übrig waren.
|
Wiederangesiedelte Kalifornische Kondore in Baja California, Mexiko |
Mittlerweile gibt es wieder über 500 Exemplare, ein beispielloses Comeback im Artenschutz. Durch das traurige Drama seiner Beinahe-Ausrottung hat der Kalifornische Kondor viele Anhänger gefunden und eine tolle Publicity. Wieder einmal bestätigt sich das Lieblingszitat vieler Artenschützer:
„Menschen schützen nur, was sie lieben!“ Ich kann vielleicht die Geier weltweit nicht schützen und meine aktive Geierarbeit ist zeitlich auf meine Geierurlaube beschränkt. Aber ich kann ganzjährig dazu beitragen, dass Menschen anfangen Geier zu respektieren und sie vielleicht eines Tages sogar lieben und schützen werden! Geier haben es verdient!
|
Geier-Infostand beim Artenschutztag |
In diesem Sinne, genüssliches Aas hack und happy birthday Geierblog!!! Auf die nächsten 10 Jahre!!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen