Samstag, 14. März 2020

Letzter Geierbesuch für eine unbestimmte Zeit

Als ich gestern Abend in Ruhe meinen Wochenendausflug zu einer der großen niederländischen Geiervolieren planen wollte, setzt schon bald der überraschende Riesenfrust ein: Fast im Minutentakt erreichten mich via Facebook von sämtlichen niederländischen Zoos die Infos, dass sie mit sofortiger Wirkung vorerst wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben. Auch die ersten deutschen Zoos und Tierparks schlossen sich dieser Ansage an.
Zum Glück erfuhr ich, dass der Allwetterzoo Münster zumindest am Samstag noch geöffnet bleiben würde. Ein guter Trost, denn die dortige Geiervoliere ist gut bestückt und immer wieder einen Tagesbesuch wert. Außerdem bleiben an Geiergehegen bekanntlich sowieso kaum Menschen freiwillig stehen, so dass ich dort ganz gut den empfohlenen Sicherheitsabstand einhalten kann. Außerdem ergab sich die Gelegenheit einen netten Bekannten treffen zu können, bevor sämtliche sozialen Kontakte unterlassen werden sollen.
Das Wetter war herrlich, überall im Zoo klapperten wilde Störche in ihren Nestern, vor allem rund um die Geiervoliere. Und die Geier waren in bester Laune. Die die Mönchsgeier besonders gut zu beobachten waren, werde ich ihnen einzelne Artikel widmen sowie dem Sekretär. Dieser Artikel steht im Fokus der vielen Gänsegeier.
Die Brutsaison hierzulande befindet sich in vollem Gange und ich konnte wenigstens drei Gänsegeierpaare beim fleißigen Brüten (oder zumindest Probeliegen?) beobachten. Hierzu gibt es an beiden Enden der Voliere diverse Brutplattformen an der Wand.
Bevor sich ein Geier in die Lüfte schwang und mit wenigen Flügelschlägen durch die große Voliere glitt, wurden die Flügel zunächst ausgebreitet und kräftig warmgeflattert.
Im oberen Bild ist ein erwachsener Gänsegeier zu sehen - zu erkennen an der flauschigen, weißen Halskrause. Der Geier im unteren Bild ist ein Junggeier, vermutlich vom letzten Jahr, der noch eine sehr federige, braune Halskrause hat. Außerdem sind seine Augen fast schwarz - im höheren Alter werden sie beige.
Kaum hatte dieser Geier auf seinem Aussichtsast eine Sonnenanbeter-Pose eingenommen, da verschwand die Sonne für einen Moment hinter den Wolken. Pech gehabt!
Ich mag diese großen Volieren, wo Geier auch mal ein, zwei Runden drehen können. Es ist immer wieder beeindruckend diesen eleganten Flugkünstlern in ihrem Element zuschauen zu können! Hier der Junggeier beim Abflug:
 
Ihm hing eine Art flauschiger Dreadlock vom Flügel. Ich konnte allerdings nicht erkennen, um was es sich dabei handelt. Hoffentlich hat sich nur irgendein Fell oder Flaum dort verheddert und es ist keine Verletzung!?
Edler Altgeier:
Der Junggeier war besonders agil und flatterte munter von Brutplattform zu Brutplattform.
Während ich die Geier den ganzen Tag beobachtete, musste ich aufpassen, dass mir keiner der vielen Störche einen Willkommensgruß vom Volierendach nach unten spritze. Zweimal ging es nur knapp daneben. Aber dadurch lasse ich mir doch den Geierspaß nicht verderben.
Insgesamt blieben, wie erwartet, nur wenige Menschen bei den Geiern stehen. Gut, die Betonwände der Voliere mögen nicht mehr ganz so modern und schön aussehen, wie so manch einer beklagte. Aber das ändert doch nichts daran, dass die Tiere in der Voliere dafür umso schöner sind!!! Außerdem haben sie hier immerhin im Vergleich zu manch anderem Zoo die Gelegenheit ihre großen Schwingen zu nutzen und tatsächlich zu fliegen!
Kleine Kletterpartie...
Stolz hat der hübsche Junggeier die Kletterstiege bezwungen. Eigentlich wurde diese für das Mönchsgeierpaar angelegt, nachdem sich einer der beiden den Flügel verletzt hatte und sonst nicht mehr zu dem früheren Brutplatz heraufgekommen wäre.
Und wieder flatterte der Junggeier los.
Geier beim Brüten. Hin und wieder landete der zweite Geier im Nest und beide schienen mit ihrem Schnäbeln ein Ei hin und her zu rollen, bevor sie den Platz tauschten. Hoffentlich klappt es mit Nachwuchs, da der Allwetterzoo Münster Auswilderungsprogramme in Bulgarien unterstützt.
Alt und Jung vereint.
Hier zur Abwechslung ein erwachsener Geier im Fluge.
Und der Junggeier gleich hinterher...
Diese sonnigen Stunden unter Geiern war genau das, was ich bei der Corona-Krise gebraucht habe. Endlich mal abschalten und einfach nur den friedlichen Anblick dieser wunderschönen Tiere genießen!
Ich darf gar nicht daran denken, wie es sein wird, wenn die Zoos jetzt vielleicht monatelang geschlossen bleiben. Natürlich möchte ich auch, dass sich möglichst wenig Menschen anstecken und daher sollten alle großen Menschenansammlungen vermieden werden. Aber ich weiß auch, wie hart die Zeit vor einigen Jahren war, als monatelang wegen der Vogelgrippe sämtliche Geier in den Zoos abgeschottet oder hinter die Kulissen gebracht wurden. So ein kalter Geierentzug ist schrecklich. Und wie es aussieht, werden jetzt immer mehr Länder ihre Grenzen - vor allem auch für Deutsch - schließen und einen baldigen Geierurlaub unmöglich machen. Ich sehe einsame, schwere Zeiten auf uns zukommen! :-(

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